Hoch 3 Ausgabe 37

XXXXXXXXX 1 Österreichische Post AG, MZ 04Z035687 M, tirol kliniken, Anichstr. 35, 6020 Innsbruck 04 Eine von uns Juristin Laura Webhofer 14 Leben schenken Teamarbeit bei Organtransplantationen 22 Im Gespräch mit den Gewaltschutzbeauftragten Andrea Hohenegger und Eleonora Genelin TEAM APRIL 2025 | #37 HOCH3

Auch die HOCH³ ist Teamarbeit und es ist bereits die 15. Ausgabe, die wir als Chefredakteurinnen verantworten und mit Stolz und Dank an alle Beteiligten präsentieren dürfen. 2 EDITORIAL MEDIENINHABERIN UND HERAUSGEBERIN: Tirol Kliniken GmbH, www.tirol-kliniken.at • REDAKTION: 6020 Innsbruck, Anichstraße 35, Tel. +43 664 8268914 hoch3@tirol-kliniken.at • REDAKTIONSLEITUNG: Mag.a Michaela Speckbacher, michaela. speckbacher@tirol-kliniken.at • Mag.a (FH) Teresa Lackner-Pöschl, teresa.lackner-poeschl@tirol-kliniken.at • HERSTELLUNG UND VERTRIEB: Tirol Kliniken GmbH, Michael Gehrer MSc, Karin Brozzu• DRUCK: Athesia Tyrolia, Innsbruck • AUFLAGE, ERSCHEINUNG: 7000 Stück, gedruckt auf weißem FSC Recycled, erscheint mind. 4x jährlich • BLATTLINIE LAUT MEDIENGESETZ: Unabhängiges periodisches Druckwerk mit dem Zweck der Information von Mitarbeiter:innen und unternehmensinteressierten Personen der Tirol Kliniken GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht zwingend die Meinung der Herausgeberin oder der Redaktion dar. Keine Gewähr für die Richtigkeit in Wort und Bild. Reproduktionen jedweder Art und jedweden Umfanges sind nur mit ausdrücklicher schriftlicher Zustimmung der Redaktionsleitung gestattet. Wenn Sie das Magazin HOCH3 gerne beziehen möchten, geben Sie uns bitte unter hoch3@tirol-kliniken.at Ihre Anschrift bekannt. Abmeldungen können Sie uns ebenfalls über diese Adresse mitteilen. Geschätzte Lesende, haben Sie Teamgeist? Ein Gespräch im Fahrstuhl: Ein interessierter Kollege erkundigt sich nach dem Titelthema der HOCH³. „TEAM“ gefällt ihm – aber ob wir schon wüssten, wofür das die Abkürzung ist? Für „Toll, ein anderer macht’s!“  Den Lacher hatte er auf seiner Seite. Und obwohl lustig gemeint, birgt der Spruch einen wahren Kern. Die Idealvorstellung ist es, in einem harmonischen und erfolgreichen Team zu arbeiten. In der Realität gibt es viele Herausforderungen, und bis die vielen Rädchen aus Kompetenzen, Charakteren und Bedürfnissen wie in einem Uhrwerk ineinandergreifen, braucht es auch kritische Auseinandersetzung und gute Kommunikation. Wir haben uns für diese Ausgabe angeschaut, wo es ohne gute Teamarbeit nicht geht: Etwa im Gewaltschutz – wo Berufsgruppen, Institutionen und ein Netzwerk an Multiplikatoren zusammenarbeiten. Wir haben dem Schockraum-Team im Simulationszentrum über die Schulter geschaut und haben erfahren, wie viele Menschen es braucht, damit ein Spendeorgan ein Leben retten kann. Außerdem freuen wir uns über zahlreiche Einsendungen von den Mitarbeiter:innen, die von ihrem „Dream-Team“ erzählen. Wir wünschen viel Lesevergnügen, Die Redaktionsleiterinnen der HOCH3: Michaela Speckbacher und Teresa Lackner-Pöschl EDITORIAL HABEN SIE TEAMGEIST?

3 17 Die simulierte Realität CRM-Training im Simulationszentrum 20 Im Team gegen Gewalt Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Kompetenzzentrum 10 Dream Teams Teamfotos unserer Mitarbeiter:innen INHALTSVERZEICHNIS Eine von uns 04 Menschen und Paragrafen Wussten Sie, dass … 08 Respiratory Care Unit Natters Unsere Geschichten Dream Teams 10 Leben schenken 14 Die simulierte Realität 17 Im Team gegen Gewalt 20 Im Gespräch mit Eleonora Genelin 22 und Andrea Hohenegger hoch³aktiv 24 Wir arbeiten hochmotiviert, hochspannend und hochprofessionell. #wirsindtirolkliniken 31 Green Wall Gut zu wissen 32 Personalia, Termine, Dies & Das Für Körper und Geist Denksport 34 Ein Gruß von unserer Diätologie 35 14 Leben schenken Organspenden retten Leben

4 EINE VON UNS PARAGRAFEN Es ist der Kontakt mit den Menschen, der Laura Webhofer an ihrer Arbeit im Krankenhaus gefällt. Ein Vortrag für Mitarbeiter:innen zur Arzthaftung, Beratungsgespräche direkt auf der Station oder die Arbeit im Compliance-Bereich: Ihr Aufgabenbereich als Juristin in den tirol kliniken ist abwechslungsreich und geht weit über den Aktenberg am Schreibtisch hinaus. MENSCHEN UND Wir verstehen uns als Servicestelle und sind dafür da, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei rechtlichen Fragestellungen im Berufsalltag zu beraten. Laura Webhofer Text: Teresa Lackner-Pöschl Foto: Gerhard Berger

