Hoch 3 Ausgabe 37

XXXXXXXXX 19 tionen, wenn Medikamente verabreicht werden. „Train as you fight“, nennt es Volker Schäfer, Oberarzt an der Univ.- Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. „Das heißt, wir trainieren extrem realitätsnah. So realitätsnah, dass man aufpassen muss, dass Kolleg:innen einen Figuranten nicht auf einmal wirklich intubieren.“ Die Trainings können übrigens auch helfen, externe Fehlerquellen aufzudecken, bevor etwas passiert. Gibt es bauliche Mängel? Oder haben zwei Medikamente ein so ähnliches Etikett, dass es zu Verwechslungen kommen könnte? „Hersteller sind auf solche Rückmeldungen angewiesen und nehmen sie gerne an“, weiß Schäfer. 10 FÜR 10 „Zeit für ein ten for ten“, sagt Markus Thaler plötzlich und alle halten inne und hören zu. Kurz wird der aktuelle Status des Patienten zusammengefasst und weitere Schritte werden besprochen. Nicht länger als 10 Sekunden – schon arbeiten alle weiter. „Ten for ten“ steht für „Ten seconds for ten minutes“ und ist eine Methode, die bei beginnenden Problemen oder auch nur bei wichtigen Phasen der Behandlung eingesetzt wird. Das gesamte Team unterbricht für zehn Sekunden, alle hören zu, alle Informationen werden zusammengetragen, Ideen und Bedenken werden geäußert und der weitere Plan wird festgelegt. Ziel ist es, dass mindestens die folgenden zehn Minuten wieder koordinierter ablaufen. SAFE SPACE Genau wie die Übung selbst findet auch die Nachbesprechung vertraulich und ohne externe Zuhörer:innen statt. Denn nur in so einem Setting kann garantiert werden, dass über alle Fehler oder Erkenntnisse völlig offen gesprochen werden kann. Für die HOCH³ wurden sowohl Übung als auch Nachbesprechung dankens-werterweise einmal simuliert. „Wir erwischen mit unseren Übungen etwa 80 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen“, erzählt Ruth Kröss, „was ein sehr guter Wert ist, der außerdem weiter steigt. Gerade jüngere fordern solche Trainings sogar ein.“ Wie wertvoll die Trainings sind, kann Kröss mit beeindruckenden Daten belegen. Eine Studie aus Harvard hat die Schadensquote von knapp 300 Gynäkologinnen und Gynäkologen im Verlauf von zwei Jahren vor und zwei Jahren nach einem Simulationstraining verglichen. Die Zahl der Schadensfälle ist von 11,2 pro 100 Arztbehandlungsjahre auf 5,7 zurückgegangen. Wobei auch erhoben wurde, was die häufigste Ursache war. In 72 Prozent der Fälle waren es Kommunikationsprobleme. Und genau das ist es, was das ganze Team rund um Ruth Kröss in den CRM-Schulungen trainiert. Auch Max ist seinen künstlichen Brustkorb wieder los. „Es hat Momente gegeben, da dachte ich wirklich, dass ich im Schockraum bin“, sagt er. So realistisch kann die simulierte Realität sein.  Train as you fight! Volker Schäfer Die vertrauliche Nachbesprechung ist ein zentraler Teil der Übung.

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