5 EINE VON UNS ⟩⟩⟩ I st die Aufklärung einen Tag vor einem risikoreichen, nicht dringenden Eingriff ausreichend? Gilt die Verschwiegenheitspflicht auch, wenn die Ehepartnerin nach der Diagnose ihres verstorbenen Mannes fragt? Wie läuft das ab, wenn ich vor Gericht als Zeugin aussagen muss? – Die Fragen der jungen Ärztinnen und Ärzte sind vielfältig und konkret. Im heutigen Vortrag im Rahmen des tirol kliniken-Fortbildungsprogramms „MOVE“ für Ausbildungsärzt:innen stehen Berufsrechte und -pflichten sowie Arzthaftung auf der Agenda. Laura Webhofer steht am Redepult des Hörsaals und freut sich über das große Interesse am Thema. „Das erste Mal seit Corona findet der Vortrag wieder im Präsenzmodus statt, da entsteht eine ganz andere Dynamik und Diskussion als in einem Online-Meeting.“ Gekonnt übersetzt sie Paragrafen in alltagstaugliche Handlungsrichtlinien, wobei sie betont, dass es nicht auf jede Frage eine eindeutige Antwort gibt. Aber dazu später mehr. RECHT UND SOZIALKOMPETENZ „Zu Beginn des Jus-Studiums habe ich mich manchmal gefragt, ob ich nicht eher im Sozialbereich arbeiten möchte“, erinnert sich die Tirolerin zurück. „Aber die Rechtswissenschaften waren sehr spannend und hier in der Rechtsabteilung habe ich einen Job gefunden, in dem ich viel mit Menschen arbeite und intensiven Kontakt mit Mitarbeitenden habe. Reine Aktenarbeit würde mich beruflich nicht erfüllen.“ Zurück aus dem Hörsaal im 4. Stock des Verwaltungsgebäudes am Klinikareal beantwortet die 28-Jährige ein paar E-Mails und macht sich dann auf den Weg zum nächsten Termin. Einer ihrer fachlichen Schwerpunkte liegt im Gesundheits- und Medizinrecht. Dazu gehören Fragen der Arzthaftung, Aufklärungspflichten, aber auch allgemeine rechtliche Rahmenbedingungen in Sachen Krankenhausbetrieb. „Gerade in diesen Rechtsgebieten sind wir als Rechtsabteilung Ansprechpartner für konkrete Fragestellungen aus dem Arbeitsalltag in den Krankenhäusern.“ Eine solche Anfrage führt Laura Webhofer deshalb jetzt in die psychiatrische Ambulanz. SERVICESTELLE FÜR MITARBEITER:INNEN „Sehr häufig sind wir mit den Intensivstationen oder eben auch den Mitarbeitenden der Psychiatrie im Austausch“, erzählt die Juristin. Gerade in diesen Bereichen tauchen im Kontext der Zurechnungsfähigkeit, Melde- und Anzeigepflicht aber auch der Versorgung von Patient:innen in lebensbedrohlichen Zuständen gesetzliche Grauzonen auf, die es zu klären gilt. „Das sind oft sehr individuelle Fragestellungen, die im Stationsalltag auftauchen. Viele Fragen betreffen Patientenverfügungen, Erwachsenenvertretungen oder tauchen im Zusammenhang mit Freiheitsbeschränkungen auf. Rechtliche Vorgaben und die Handhabung in der Praxis ergäben oft ein Spannungsfeld, erklärt Webhofer. „Was im Gesetz eindeutig formuliert ist, muss im konkreten Fall oft einfach individuell bewertet werden. Wir verstehen unsere Abteilung als Servicestelle und sind dafür da, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Berufsgruppen bei rechtlichen Fragestellungen im Berufsalltag juristisch zu beraten.“ FOKUS COMPLIANCE Webhofers zweiter Schwerpunkt ist die Compliance. Aber was bedeutet das eigentlich? „Es geht vor allem darum, dass wir als Unternehmen regelkonform und rechtstreu handeln. Regelkonformität bedeutet, dass wir geltende Gesetze, Richtlinien, Vorschriften und innerbetrieblich festgesetzte Verpflichtungen einhalten. Rechtstreue heißt, dass wir uns von ethischen und moralischen Werten leiten lassen. Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Loyalität prägen unser Handeln und unsere Entscheidungen“, erklärt die Juristin. Sensibilisierungsmaßnahmen in Form von Vorträgen und spezifischer Input für einzelne Abteilungen oder Bereiche sind dabei zentral. Ein großes Projekt, an dem Laura federführend mitarbeitet, ist der neue Verhaltenskodex: „Wir haben in einem interdisziplinären Team den Kodex über die letzten Monate erarbeitet. Der neue allgemeine Verhaltenskodex geht über Regelungen ⟩⟩⟩ Was im Gesetz eindeutig formuliert ist, muss im konkreten Fall oft einfach individuell bewertet werden. Laura Webhofer Vorträge und Infoveranstaltungen gehören für Laura Webhofer zum Berufsalltag.

hypotirol.com Unsere Landesbank: Ihr starker Partner für große Ziele.

zur Korruptionsprävention hinaus und spiegelt die grundsätzlichen Werte der tirol kliniken wider.“ TEAMARBEIT IN ALLEN RECHTSANGELEGENHEITEN In der Rechtsabteilung ist Teamarbeit angesagt: Die Aufgabenbereiche sind nach Schwerpunkten auf mehrere Teams verteilt, die sich untereinander regelmäßig abstimmen und austauschen. Ein Schwerpunkt ist zum Beispiel die Durchführung von Vergabeverfahren. Die tirol kliniken sind als öffentliche Auftraggeberin verpflichtet, Leistungen auszuschreiben. Dabei ist der Betreuungsaufwand für die Rechtsabteilung unterschiedlich groß – häufig werden Ausschreibungen von den jeweiligen Fachabteilungen abgewickelt und von der Rechtsabteilung nur begleitet. Manche Ausschreibungen werden aber auch vollständig im Team der Rechtsabteilung umgesetzt. AUSDAUER UND AUSGLEICH Inzwischen ist die junge Juristin bereits drei Jahre in den tirol kliniken tätig. Besonders schätzt sie die Arbeit im Team und die Herausforderungen neuer Projekte. Nach langen Arbeitstagen im Büro freut sie sich aber auch auf den Ausgleich im Familien- und Freundeskreis und beim Sport. Neben Langlaufen und Rennradfahren geht sie gerne laufen. Eigenschaften wie Ausdauer und Zielstrebigkeit kommen ihr nicht nur beim Sport zugute: „Lange Prozessbegleitungen oder auch Fragestellungen, auf die es im ersten Moment keine eindeutigen Antworten gibt, da heißt es dranbleiben und nicht die Energie verlieren“, lacht Webhofer, denn sie ist selten um eine Antwort verlegen. Auch am Vormittag im Hörsaal mit den jungen Ärztinnen und Ärzten blieb sie keine Antwort schuldig. Verschwiegenheitspflicht, wenn die Ehefrau nach der Diagnose ihres verstorbenen Mannes fragt? Eine klare Sache: Auskunft darf an nahe Angehörige erteilt werden, sofern ein berechtigtes Interesse vorliegt. Die Frage nach der Rechtzeitigkeit der Aufklärung bereitet in der Praxis oft Schwierigkeiten, zumal es hier keine eindeutigen rechtlichen Vorgaben gibt: „In diesem konkreten Beispiel wäre die Aufklärung nicht rechtzeitig erfolgt, zumal es sich um einen nicht dringenden und risikoreichen Eingriff handelt“, klärt die Juristin ihr Publikum auf. Noch Fragen? Dann wenden Sie sich gerne an die Rechtsabteilung in den tirol kliniken.  ⟩⟩⟩ RECHT UND COMPLIANCE Aufgaben und Zuständigkeiten der Rechtsabteilung sind breit gefächert und erstrecken sich über alle Standorte und Beteiligungen der Tirol Kliniken GmbH. Gesundheits- und Medizinrecht • Patientennahe Angelegenheiten • Servicestelle für das Gesundheitspersonal • Haftpflichtfälle/Schadenersatzangelegenheiten • Gerichtskorrespondenz, Beratung und Begleitung von Mitarbeitenden bei Zeugeneinvernahmen • Erstellung Hausordnung/Anstaltsordnung • Fundsachen/Wertgegenstände • Vorträge bei Fortbildungsveranstaltungen Wirtschafts- und Vergaberecht • Patientenferne Angelegenheiten • Ausschreibungen • Vertragsangelegenheiten • Hausverbote • Führung Rechtsregister/Rechtsdatenbank tirol kliniken-weit Liegenschaftsverwaltung • Vertragsangelegenheiten Compliance • Hinweisgeberschutz • Verhaltenskodex • Durchführung von ComplianceRisikoanalysen • Meldungen nach dem Medientransparenzgesetz Klagsreferat • Betreibung offener Forderungen • Verrichtung von Gerichtsverhandlungen • Parteienverkehr im Zusammenhang mit Exekutionen EINE VON UNS 7 Ob telefonisch, per Mail oder direkt auf der Station, die Rechtsabteilung berät bei Fragen im Arbeitsalltag. Abteilung Recht und Compliance 050 504 28699 rechtsabteilung@tirol-kliniken.at

8 WUSSTEN SIE, DASS ... WUSSTEN SIE, DASS ... RESPIRATORY CARE UNIT NATTERS Die Respiratory Care Unit (RCU) im Krankenhaus Natters begleitet und versorgt Patient:innen, die spezielle Formen der Beatmung brauchen. Das interdisziplinäre Team bietet hierfür eine in Tirol einzigartige Unterstützung bei der Entwöhnung von invasiver Beatmung (über Tracheostoma) und Einstellung auf sogenannte nichtinvasive Heimbeatmung. Schwerpunkt: Beatmung WUSSTEN SIE, DASS … … die Intensivstationen aus ganz Tirol und in Ausnahmefällen auch aus den anderen Bundesländern Patient:innen nach Natters überweisen? Die Nachfrage ist groß, weshalb auch eine Warteliste geführt werden muss. Außerdem gibt es eine enge Kooperation mit der Ambulanz für neuromuskuläre Erkrankungen an der Innsbrucker Klinik, insbesondere für ALS-Patient:innen. VERNETZUNG WUSSTEN SIE, DASS … … die RCU verschiedene Beatmungsformen einsetzt? Welche Form eingesetzt wird, ist abhängig von der Schwere der Atemprobleme. Bei nicht-invasiver Beatmung (NIV) wird ein Luftdruck über eine Maske oder Nasenkanüle angewendet, um die Atmung zu unterstützen, ohne dass ein Tubus notwendig ist. Die RCU versorgt Patient:innen mit akuten und chronischen Atemproblemen, wie zum Beispiel bei COPD, Asthma oder interstitiellen Lungenerkrankungen. Ziel der RCU ist es, durch moderne Technik und spezialisierte Pflege eine individuelle Betreuung sicherzustellen, die auf die Bedürfnisse von Patient:innen mit Beatmung abgestimmt ist. BEATMUNG

9 WUSSTEN SIE, DASS ... WUSSTEN SIE, DASS … … Bärte eine Herausforderung sein können? Die Maskenanpassung ist bei der nicht-invasiven Beatmung (NIV) ein zeitaufwändiger Prozess, insbesondere bei unterschiedlichen Physiognomien. Bei Männern können vor allem Bärte Probleme verursachen, sodass mehrere Masken getestet werden müssen, um ein dichtes Anliegen der Maske zu gewährleisten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einschulung der Patient:innen und ihrer Angehörigen. Diese Schulung ist eine zentrale Aufgabe für eine erfolgreiche Beatmung. WUSSTEN SIE, DASS … … Physiotherapie mit Atmung zu tun hat? Die Versorgung der Patient:innen erfolgt in enger Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und Berufsgruppen. Mediziner:innen, Pflegekräfte, Physio-, Logo- und Ergotherapeut:innen, Diätolog:innen, Psychiater:innen und Psycholog:innen arbeiten gemeinsam, um eine ganzheitliche Betreuung zu gewährleisten. HERAUSFORDERUNG INTERDISZIPLINÄR WUSSTEN SIE, DASS … … „weaning“ Entwöhnung heißt? Die Respiratory Care Unit (RCU) im Krankenhaus Natters ist eines der wenigen Weaning-Zentren in West-Österreich. Bei schwereren Fällen, erfolgt die invasive mechanische Beatmung auf der RCU über ein Tracheostoma, eine künstliche Öffnung in der Luftröhre, das direkt an ein Beatmungsgerät angeschlossen wird. Darüber erfolgt die Entwöhnung von der Beatmung. WEANING-ZENTRUM

10 UNSERE GESCHICHTEN … wir mit Herz bei der Sache sind ... Team Pflegeleitungen Kinderklinik WIR SIND EIN DREAM TEAM, WEIL.... „Grey’s Anatomy“, „Emergency Room“ oder „Scrubs“ – miteinander meistern die Seriencharaktere im Krankenhaus die schwierigsten Situationen. Im echten Leben gilt: Für ein richtig gutes Team braucht es wertschätzende Zusammenarbeit, gute Kommunikation, Umgang mit Stress und Personalführung. Psychologin Isabella Kreilinger erklärt, warum genau diese Faktoren in den tirol kliniken den Unterschied machen – für Patient:innen und Mitarbeiter:innen. Außerdem hat sich die HOCH³ auf die Suche nach den „Dream Teams“ gemacht. Mit Erfolg: Viele Mitarbeiter:innen haben sich mit Fotos und Worten gemeldet und erzählt, warum ihr Team ein „Dream Team“ ist. I n den tirol kliniken ist Teamarbeit entscheidend – nicht nur für die Patient:innenversorgung, sondern auch für das Wohl der Mitarbeiter:innen. Doch was macht erfolgreiche Zusammenarbeit aus, und welche psychologischen Aspekte spielen dabei eine Rolle? WERTSCHÄTZENDE ZUSAMMENARBEIT Psychologin Isabella Kreilinger von der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie A im Landeskrankenhaus Hall erklärt, dass der Erfolg eines Teams weit über die fachliche Kompetenz von Einzelnen hinausgeht. Unter anderem spielen Zusammenarbeit und Kooperation dabei eine essenzielle Rolle. Besonders Respekt und wertschätzende Kommunikation sind entscheidend für effiziente und harmonische Zusammenarbeit. „Teamarbeit benötigt gegenseitige Anerkennung, offene Kommunikation und gegenseitige Unterstützung. So kann Vertrauen aufgebaut werden“, so Kreilinger. Gerade in der Gesundheitsversorgung ist dies eine wichtige Kompetenz für alle Mitarbeitenden. Teammitglieder, die sich respektiert und wertgeschätzt fühlen, arbeiten nicht nur effektiver, sondern auch kreativer und flexibler. +GUTE KOMMUNIKATION Ein wichtiger Faktor für das Gelingen von Teamarbeit ist die effektive Kommunikation, die transparent, wertschätzend, offen und empathisch sein sollte. „Missverständnisse und Unklarheiten können die Zusammenarbeit durch Spannungen beeinträchtigen“, erklärt die erfahrene Psychologin. Ein Beispiel für eine förderliche Arbeitsatmosphäre ist das Konzept der „psychologischen Sicherheit“. In einem psychologisch sicheren Team können Fehler zugegeben und Meinungen offen diskutiert werden, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Dies beeinflusst das Lernverhalten von Teams positiv und unterstützt in weiter Folge das kontinuierliche Lernen. + UMGANG MIT STRESS UND BELASTUNGEN Von zentraler Bedeutung ist die Rolle des Teams im Umgang mit Stress und Belastungen. Ein starkes, unterstützendes Team kann als Puffer, vor allem in stressigen Situationen und Notfällen wirken. „Die gemeinsame Bewältigung von Stressoren und geSonderstation 4A, Innere Medizin Wir zeichnen uns durch Hilfsbereitschaft und echten Teamgeist aus, unterstützen uns gegenseitig und legen großen Wert auf respektvollen Umgang miteinander. Der Spaß kommt dabei nie zu kurz und jeder Dienst ist eine Freude, unabhängig davon, wer auf dem Plan steht. Auch in belastenden Situationen geben wir stets unser Bestes. Wir arbeiten auf Augenhöhe mit allen Berufsgruppen und sorgen so für ein harmonisches und produktives Miteinander. Text: Michaela Speckbacher | Fotos: Cornelia Vettori, privat

11 UNSERE GESCHICHTEN genseitige Anerkennung der Leistungen stärken das Gemeinschaftsgefühl und fördern die Motivation“, weiß Isabella Kreilinger. Ein unterstützendes Team ist weniger anfällig für Burnout und psychische Belastungen. +PERSONALFÜHRUNG Aber auch Führungskräfte leisten einen wichtigen Beitrag, um ein Team zu schaffen. Unter anderem fördern sie im Idealfall die Entwicklung des Teams und tragen ebenso zu einem positiven Arbeitsklima bei. Sie sind gefordert, die Stärken der Teammitglieder zu erkennen und zu nutzen. „Besonders in interprofessionellen und interdisziplinären Teams, wie es sie im Krankenhaus gibt, ist es wichtig, dass alle ihre Expertise einbringen können“, erklärt Kreilinger. Ein gut geführtes Team, das die Vielfalt seiner Mitglieder schätzt, arbeitet effektiver und harmonischer. = TEAM Es ist wichtig, dass die Teammitglieder sich ihrer Rolle bewusst sind und aktiv dazu beitragen, ein positives und unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Nur so kann die hohe Qualität der Patient:innenversorgung langfristig sichergestellt werden. Eines gibt Psychologin Isabella Kreilinger noch mit auf den Weg: „Teamarbeit im Krankenhaus basiert auf Vertrauen und Respekt, wertschätzender offener Kommunikation, kooperativer Zusammenarbeit und Führung. Dies ist die Grundlage für erfolgreiches, interprofessionelles Zusammenarbeiten zum Wohle aller.“  Selina und Marco, Kinder- und Jugendpsychiatrie Nachdem wir uns nicht gut gekannt haben und unsere Stationsleitung ein neues Dienstmodell eingeführt hat, war klar wir werden 40 Stunden in der Woche eng zusammenarbeiten. Schnell kristallisierte sich heraus, dass unser Humor ziemlich ähnlich ist und wir uns immer eine Stütze sind. Aus den Diensten wuchs eine wunderbare Freundschaft. Gemeinsam statt einsam für eine bestmögliche Patient:innenversorgung! MED 1, BKH Schwaz Wir arbeiten nicht nur Hand in Hand, sondern schaffen es auch, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder wohlfühlt und gerne zur Arbeit kommt. Was uns auszeichnet, ist vor allem die gegenseitige Unterstützung und der respektvolle Umgang miteinander. Jeder im Team bringt seine Stärken ein, und wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können – sei es bei der Arbeit oder im Alltag. … wir wie ein Schweizer Uhrwerk sind, jedes Rädchen hat eine andere Funktion und dennoch laufen wir perfekt synchron ... … wir immer ein offenes Ohr füreinander haben ... … wir auch in stürmischen Zeiten nicht den Kopf verlieren ... OP-pflegerin Celine und OP-Assistent Michael (Praxy) Praxy und ich sind im OP wie Skalpell und Pinzette – ohne uns läuft einfach nichts! Praxy ist der Wilde, der das Chaos ins Spiel bringt, und ich bin der Ruhepol, der sicherstellt, dass der Patient am Ende nicht auch vor Lachen operiert werden muss. Zusammen sind wir der Pulsschlag des OPs – mit Herz, Verstand und einer Spur Wahnsinn! ⟩⟩⟩ Fotos: bei einem Ausflug mit Patient:innen ins Audioversum entstanden

12 UNSERE GESCHICHTEN Chirurgie-Ambulanz, LKH Hall In der chirurgischen Ambulanz – ist arbeiten fast wie ein Tanz. Ein jeder gibt dem anderen Kraft – wie nur ein Uhrwerk es sonst schafft. Herausforderndes, Krankheit und Pocken – es gibt keinen Tag den wir nicht rocken. We proudly present: MIT HERZ, CHARME UND ENERGIE – DAS FAMILIÄRE TEAM DER CHIRURGIE! CCCI-Team " Menschen, die einen dazu bringen zu lächeln, obwohl einem nicht zum Lachen zumute ist, sind die, die das Leben schöner machen." So steht es in einer Karte, die uns eine Patientin kürzlich überreicht hat. Und das ist unser tägliches Anliegen: den Therapieaufenthalt am CCCI erträglich zu machen, diesem gar eine positive Note zu verleihen. Sehr häufig gelingt uns das, zumal wir im Team einen harmonischen Umgang miteinander pflegen, gemeinsam lachen, eine fröhliche Stimmung an den Tag legen und uns wunderbar ergänzen! Sonderkonditionen für MitarbeiterInnen* der Tirol Kliniken GmbH *Angehörige können Ehegatten, Lebensgefährten und deren Kinder sowie die Kinder der Versicherten sein. Wir versichern das Wunder Mensch. Ich freue mich über ein persönliches Gespräch: Thomas Oberhuber thomas.oberhuber@merkur.at +43 664 88 85 43 07 www.merkur.at ⟩⟩⟩

UNSERE GESCHICHTEN 13 Kindernotaufnahme In Innsbruck gibt´s ein Super Team, die Kindernotaufnahme – Top und Dream! Von Null bis achtzehn, groß und klein – bei uns soll niemand alleine sein. Mit Herz und Wissen, voller Schwung – hilft unser Team und zwar im Nu. Wir helfen flink, mit Spaß und Witz – für Angst und Tränen gibts hier nichts. Ob Fieber Bauchweh, blauer Zeh – wir sind zur Stelle. Mit vollem Einsatz, Tag und Nacht – wird jedes Kind hier froh gemacht. Wir lieben was wir täglich tun – kein Stress kann uns was tun. Als Teil der Tirol Kliniken GmbH – sind wir das Dreamteam, ist doch klar. Flexipool, LKH innsbruck Unsere Stärke liegt in der Flexibilität und der Vielfalt an Erfahrungen, die wir auf verschiedenen Stationen sammeln. Auch wenn wir uns als Team selten sehen, verbindet uns die Leidenschaft für gute Pflege und die Fähigkeit, in jeder Situation das Beste zu geben. Wir sind FlexiPool – individuell, vielseitig und immer mit Herz dabei. Administration Kinderklinik Ambulanz Wir sind die Administration der Kinderklinik Ambulanz und Teil eines Arbeitsgebietes, das Wochenenden und Feiertage umfasst. Damit bei uns alles reibungslos verläuft, würde es ohne ständige Absprache untereinander und großen Teamgeist nur sehr schwer funktionieren. Es ist nicht selbstverständlich, dass man Menschen in seinem Team hat, die - ohne Wenn und Aber - auch mal auf einen Samstag oder Sonntag verzichten, weil es notwendig ist … und genau das macht uns zum „Dream-Team“! Zentralinstitut fÜr Bluttransfusion und Immunologische Abteilung (ZIB) Das Team der Blutbank unter der Führung von Primar Schennach arbeitet dynamisch und interprofessionell und überzeugt durch seine innovative Kraft und Umsetzungsstärke. Unsere Mitarbeiter zeichnen sich durch ihre Offenheit für Veränderungen und ihre Bereitschaft aus, neue Wege zu beschreiten und innovative Lösungen zu implementieren. Diese positive Grundhaltung spiegelt sich in zahlreichen erfolgreichen Projekten wider. Pflegemanagement Unser Team ist großartig, weil wir zusammenhalten und uns gegenseitig ergänzen. Gemeinsam bringen wir kreative Ideen ein, setzen sie um und haben dabei jede Menge Spaß.

14 UNSERE GESCHICHTEN Text: Michaela Speckbacher | Fotos: Gerhard Berger, Florian Lechner, privat Derzeit befinden sich an der Klinik Innsbruck rund 300 Personen auf der Warteliste für ein Organ. Die meisten davon brauchen eine Spendeniere, andere eine Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz, Lunge oder Darm. Alle diese Organe können in Innsbruck „verpflanzt“ werden. Die tirol kliniken sind in Österreich führend auf dem Gebiet der Transplantationschirurgie, aber leider gibt es immer noch nicht so viele Spendeorgane, wie nötig wären, um alle Menschen auf der Warteliste zu retten. „Das ist leider die Realität“, weiß Transplantationskoordinatorin Anna Scheiber. Das Team Wolfgang Stelzhammer lebt, weil er die Leber eines verstorbenen Menschen als Geschenk erhalten hat. Damit eine Organspende möglich wird, braucht es sehr viele engagierte Fachkräfte, die ihr Bestes geben. Nur so erhalten Patient:innen wie Wolfgang Stelzhammer die Chance, weiterzuleben. Die Innsbrucker Klinik ist führend auf dem Gebiet der Transplantationschirurgie, auch der 59-jährige Salzburger hat 2012 dort das lebensrettende Organ erhalten. LebenSCHENKEN L L eber eben Transplantkoordinator Elias Loewit nimmt eine Organbox entgegen.

15 UNSERE GESCHICHTEN der Transplantationskoordination mit acht Mitarbeiter:innen kümmert sich um alle organisatorischen Belange der Organempfänger:innen von der Aufnahme in die Warteliste bis zur rettenden Operation. DER RETTENDE ANRUF Bei Wolfgang Stelzhammer hat die Wartezeit viereinhalb Monate gedauert. Am 31.12.2011 wurde er bei Eurotransplant, der Vermittlungsstelle, die in acht europäischen Ländern – darunter auch Österreich – für die Zuteilung von Organen verantwortlich ist, auf die Warteliste für eine Leber gesetzt. Er litt damals unter einer erblich bedingten kryptogenen Leberzirrhose und sein eigenes Organ hätte sehr bald versagt. Am 12. Mai 2012 um 18 Uhr nahm der Familienvater den erlösenden Anruf aus Innsbruck entgegen. „In der Zeit des Wartens habe ich versucht, positiv zu bleiben. Ich hatte immer Vertrauen in das System. Aber ich hatte mit meiner Frau auch schon über notwendige Schritte nach meinem Ableben gesprochen. Als dann das Telefon klingelte und ich von der Spenderleber erfuhr, war es schon eine große Erleichterung und Aufregung zugleich“, so der Unternehmer. Für Transplantationskoordinatorin Anna Scheiber sind diese Telefonate immer besondere Momente in ihrem Arbeitsalltag: „Wir kennen die Lebensumstände der Menschen und freuen uns natürlich, wenn wir ein Organ anbieten können. Wir hoffen, dass alles gut geht, und das Organ dann auch wirklich transplantiert werden kann.“ Die Beteiligten empfinden aber nicht nur Freude, sondern auch Betroffenheit, weil allen klar ist, dass ein anderer Mensch gestorben ist. EINE NEUE LEBER ALS GESCHENK Bei strömendem Regen ging es kurz nach dem Anruf für Wolfgang Stelzhammer mit Blaulicht zur Operation nach Innsbruck. Der Chirurg, der den Eingriff damals vorgenommen hat, arbeitet mittlerweile an der Charité in Berlin. Derzeit bilden zwei Ärztinnen und vier Ärzte das Lebertransplantations-Team in Innsbruck. Eine:r ist rund um die Uhr erreichbar, falls ein Organ von Eurotransplant zugewiesen wird. „Kommt ein Organangebot von Eurotransplant, müssen wir als erstes entscheiden, ob wir das Organ akzeptieren. STEPHAN ESCHERTZHUBER leitet die Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am LKH Hall und ist der Regionale Transplantationsreferent für die Region West (Tirol, Salzburg, Vorarlberg und die Provinz Bozen). Außerdem ist er derzeit Vorsitzender des Transplantationsbeirates des Österreichischen Bundesinstitutes für Gesundheitswesen (ÖBIG). Wer ist in Österreich Organspender:in? In Österreich gilt die sogenannte Widerspruchsregelung. Damit ist jede:r Organspender:in, sofern nicht zu Lebzeiten ein Widerspruch ausgedrückt wurde. Wenn eine Organspende in Frage kommt, sprechen die Mediziner:innen mit den Angehörigen und fragen, was die verstorbene Person gewollt hätte. Viele wissen es nicht genau, haben aber eine Vermutung, darauf wird Rücksicht genommen. Stehen ausreichend Spendeorgane zur Verfügung? Leider nicht. 2023 gab es in Österreich 16,6 Spender:innen pro Million Einwohner:innen. Das war der absolute Tiefstand seit 1986. Diese niedrige Zahl hat zur Folge, dass jährlich 60 bis 70 Menschen versterben, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ erhalten. Besonders prekär ist die Versorgungslage bei Nieren. Was ist ihrer Meinung nach wichtig für eine Verbesserung der Situation? Dass vor allem die Mitarbeiter:innen in den Krankenhäusern und besonders auf Intensivstationen und in Notfallaufahmen gut über Organspende und Transplantationsmedizin informiert sind und im Falle eines potenziellen Spenders tätig werden. In Tirol waren wir im Jahr 2024 mit 27,1 Spender:innen pro Million Einwohner:innen schon deutlich besser als der österreichische Durchschnitt. Das zeigt, dass wir viele engagierte Menschen in diesem Bereich haben. Sie sind einer davon und werden nicht müde, das Thema Organspende voranzutreiben. Ja, das stimmt. Diese Art der Medizin liegt mir persönlich sehr am Herzen. Tod und Leben liegen so nah beieinander. Es ist immer tragisch, wenn ein Mensch verstirbt, aber seine Organe können oft noch sehr viel Gutes bewirken. Am vierten Tag saß ich schon auf dem Ergometer. Wolfgang Stelzhammer ⟩⟩⟩ Stephan Eschertzhuber und Wolfgang Stelzhammer bei der Eurregiotour

16 UNSERE GESCHICHTEN Denn nur wenn die Voraussetzungen stimmen, erzielen wir gute OPErgebnisse“, schildert Chirurg Rupert Oberhuber aus der Praxis. Die chirurgische Leistung ist nur ein Teil in einem Puzzle mit vielen Bausteinen, weiß der erfahrene Operateur. Eine Lebertransplantation dauert meistens zwischen vier und sechs Stunden. Es handelt sich um eine hochkomplexe Operation, die von allen Beteiligten höchste Konzentration und Sorgfalt erfordert. Für erfolgreiche Transplantationsmedizin müssen viele Fachkräfte zusammenarbeiten, um gemeinsam das optimale Ergebnis für Betroffene zu erzielen. Diagnosestellung, Vorbehandlungen, Organisation und Durchführung der Organspende und Transplantation sowie die Nachsorge: Nur durch ein Miteinander von Mediziner:innen, Pflegepersonal, Labormitarbeiter:innen, Transplantationskoordinator:innen und vielen mehr ist es möglich, Patient:innen mit Spendeorganen zu versorgen. An die Situation nach der Operation kann sich Stelzhammer noch gut erinnern: „Ich habe sofort versucht, so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen. Am vierten Tag nach dem Eingriff saß ich schon auf dem Ergometer.“ Die Pflegekräfte sind ihm aus dieser Zeit in besonderer Erinnerung geblieben. „Die Herzlichkeit, der persönliche Umgang und die Professionalität auf der Intensivstation haben mir damals sehr gutgetan.“ Für Wolfgang Stelzhammer ist „seine Leber“ ein wertvolles Geschenk, auf das er gut acht gibt: „Seit der Operation ist es meine Leber. Für dieses Geschenk bin ich dankbar und ich denke oft an den Menschen, dem ich mein Leben verdanke.“ Für das ganze Team rund um seine Transplantation hat er nichts als lobende Worte. Die Menschlichkeit, Empathie und Fürsorge, die er in Innsbruck erlebt hat und bei den jährlichen Nachuntersuchungen auf der Hepatologie immer noch erlebt, sind ihm stets in guter Erinnerung. Deshalb wird der Salzburger im Juli wieder bei der „Euregio-Tour“ mitfahren. Bei der dreitägigen, grenzüberschreitenden Radveranstaltung von transplantierten und nicht-transplantierten Personen wird es ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern aus Innsbruck geben.  Wir hoffen, dass alles gut geht. Anna Scheiber ⟩⟩⟩ Die chirurgische Leistung ist nur ein Teil in einem Puzzle mit vielen Bausteinen. Rupert Oberhuber Rupert Oberhuber, Spezialist für Lebertransplantationen SIE MÖCHTEN MEHR ZUM THEMA ERFAHREN? ÖBIG-Transplant Eurotransplant ORGANSPENDE Voraussichtlich Mitte 2025 veröffentlichen Wolfgang Stelzhammer und Stephan Eschertzhuber zusammen das Buch „Wenn Tote Leben retten“. Die Publikation umfasst 8 Beiträge von Organspendeempfänger:innen und Angehörigen sowie 22 Beiträge von Mediziner:innen. Das Buch soll Aufklärungsarbeit zum Thema Organspende für ein breites Publikum leisten. „WENN TOTE LEBEN RETTEN“ BUCHTIPP

17 UNSERE GESCHICHTEN Text: Johannes Schwamberger | Fotos: Lichtraum Fotostudio G anz korrekt bezeichnet, machen wir hier ein Crew Ressource Management Training, kurz CRM“, erklärt Ruth Kröss, Oberärztin an der Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin und eine der Initiator:innen der Trainings, die seit 2016 stattfinden „und seit 2024 auch als interdisziplinäres Schockraum- und Kreißsaaltraining“. Der Unterschied zu anderen Trainings ist einfach erklärt: Skills Trainings sind klassische Reanimations-Trainings, wie sie auch Laien absolvieren. CRM-Trainings sind für Profis, die ihre „Skills“ schon können. Der Fokus liegt hier unter anderem auf der Kommunikation. SPEAK UP! Zurück zu Max, der noch immer auf dem Behandlungstisch liegt. Cornelia Zeitler ist Fachärztin an der Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie und gehört in dieser Simulation zum Schockraum-Team. Sie kümmert sich um Max' Pneumothorax: „Max, ich muss dir jetzt einen Schlauch in deinen Brustkorb schieben, damit du wieder besser atmen kannst. Du wirst aber nichts davon merken, weil dir mein Kollege jetzt ein Medikament gibt, von dem du einschläfst.“ Sollte Zeitler merken, dass der Anästhesist jetzt ein falsches Medikament nennt, würde sie etwas sagen. „Speak up“, so der Fachausdruck. „Etwas, das in unserer Welt nicht selbstverständlich ist. Gerade jüngere Kolleg:innen trauen sich oft nicht, gegenüber einem anderen Fach etwas anzumerken. Sollen sie aber!“, betont „Wir müssen jetzt echt weitertun, ihm geht’s nicht gut!“ Markus Thaler steht am Kopfende von Max und beatmet ihn. Die Luft sammelt sich aber im Brustkorb und er kann immer schwerer atmen. Die Sauerstoffsättigung sinkt bedenklich. Beim genauen Hinsehen ist es allerdings gar nicht sein eigener Brustkorb, sondern Max hat einen Brustkorb aus Kunststoff umgeschnallt. Wir befinden uns mitten in einer Schockraum-Simulation. SIMULIERTE REALITÄT

18 UNSERE GESCHICHTEN die Fachärztin. Das Gleiche gelte übrigens auch für die Pflege, erklärt Daniel Plattner, Anästhesie-Diplompfleger: „Wenn mir zum Beispiel die Dosierungsanweisung zu hoch vorkommt, dann muss ich das artikulieren, denn auch Medizinerinnen und Mediziner können Fehler machen. Gerade Jüngere lernen in solchen Simulationen, dass sie etwas sagen dürfen und müssen.“ SPRITZ MAL EIN BISSCHEN SUPRA … „Das ist eine klassische Fehlerquelle“, warnt Kröss, „was ist ein bisschen? Für den einen 0,1 mg, für den anderen 1 mg. Wohin spritzen? Wann? Und außerdem heißt das Medikament Suprarenin!“ Was hier fehlt, ist die sogenannte „Closed loop Communication“, also ein geschlossener Kreis. „Bitte Werner, spritze dem Patienten jetzt 0,1 mg Suprarenin“, und die Antwort: „Ich habe jetzt 0,1 mg. Suprarenin gespritzt.“ Aber warum das Ganze? Patient:innen-Sicherheit heißt das Schlagwort. Es gibt Studien, wonach Fehler bei der Medikamentengabe durch regelmäßige CRM-Trainings um fast 60 Prozent gesenkt werden können. Aber auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen steige an und Kündigungen würden sinken, verrät Markus Thaler, leitender Oberarzt an der Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, "weil sich die Mitarbeiter:innen sicherer fühlen". FEHLER FINDEN, BEVOR ETWAS PASSIERT Inzwischen hat Cornelia Zeitler im künstlichen Brustkorb von Max seitlich einen Schnitt gesetzt und einen Schlauch eingeführt. Augenblicklich stabilisieren sich die Werte von Max und Markus Thaler, der immer noch beatmet, kann vorsichtige Entwarnung geben. „Das Zischen hat mir ein bisschen gefehlt“, wird Zeitler in der Nachbesprechung der Übung später anmerken. „Bei einem realen Patienten hört man richtig, wie die Luft zischend über den Schlauch aus dem Brustraum entweicht.“ Bei der Attrappe ist das nicht so. Gesteuert wird die gesamte Übung übrigens von zwei Personen, die das Training durch eine halbdurchsichtige Glasscheibe beobachten können. Ein Techniker und ein Mediziner steuern die Reaktionen der Puppe oder der Attrappe und simulieren beispielsweise Änderungen bei den VitalfunkWir glauben an unsere Ärzt:innen. tirolersparkasse.at/aerzte Wohin spritzen? Wann spritzen und wieviel ist ‚ein bisschen‘? Klassische Fehlerquellen! Ruth Kröss Ein Techniker und ein Mediziner steuern die Reaktionen der Simulationspuppe.

XXXXXXXXX 19 tionen, wenn Medikamente verabreicht werden. „Train as you fight“, nennt es Volker Schäfer, Oberarzt an der Univ.- Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. „Das heißt, wir trainieren extrem realitätsnah. So realitätsnah, dass man aufpassen muss, dass Kolleg:innen einen Figuranten nicht auf einmal wirklich intubieren.“ Die Trainings können übrigens auch helfen, externe Fehlerquellen aufzudecken, bevor etwas passiert. Gibt es bauliche Mängel? Oder haben zwei Medikamente ein so ähnliches Etikett, dass es zu Verwechslungen kommen könnte? „Hersteller sind auf solche Rückmeldungen angewiesen und nehmen sie gerne an“, weiß Schäfer. 10 FÜR 10 „Zeit für ein ten for ten“, sagt Markus Thaler plötzlich und alle halten inne und hören zu. Kurz wird der aktuelle Status des Patienten zusammengefasst und weitere Schritte werden besprochen. Nicht länger als 10 Sekunden – schon arbeiten alle weiter. „Ten for ten“ steht für „Ten seconds for ten minutes“ und ist eine Methode, die bei beginnenden Problemen oder auch nur bei wichtigen Phasen der Behandlung eingesetzt wird. Das gesamte Team unterbricht für zehn Sekunden, alle hören zu, alle Informationen werden zusammengetragen, Ideen und Bedenken werden geäußert und der weitere Plan wird festgelegt. Ziel ist es, dass mindestens die folgenden zehn Minuten wieder koordinierter ablaufen. SAFE SPACE Genau wie die Übung selbst findet auch die Nachbesprechung vertraulich und ohne externe Zuhörer:innen statt. Denn nur in so einem Setting kann garantiert werden, dass über alle Fehler oder Erkenntnisse völlig offen gesprochen werden kann. Für die HOCH³ wurden sowohl Übung als auch Nachbesprechung dankens-werterweise einmal simuliert. „Wir erwischen mit unseren Übungen etwa 80 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen“, erzählt Ruth Kröss, „was ein sehr guter Wert ist, der außerdem weiter steigt. Gerade jüngere fordern solche Trainings sogar ein.“ Wie wertvoll die Trainings sind, kann Kröss mit beeindruckenden Daten belegen. Eine Studie aus Harvard hat die Schadensquote von knapp 300 Gynäkologinnen und Gynäkologen im Verlauf von zwei Jahren vor und zwei Jahren nach einem Simulationstraining verglichen. Die Zahl der Schadensfälle ist von 11,2 pro 100 Arztbehandlungsjahre auf 5,7 zurückgegangen. Wobei auch erhoben wurde, was die häufigste Ursache war. In 72 Prozent der Fälle waren es Kommunikationsprobleme. Und genau das ist es, was das ganze Team rund um Ruth Kröss in den CRM-Schulungen trainiert. Auch Max ist seinen künstlichen Brustkorb wieder los. „Es hat Momente gegeben, da dachte ich wirklich, dass ich im Schockraum bin“, sagt er. So realistisch kann die simulierte Realität sein.  Train as you fight! Volker Schäfer Die vertrauliche Nachbesprechung ist ein zentraler Teil der Übung.

Erfolgreicher Opferschutz bedeutet Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Kompetenzen der Gerichtsmedizin wie die Einschätzung von Verletzungen und deren Dokumentation oder Expertise bei der Spurensicherung stellen wir gerne zur Verfügung. Marion Pavlic Gerichtsmedizinerin Als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen und häufig erste Ansprechperson bei gewaltbetroffenen Personen spielen Pflegepersonen beim Thema Gewaltschutz eine Schlüsselrolle. Patrick Zechner Pf lege Gewaltschutz ist Teamarbeit und geht uns alle an. Daher gilt: Haltung zeigen und an einem Strang ziehen, damit wir Gewalt in unserer Gesellschaft auf allen Ebenen verhindern! Anna Pfeifer Pf lege Die pensionierte Frau in der Notaufnahme ist bereits ein bekanntes Gesicht. Ihre Verletzungen zeugen zum wiederholten Male von Gewalt. Gewalt, ausgeübt von einem Familienmitglied, das mit ihr im selben Haushalt lebt. Anzeigen will sie ihren Verwandten allerdings nicht. Inzwischen hat sie aber Worte gefunden und sich der Pflegerin in der Ambulanz anvertraut. Die Hilfsangebote des Klinikpersonals, die gezielten, aber respektvollen Nachfragen haben Vertrauen geschaffen. Über die Opferschutzgruppe wurde der Kontakt zum Kompetenzzentrum hergestellt. Dort lässt sie heute ihre blauen Flecken dokumentieren. Die Fotos belegen die Gewalt, und wenn sie sich eines Tages entschließt, die Verletzungen anzuzeigen, kann sie auf diese Bilder als Beweise zurückgreifen. EINE SCHNITTSTELLE FÜR TIROL „Dokumentation in Form von Fotos oder auch Spurensicherung ist ein Bereich, den wir koordinieren“, beschreibt Klaus Kapelari, Ärztliche Leitung des Kompetenzzentrums. Die Aufgaben des Zentrums sind breit gefächert – es werden sowohl inhaltliche und administrative als auch versorgungs- und behandlungsspezifische Belange und Anfragen abgewickelt. In Innsbruck gibt es dabei eine enge Zusammenarbeit mit den etablierten Kinder- und Opferschutzgruppen. Die Zuständigkeit reicht aber über die tirol kliniken hinaus – das Zentrum steht allen Tiroler Krankenhäusern unterstützend zur Seite. Dabei arbeitet das multidisziplinäre Team in der direkten Patient:innenversorgung wie auch als Servicestelle für das Gesundheitspersonal – z.B. in Sachen Schulungen, Beratung und Begleitung im Zusammenhang mit berufsrechtlichen Melde- und Anzeigevorschriften. Text: Teresa Lackner-Pöschl | Fotos: Gerhard Berger 225 – das ist die Zahl der Fälle, die das „Kompetenzzentrum für Gewaltschutz und Gewaltschutzambulanz“ an der Innsbrucker Klinik bereits im Eröffnungsjahr 2024 von März bis Dezember bearbeiten musste. 225 persönliche Lebensgeschichten. 225 Menschen, die von Gewalt betroffen sind. Aber auch 225 Personen, die mit Hilfe des breiten Netzwerks im Gewaltschutz einen Schritt aus der Gewaltspirale heraustun. IM TEAM GEGEN GEWALT

Soziale Arbeit hat eine zentrale Rolle im Gewaltschutz. Durch regelmäßigen Austausch und Vernetzung können wir Schutzmaßnahmen umsetzen, Risiken frühzeitig erkennen und individuelle Hilfsangebote koordinieren. Krisztina Tolnai Sozialarbeiterin Wir sorgen beide für einen reibungslosen Ablauf und eine effektive Vernetzung aller Beteiligten. Wir sind stolz, mit unserer Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit vieler Menschen zu leisten. Sylvia Kindl und Michi Pertl Administration Aufmerksame Kolleg:innen, die spüren, dass „etwas nicht stimmt“, schicken Betroffene zu uns. Gemeinsam lernen wir, die Gewaltspirale zu verstehen und sie zu durchbrechen. Was Gewalt und Awareness angeht, muss sich die ganze Klinik als Team verstehen. Anna Aglan Psychologin und Psychotherapeutin NIEDERSCHWELLIGE HILFE „Umfassender Gewaltschutz braucht das Wissen vieler Disziplinen und muss über den Akutbereich hinausgehen. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, können wir Betroffene frühzeitig erkennen und ihnen niederschwellig und sensibel Hilfsangebote machen“, betont Thomas Beck, der die Psychologische Leitung des Zentrums überhat. „Die Hemmungen, Hilfe zu suchen und um Hilfe zu bitten sind für Gewaltopfer sowieso schon scheinbar unbezwingbar. Deswegen arbeiten wir stetig daran, die Hilfe zu den Betroffenen zu bringen, egal auf welcher Station oder Ambulanz der erste Kontakt erfolgt“, sind sich Beck und Kapelari einig. In einem eigenen Schulungsprogramm wurden bereits 53 Gewaltschutzbeauftragte tirolweit ausgebildet. Sie sind Multiplikator:innen, die Wissen und Kompetenzen im richtigen Umgang mit Gewaltbetroffenen auf Stationen und Ambulanzen weitertragen. DAS KRANKENHAUS ALS SICHERER ORT 26,5 Prozent der Personen, die jedes Jahr in die Innsbrucker Notaufnahmen kommen, sind von häuslicher Gewalt betroffen. Deshalb muss das Krankenhaus Schutz und Hilfe bieten: „Um Gewalt in welcher Form auch immer entgegenzutreten, braucht es eine Haltung von gegenseitigem Respekt und Toleranz. Genau diese Haltung leben wir im multidisziplinären Team des Kompetenzzentrums und wollen damit zu einer möglichst gewaltfreien Gesellschaft beitragen“ stimmen Beck und Kapelari überein. GEWALTSCHUTZ IST TEAMARBEIT Jeder Fall ist individuell, und so individuell wird auch die Betreuung geplant – angefangen bei ambulanten Nachkontrollen bis hin zur Kontaktaufnahme mit Gewaltschutzeinrichtungen wie dem Gewaltschutzzentrum oder dem Frauenhaus Tirol. Im Kompetenzzentrum arbeiten deshalb Expert:innen aus Medizin, Pflege, Psychologie, Gerichtsmedizin, Sozialarbeit und Administration eng zusammen.  GEWALTSCHUTZ IN DEN TIROL KLINIKEN Seit 1993 gibt es an der Innsbrucker Klinik eine Kinderschutz- und seit 2012 eine Opferschutzgruppe. Seit 2019 existiert ein Routinescreening (drei Fragen in der Notaufnahme), um Opfer von Gewalt identifizieren zu können, 2021 wurde der Notruf „Dr. Viola“ im Krankenhaus überaus erfolgreich etabliert. Mit der Eröffnung des Kompetenzzentrums und der Gewaltschutzambulanz und der Ausbildung der Gewaltschutzbeauftragten 2024 haben die tirol kliniken wichtige Schnittstellen geschaffen, die das bestehende Angebot ergänzen und tirolweit unterstützen. KONTAKT Kompetenzzentrum Gewaltschutz und Gewaltschutzambulanz Öffnungszeiten: Montag bis Freitag zwischen 08:00 – 16:30 Uhr Telefon: 050 504 – 24024 lki.gewaltschutz@tirol-kliniken.at

22 IM GESPRÄCH DIE GEWALTSCHUTZBEAUFTRAGTEN PERSONEN SIND MULTIPLIKATOR: INNEN, WAS BEDEUTET DAS? Hohenegger: Die Ausbildung soll Mitarbeiter:innen im Krankenhaus für das Thema Gewalt sensibilisie-ren. Schulungen und Workshops haben nur eine gewisse Reichweite. Die Idee der Gewaltschutzbeauf-tragten ist es, Ansprechpersonen in den Teams vor Ort zu haben, Gewaltschutz im Rahmen von Dienst-besprechungen etc. zu thematisieren und das Thema so zu „multiplizieren“. Als Expert:innen sind diese geschulten Personen in ihrem Arbeitsbereich erste Anlaufstelle bei Fragen und Unsicherheiten und gleichzeitig Schnittstelle zum Kompetenzzentrum, das als Koordinationsstelle zwischen allen Netzwerkpartner:innen agiert. Genelin: Ich bin Gewaltschutzbeauftragte im Krankenhaus Hochzirl. Gleich nach der Ausbildung habe ich zwei Vorträge zum Thema gehalten und meine Funktion erklärt. Das hat einen Effekt – ich bin mehrmals kontaktiert worden, um konkrete Verdachtsmomente zu diskutieren. Man merkt, dass sich das Bewusstsein für das Thema verändert. Wir haben als Gewaltschutzbeauftragte auch zweimal im Jahr ein Austauschtreffen, koordiniert vom Kompetenzzentrum. WELCHE ROLLE SPIELT GEWALTSCHUTZ IM KRANKENHAUS, WELCHE ROLLE HAT HIER DAS GESUNDHEITSPERSONAL? Hohenegger: Es geht darum, wie Gewaltbetroffene im Krankenhaus Hilfe bekommen. Und da spreche ich jetzt weniger von der Behandlung konkreter Verletzungen, sondern dass wir aufmerksam für Anzeichen sind, dass wir ins Gespräch kommen. Im ersten Schritt geht es darum, zu vermitteln, dass das Krankenhaus ein Ort ist, wo man Hilfe bekommt. Genelin: Laut Statistik Austria suchen 20 Prozent der Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, den Erstkontakt für eine Hilfestellung bei Menschen in Gesundheitsberufen. Die Awareness für Gewalt spielt also in unseren Berufen eine sehr große Rolle. WIE SCHAUEN SOLCHE ANZEICHEN AUS? Genelin: Wir sprechen hier von sogenannten „red flags“, das sind Verletzungen, die schwer erklärbar sind oder erst spät behandelt werden, chronische Beschwerden, überbehütende Partner, häufige Fehlgeburten oder Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung, aber auch ein unbegründetes aggressives oder schnippisches Verhalten können Anzeichen für Gewalterfahrungen sein. Die Idee zur Ausbildung der Gewaltschutzbeauftragten entwickelte die Innsbrucker Opferschutzgruppe, mit dabei Andrea Hohenegger. Sie engagiert sich seit 2011 im Gewaltschutz und gibt ihr Wissen dazu und ihre Erfahrung als Pflegerin in der Notfall-Ambulanz im Kurs weiter. IM GESPRÄCH Text: Teresa Lackner-Pöschl | Foto: Gerhard Berger

23 IM GESPRÄCH UND WIE GEHEN SIE AUF BETROFFENE ZU? Hohenegger: In der Ausbildung vermitteln wir, wie man dann mit dem Gewalt-Verdacht umgehen kann: Betroffene in einem 4-AugenGespräch darauf ansprechen und darlegen, welche Hilfsangebote es gibt. Manchen kann man mit einer psychologischen Beratung helfen, andere brauchen einen Frauenhausplatz oder einfach eine Rechtsberatung. Das Kompetenzzentrum ist eine wichtige Schnittstelle zu allen involvierten Institutionen. UND WENN BETROFFENE GAR KEINE HILFE WOLLEN? Hohenegger: Klar, es kann frustrierend sein, wenn eine Patientin immer wieder kommt. Aber im wiederkehrenden Kontakt kann sich Vertrauen aufbauen. Ein zentraler Punkt im Gewaltschutz ist das Verständnis für Gewaltopfer und das Hintergrundwissen, wie Gewaltstrukturen funktionieren. Wir üben jedenfalls keinen Druck aus, bei erwachsenen Gewaltopfern braucht es auch in den meisten Fällen die Zustimmung für eine Anzeige oder Intervention. Genelin: In der Ausbildung zur Gewaltschutzbeauftragten erzählt eine betroffene Frau von ihren Erfahrungen und wie schwer Veränderungen sind. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich erinnere mich auch oft an eine Patientin aus meiner Turnuszeit. Ich hatte eine starke Vermutung, dass sie geschlagen wurde, meine Nachfragen dazu hat sie aber immer verneint. Ich muss oft an diese Patientin denken, denn heute würde ich sie weniger bedrängen, eine Gewalterfahrung zuzugeben, sondern ihr stärker vermitteln, dass sie im Krankenhaus jederzeit Hilfe bekommt – auch ohne akute Verletzung. WAS SOLL DIESES NETZWERK DER GEWALTSCHUTZBEAUFTRAGTEN LANGFRISTIG BEWIRKEN? Hohenegger: Gewalt früher erkennen und auch ganz klar benennen. Das Gefühl, dass bei einem Unfallhergang etwas nicht stimmen kann, kennen vermutlich viele in Gesundheitsberufen. Die Ausbildung gibt konkrete Tools und Handlungsanleitungen mit, wie man reagieren und auch agieren kann. Genelin: Es geht um ein Bewusstsein für das Thema und die entsprechenden Strukturen zur Prävention. Für mich steht auch die Teamarbeit im Fokus: gerade die Kolleginnen und Kollegen aus Pflege- und TherapieBerufen sind oft viel enger im Kontakt mit Patientinnen und Patienten. Mit der Funktion der Gewaltschutzbeauftragten gibt es für alle eine konkrete Anlaufstelle, um sich gut abzustimmen und auszutauschen.  Im letzten Jahr wurden 53 Personen im Kompetenzzentrum für Gewaltschutz und Gewaltschutzambulanz ausgebildet. Eine von ihnen ist Eleonora Genelin, Oberärztin an der Neurologie in Hochzirl. Im Gespräch mit der HOCH³ erzählen beide Frauen von ihrer Tätigkeit und warum Gewaltschutz ein breites Netzwerk braucht.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYxMDA3