hoch3 Juli 2025 | #38

XXXXXXXXX 1 Österreichische Post AG, MZ 04Z035687 M, tirol kliniken, Anichstr. 35, 6020 Innsbruck 18 Tiefenkälte und Gipfelhitze Warum Akklimatisierung alles ist 24 Im Gespräch mit Küchenchef Josef Lindner 14 Raum für Menschen Über Raumklima und Healing Architecture im Krankenhaus KLIMA JULI 2025 | #38 HOCH3

Anregungen, Feedback oder Ideen für die HOCH³ lesen wir immer gerne. Einfach E-Mail an hoch3@tirol-kliniken.at 2 EDITORIAL MEDIENINHABERIN UND HERAUSGEBERIN: Tirol Kliniken GmbH, www.tirol-kliniken.at • REDAKTION: 6020 Innsbruck, Anichstraße 35, Tel. +43 664 8268914 hoch3@tirol-kliniken.at • REDAKTIONSLEITUNG: Mag.a Michaela Speckbacher, michaela. speckbacher@tirol-kliniken.at • Mag.a (FH) Teresa Lackner-Pöschl, teresa.lackner-poeschl@tirol-kliniken.at • HERSTELLUNG UND VERTRIEB: Tirol Kliniken GmbH, Michael Gehrer MSc, Karin Brozzu• DRUCK: Athesia Tyrolia, Innsbruck • AUFLAGE, ERSCHEINUNG: 7000 Stück, gedruckt auf weißem FSC Recycled, erscheint mind. 4x jährlich • BLATTLINIE LAUT MEDIENGESETZ: Unabhängiges periodisches Druckwerk mit dem Zweck der Information von Mitarbeiter:innen und unternehmensinteressierten Personen der Tirol Kliniken GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht zwingend die Meinung der Herausgeberin oder der Redaktion dar. Keine Gewähr für die Richtigkeit in Wort und Bild. Reproduktionen jedweder Art und jedweden Umfanges sind nur mit ausdrücklicher schriftlicher Zustimmung der Redaktionsleitung gestattet. Wenn Sie das Magazin HOCH3 gerne beziehen möchten, geben Sie uns bitte unter hoch3@tirol-kliniken.at Ihre Anschrift bekannt. Abmeldungen können Sie uns ebenfalls über diese Adresse mitteilen. Liebe Lesende, welches Klima bevorzugen Sie? Wir mögen’s gerne hitzig, aber bitte nur beim Diskutieren! Im Büro sollten die Temperaturen gemäßigt bleiben, sonst machen wir einen Abstecher zum Eisautomaten. Eiszeit herrscht bei uns aber nur, wenn zur Mittagszeit wieder einmal alle Essen-to-go-Teller schon weg sind und ein:e Hungrige:r das Nachsehen hat. Unser Team findet aber IMMER schnell eine Lösung und die Stimmung taut rasch wieder auf. In dieser Ausgabe von HOCH³ wollen wir das Thema Klima in seiner Vielschichtigkeit beleuchten – natürlich mit, aber auch jenseits von Nachhaltigkeitsaspekten. Wir haben in der Hormonambulanz nachgefragt, ob Frauen während des KLIMAkteriums „on fire“ sind, wollten von der Bau und Technik wissen, wie RaumKLIMA zur Heilung beiträgt, haben uns über das Thema AkKLIMAtisation informiert und die schönsten Berg- und Tauchfotos unserer Mitarbeiter:innen bestaunt. Das Thema Ernährung rundet diese Ausgabe ab. Wir wünschen Viel Spaß, und wenn Sie beim Lesen ins Schwitzen kommen, können Sie den Mitteteil der HOCH³ gerne herausnehmen und als Fächer verwenden! Schönen Sommer wünschen Ihre Chefklimakteurinnen EDITORIAL WELCHES KLIMA BEVORZUGEN SIE? Die Redaktionsleiterinnen der HOCH3: Michaela Speckbacher und Teresa Lackner-Pöschl

3 10On Fire Mehr als Hitzewallungen - die Expertinnen der Hormonambulanz informieren 14 Raum für Menschen Zukunftsweisendes Bauen für die Gesundheit 04 Licht aus, Menschlichkeit an Radiotechnologin und Nachhaltigkeitsbotschafterin Daniela Hilber INHALTSVERZEICHNIS 22 Was schmeckt Körper und Klima? Über Ernährung in Vorsorge und Therapie Eine von uns 04 Licht aus, Menschlichkeit an Wussten Sie, dass … 08 Flexipool Unsere Geschichten On Fire 10 Raum für Menschen 14 Zwischen Tiefenkälte und Gipfelhitze 18 Was schmeckt Körper und Klima 22 Im Gespräch mit Josef Lindner 24 #wirsindtirolkliniken 17 Green Wall hoch³aktiv 26 Wir arbeiten hochmotiviert, hochspannend und hochprofessionell. Gut zu wissen 32 Personalia, Termine, Dies & Das Für Körper und Geist Denksport 34 Ein Gruß von unserer Küche 35

4 EINE VON UNS Was haben die Strahlentherapie, Teamgeist und eine ausgediente Pflanzenlampe gemeinsam? Radiologietechnologin Daniela Hilber begleitet Patient:innen mit viel Empathie durch die oft herausfordernde Behandlung – und denkt dabei auch an die Umwelt. Als Nachhaltigkeitsbotschafterin setzt sie im Klinikalltag einfache, aber effiziente Maßnahmen und motiviert das Team, bewusster mit Energieressourcen umzugehen. Text: Sabine Monthaler-Hechenblaikner | Fotos: Gerhard Berger D ie Patientin hat schon am „Linac“ (Linearbeschleuniger) Platz genommen. Sie ist nicht zum ersten Mal da und trotzdem ist sie nervös, denn in wenigen Minuten beginnt die Tumor-Bestrahlung. Daniela Hilber konzentriert sich voll auf die Patientin. Die Radiologietechnologin achtet darauf, dass sie die Frau korrekt auf dem Bestrahlungstisch positioniert. Mit ruhiger, klarer Stimme spricht sie mit ihr, erklärt die einzelnen Schritte. Sanft setzt sie der Patientin eine spezielle „Maske“ auf, die den Kopf während der Bestrahlung stabilisiert. Mit gezielten Handgriffen stellt sie das Gerät ein. Daniela und ihre Kollegin verlassen den Raum. Die dicke Bleitüre schließt sich. Die beiden gehen in den Vorraum zum PC, quasi die Steuerzentrale, von wo aus sie die Feinjustierung am LINAC vornehmen. Der „Bestrahlungsarm“ des Beschleunigers LICHT AUS MENSCHLICHKEIT AN Wir setzen alles daran zu heilen. Aber leider ist dies nicht bei allen möglich. Wir können durch Bestrahlung aber auch Schmerzen lindern und so die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Daniela Hilber

EINE VON UNS ⟩⟩⟩ beginnt sich in die richtige Position zu drehen, es surrt und summt und piepst. Um den Tumor millimetergenau zu bestrahlen, braucht es präzise Vorbereitung. Daniela gleicht die Bilder aus der Planung mit der aktuellen Position der Patientin am Bildschirm ab. Nach ein paar Mausklicks und der Feinjustierung am Gerät ist alles bereit. Die Bestrahlung startet. BALANCE ZWISCHEN TECHNIK UND MENSCHLICHKEIT „Man muss schon ein bestimmter Typ Mensch sein, um diesen Job zu machen“, sagt die Radiologietechnologin besonnen, wenn sie über ihren Alltag an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie spricht. Man könnte meinen, als Radiologietechnolog:in hat man vor allem mit Geräten und Technik zu tun. Aber in dieser Abteilung muss man auch mit schwerkranken Menschen arbeiten wollen. So wie Daniela und ihre Kolleg:innen. Das Team der Strahlentherapie besteht neben dem 40-köpfigen RT-Team aus Medizinphysiker:innen, Pfleger:innen, Ärzt:innen und administrativen Kräften sowie einer Sozialarbeiterin und einer Psychologin. Sie betreuen gemeinsam täglich rund 190 Personen – vorwiegend Tumorpatient:innen – aus ganz Tirol, die zum großen Teil ambulant zur Behandlung nach Innsbruck kommen oder stationär im Krankenhaus sind. Daniela hat bereits während ihrer Ausbildung als Praktikantin in der Strahlentherapie begonnen und wurde dann direkt nach ihrem Abschluss als Mitarbeiterin übernommen. Seither ist sie hier und liebt ihren Job. Neben ihrer Arbeit legt die Mutter dreier Kinder großen Wert auf Umweltbewusstsein. Deshalb hat sie sich letztes Jahr dazu entschieden, den Lehrgang für Nachhaltigkeitsbotschafter:innen zu absolvieren. VERÄNDERUNGEN SIND GEWÜNSCHT „Nachhaltigkeit ist ein ganz spannendes Thema. Ich habe den Kurs gemacht, weil ich einfach noch tiefer in die Materie rein wollte und dabei festgestellt, dass es auch Ziel im Haus ist, mit diesem Wissen Veränderungen anzuregen“, erzählt Daniela. Gerade in der Strahlentherapie wird aufgrund der hochtechnischen Geräte viel Energie benötigt – unverzichtbar für eine bestmögliche Versorgung der Patient:innen. In diesem Bereich lassen sich keine Abstriche machen. Doch an anderen Stellen der Abteilung können gezielte Maßnahmen Änderungen bewirken, wie Daniela betont. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen aus der Pflege und der Administration hat sie den Lehrgang absolviert. Seither engagieren sich die drei mit viel Offenheit und Motivation für mehr Bewusstsein in der Abteilung. KLEINE SCHRITTE – GROSSE WIRKUNG Das gelingt mit kleinen, aber effizienten Schritten. So wurden zum Beispiel die Abfallsysteme in einigen Bereichen der Abteilung besser beschriftet, um die Mülltrennung zu erleichtern. Kolleg:innen wurden sensibilisiert, nach Dienstschluss stets alle PC-Bildschirme und Lichter auszuschalten. Daniela machte sich auf die Suche nach unnötigen Energiequellen in ihrem Arbeitsbereich – der viel in dunklen Räumen liegt – und wurde fündig: Sie entdeckte eine dauerhaft fixierte Pflanzenbe- ⟩⟩⟩ Nachhaltigkeit ist ein ganz spannendes Thema. Ich habe festgestellt, dass es auch Ziel im Haus ist, mit diesem Wissen Veränderungen anzuregen. Daniela Hilber Mit viel Empathie begleitet Daniela Hilber ihre Patient:innen. Jede mitgebracht Trinkflasche spart Bechermüll.

Die Bank für alle, die für ihr Konto ein neues Zuhause suchen. hypotirol.com/unserelandesbank Ihre Wahl ist unsere Chance, Sie zu überzeugen. Wir freuen uns, Sie willkommen zu heißen! 1001 Tage Gratis-Konto* sichern! Bedingungen: *Das Angebot gilt vom 12.05.2025 bis 30.09.2025 für Neukunden aus Deviseninländern, die zu Beginn der Aktion noch kein Kunde der Hypo Tirol Bank AG sind und mindestens 1.100 Euro monatlich als Geldeingang (Gehalt, Lohn, Pension) auf das Konto überweisen lassen. Sollte diese Bedingung nicht erfüllt werden, behält sich die Hypo Tirol Bank AG vor, die Kontospesen gemäß des vereinbarten Kontopakets zu berechnen. Die Aktion gilt für die Kontomodelle Konto Pur, Kompakt, Komplett, Vorteilskonto Kompakt PLUS, Komplett PLUS sowie das Konto für Ärzte in Ausbildung. Alle anderen Konten sind von dieser Aktion ausgeschlossen. Die Hypo Tirol Bank AG übernimmt die Kontospesen für mindestens 1001 Tage. Nach Ablauf dieser Frist kommen ab dem darauffolgenden Monatsultimo die vereinbarten Standard-Entgelte zur Anwendung. Irrtümer und Druckfehler vorbehalten. Stand: Mai 2025.

leuchtung, die immer noch aktiv war, obwohl es an diesem Platz schon längst keine Pflanzen mehr gibt. Inzwischen ist sie abgestellt. Daniela und ihre Kolleginnen wollen aber nicht nur das Bewusstsein im Team schärfen – auch die Patient:innen werden ins nachhaltige Denken eingebunden. So wird im Wartebereich beispielsweise Trinkwasser in Einwegbechern angeboten. Um die Abfallmengen zu reduzieren, regte die Abteilung an, eigene Wasserflaschen zum Befüllen mitzubringen. Der Vorschlag kam gut an, der Bechermüll sank deutlich. ERFOLGREICHE MOBILITÄTSERHEBUNG Engagiert zeigte sich das Team der Strahlentherapie auch bei der Erhebung zur Mobilität der Patient:innen im vergangenen Oktober. In ausgewählten Bereichen wurde einen Monat lang erfasst, mit welchen Verkehrsmitteln die Patient:innen kamen und abfuhren. In der Strahlentherapie wurden Daten von 3494 Personen erhoben – 2933 von ihnen legten insgesamt 328 238 Kilometer für die Bestrahlungstherapie zurück. Beeindruckend ist in diesem Zusammenhang die Zahl der Telemedizinischen Betreuung: 422 Personen ersparten sich durch telefonische Beratungsgespräche den Weg zu Kontrollterminen in die Klinik. Dadurch wurden über 44 000 Transport-Kilometer und 6,7 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart – das entspricht in etwa einer Weltumrundung. WIR REDEN HIER ÜBER DAS LEBEN Doch zurück zu ihrer Arbeit mit den Patient:innen: Daniela und ihre Kolleg:innen begegnen in der Strahlentherapie täglich Tumorerkrankten, die meist mehrere Wochen zur Behandlung kommen – da entsteht unweigerlich auch eine Verbindung zu den Menschen hinter der Diagnose Krebs. „Wir kennen unsere Patientinnen und Patienten, manches Schicksal bleibt einem sicherlich auch in Erinnerung“, berichtet Daniela. „Aber wir reden mit den Patientinnen und Patienten hier nicht über das Sterben, sondern über das Leben. Sie erzählen uns von ihren Familien, von ihren Freunden“, berichtet sie zuversichtlich und sagt: „Wir setzen alles daran, Patientinnen und Patienten zu heilen. Aber leider ist dies nicht bei allen möglich. Wir können durch Bestrahlung aber auch Schmerzen lindern und so die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.“ Das hat sie immer vor Augen, wenn sie mit den Patient:innen arbeitet. Dennoch, die langjährige Tätigkeit in so einem Bereich prägt: „Meine Freunde fragen mich oft, warum ich bei manchen Szenen im Kino weine – ich würde so was ja dauernd sehen. Dann sag ich: Schon, aber bei uns läuft keine Musik dazu.“  ⟩⟩⟩ EINE VON UNS 7 AUSBILDUNG RADIOLOGIETECHNOLOGIE Alle Informationen finden Sie hier! LEHRGANG NACHHALTIGKEITSBOTSCHAFTER:IN Der nächste Kurs beginnt 2026! In der " Steuerzentrale" laufen alle Informationen zusammen.

8 WUSSTEN SIE, DASS ... WUSSTEN SIE, DASS ... ERFOLGSMODELL FLEXIPOOL Der Pflegeberuf bringt viele Herausforderungen mit sich – vor allem, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben geht. Um Pflegepersonen mehr Gestaltungsspielraum zu geben und gleichzeitig den Dienstbetrieb sicherzustellen, haben die tirol kliniken das Konzept „Flexipool“ entwickelt. Dieses flexible Arbeitszeitmodell bringt nicht nur mehr Lebensqualität, sondern eröffnet auch neue Perspektiven innerhalb des Berufsalltags. Erfolgsmodell Flexipool WUSSTEN SIE, DASS … … das Modell nicht nur den Mitarbeitenden Vorteile bringt, sondern auch die Stationen vor Ort entlastet? Der Flexipool erhöht die Dienstplansicherheit und hilft dabei, kurzfristige Ausfälle oder Engpässe in der Versorgung zuverlässig zu kompensieren – ein Gewinn für alle Beteiligten. Die Zusammenarbeit funktioniert reibungslos – auch dank der gezielten Vorbereitung und des engen Austauschs zwischen FlexipoolKoordination und den Stationsteams. VON DER PFLEGE FÜR DIE PFLEGE WUSSTEN SIE, DASS … … der Flexipool besonders für Menschen mit individuellen Lebensumständen konzipiert ist? Eltern mit Betreuungspflichten, Studierende, Pensionierte, Wiedereinsteiger:innen und sogar Skilehrer:innen oder Bergführer:innen finden hier passende Arbeitsbedingungen. Die Dienstpläne erstellen die Mitarbeitenden selbst – die Leitung des Flexipools weist sie dort zu, wo sie gebraucht werden. So lässt sich das Privatleben mit dem Pflegeberuf optimal vereinbaren und die Stationen vor Ort werden entlastet. DEINE ZEIT – DEINE WAHL

WUSSTEN SIE, DASS ... WUSSTEN SIE, DASS … … sich im Flexipool vielfältige Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung ergeben? Mitarbeitende arbeiten in unterschiedlichen Teams, lernen neue Abläufe kennen und sammeln Fachwissen über verschiedenste medizinische Bereiche hinweg. Dieses breite Erfahrungsspektrum stärkt nicht nur die individuelle Kompetenz, sondern fördert auch die persönliche Entwicklung – ein klarer Pluspunkt für alle, die sich im Pflegeberuf weiter entfalten möchten. WUSSTEN SIE, DASS … … der erste Flexipool in den tirol kliniken am LKH Hall ins Leben gerufen wurde? Am LKH Innsbruck ist dieser bereits auf 40 Stationen, 4 Ambulanzen und 3 Intensivstationen erfolgreich im Einsatz. Auch in der Landes-Pflegeklinik Tirol und am LKH Hochzirl-Natters ist das Modell etabliert. Das zeigt eindrucksvoll, wie gut sich flexible Pflegearbeit in der Praxis bewährt hat – und dass das Interesse an individueller Arbeitszeitgestaltung in der Pflege stetig wächst. Der Flexipool ist damit längst zu einem zukunftsweisenden Erfolgsmodell geworden. KARRIERE ALLE STANDORTE WUSSTEN SIE, DASS … … die Mitarbeitenden im Flexipool mit der digitalen App Cliniserve unterstützt werden? Flexipool-Mitarbeiter:innen erstellen selbstständig monatlich ihren Dienstplan über die App „Cliniserve". Stationsleitungen oder Mitarbeitende der Abteilungen können über Cliniserve um einen Einsatz anfragen. Die Zuteilung der verfügbaren Flexipool-Mitarbeitenden erfolgt über die Leitung der Flexipools und der Einsatzort wird dann automatisch über die App bekannt gegeben. VOLL DIGITAL 9

I ch habe immer auf die Hitzewallungen gewartet. Im Rückblick haben meine Beschwerden aber schon mit den Schlafstörungen Anfang vierzig begonnen.“ Christine Fink-Gürtler ist 52 Jahre alt und redet offen über ihre Erfahrungen der letzten 10 Jahre. „Die Beschwerden kamen nie gemeinsam, sondern in unterschiedlichen Abständen. Es kamen Gelenksschmerzen dazu, Gedächtnisprobleme und Stimmungsschwankungen.“ „Bei den meisten Frauen beginnt der hormonelle Umbau im Körper in ihren Vierzigerjahren, wenn die Eierstöcke langsam, aber sicher die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Progesteron zurückfahren und die befruchtungsfähigen Eizellen we- Ich habe immer auf die Hitzewallungen gewartet. Im Rückblick haben meine Beschwerden aber schon mit den Schlafstörungen Anfang vierzig begonnen. Christine Fink-Gürtler ON FIRE Sind wir on fire? Das fragen wir uns als Autorinnen nicht nur in Bezug auf das Weltklima, sondern auch auf das Klima in uns drin – das Klimakterium: die größte hormonelle Umstellungsphase im Leben einer Frau. Ein Thema, das die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft, und erst in den letzten Jahren stärker in den Fokus unserer Gesellschaft gerückt ist. Die HOCH³ hat mit Expertinnen der Hormonambulanz in Innsbruck und den „Feuerfrauen“ über die „Wechseljahre“ gesprochen. Text: Teresa Lackner-Pöschl und Sabine Monthaler-Hechenblaikner | Fotos: Gerhard Berger, privat

UNSERE GESCHICHTEN 11 niger werden“, erklärt Bettina Toth, Direktorin der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Die Wechseljahre ziehen sich durchschnittlich über zehn Jahre und teilen sich in vier Phasen auf: In der Prämenopause beginnen sich die Hormone zu verändern, erste Beschwerden können auftreten. Es folgt die Perimenopause, die Zeit vor der letzten Periode. Hier erleben Frauen häufig eine Veränderung des Zyklus, typische Symptome wie Hitzewallungen, Nervosität und Reizbarkeit oder Erschöpfungszustände nehmen zu. Auch Depressionen können auftreten. Die Menopause selbst beschreibt den Zeitpunkt der letzten Periode und kann daher nur im Nachhinein festgelegt werden. In Österreich hat eine Frau im Durchschnitt mit 49 Jahren ihre letzte Regelblutung. Erst rund ein Jahr später beginnt die Postmenopause, in der sich der Hormonhaushalt im Körper wieder einpendelt. INDIVIDUELLE BEHANDLUNG Als Hebamme hat Christine FinkGürtler einen fachlichen Zugang zum weiblichen Körper und seinen Hormonen. Die Wechseljahre waren trotzdem auch für sie unbekanntes Terrain. Mit Lebensstil-Änderungen hat sie versucht, den Beschwerden entgegenzuwirken: Sport zum Muskelerhalt, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und auch pflanzliche Produkte wie Mönchspfeffer oder Yamswurzel hat sie ausprobiert. Der Erfolg war unterschiedlich, positive Effekte meist aber nur kurzfristig. „Ich war bei vier verschiedenen Fachärztinnen bis das Gesamtbild deutlich wurde, dass alle Beschwerden mit der Hormonumstellung zusammenhängen. Vor zwei Jahren habe ich mich dann für eine Hormonersatztherapie entschieden. Seither kann ich wieder schlafen und auch andere Beschwerden haben sich verbessert.“ An der Hormonambulanz der Innsbrucker Klinik behandeln die Oberärztinnen Bettina Böttcher und Hannah Welponer gemeinsam mit Klinikdirektorin Bettina Toth Risikopatientinnen. Also Frauen, die genetisch bedingt ein höheres Krebsrisiko haben oder bereits auf Grund einer Erkrankung in Behandlung sind, wie auch Frauen mit hohem Thromboserisiko. Mit oder ohne erhöhtes Risiko: „Die Behandlung ist immer individuell. Egal ob viele Beschwerden oder nur eine – wir schauen welches Symptom eine Behandlung braucht, um die Lebensqualität zu verbessern und was für die Frau im Vordergrund steht“, sind sich die Ärztinnen einig. Oft ist die erste Empfehlung „Lebenspflege“: zu schauen, was braucht der Körper, wie kann ich mit meinem Lebensstil darauf reagieren. In vielen Fällen kann auch eine Hormonersatztherapie helfen. HORMONERSATZ Richtig eingesetzt bringt die Hormonersatztherapie viele Vorteile für die Frauengesundheit. Vor allem in Hinblick auf Herz- und Kreislauferkrankungen, wie Bettina Böttcher erklärt: „Das Hormon Östrogen hat eine Schutzfunktion für unsere Gefäße und unser Gehirn. Es hat auch einen Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel. Ein Östrogenmangel trägt zu einem erhöhten Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko bei. Mit der Hormonersatztherapie können wir positive Impacts beim natürlichen Alterungsprozess setzen.“ Der Einsatz von Hormonen muss trotzdem wohlüberlegt sein, da er Einfluss auf das Brustkrebsrisiko haben kann. „Bei Frauen um die Menopause ist dieses Risiko aber deutlich geringer als das Risiko für einen Herzinfarkt, das mit der Hormonumstellung deutlich ansteigt. Männer haben ein höheres Herzinfarktrisiko, aber ab der Menopause überholen Frauen bzw. ziehen gleichauf“, ergänzt Toth. ⟩⟩⟩ Der Menstruationsgesundheitsbericht zeigt auf, dass es aktuell eher Zufall sei, ob Frauen zu guten Informationen kommen oder nicht. Bettina Toth

PMaster-Programme ■ Advanced Practice Midwifery ■ Applied Clinical Embryology ■ Master of Business Administration* ■ Pädadogik in Gesundheitsberufen PCAS-Lehrgänge ■ Applied Clinical Embryology ■ Gesunde und nachhaltige Ernährung neu neu neu PAkademische Lehrgänge ■ Anästhesiepflege ■ Business Administration im Gesundheitswesen* (Führungsaufgaben gem. § 65a GuKG) ■ Gesundheitspädagogik (Lehraufgaben gem. § 65a GuKG) ■ Intensivpflege ■ Kinderintensivpflege * 4,5 ECTS Anrechnung aus N2L-Programm fh gesundheit – wir bilden die zukunft Jetzt bewerben Die fh gesundheit bietet Ihnen Weiterbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten mit international anerkannten akademischen Abschlüssen. www.fhg-tirol.ac.at Fort- und Weiterbildungen Management, Führung und Recht • Führung durch wirksame Kommunikation • Laterales Führen - wenn disziplinäre Möglichkeiten fehlen Allgemeine Fortbildungen • Verhungern und Verdursten? Über die Ernährung am Lebensende • Aromapflege - Basiskurs Sozial- und Methodenkompetenz • Ihr Auftritt vor Publikum - Moderationsseminar Berufsgruppenspezifische Fort- und Weiterbildungen • Geriatrische Aktivierungsfachkraft Level 1 - Grundlagen der Sensorischen Aktivierung azw:academy Buchen Sie Ihre Fortbildung schnell und fexibel über www.azw-academy.ac.at Weiterbildungen für Gesundheits- und Krankenpfleger:innen J Basales und mittleres Pflegemanagement J Breast Care Nurse J Case und Care Management J Demenz Nurse J Diabetesberatung J Forensic Nursing J Herbalogie J Herzinsuffizienzberatung J Hygienemanagement im Gesundheitswesen J Pain Nurse J Parkinson Nurse J Pflege bei endoskopischen Eingriffen J Pflege in der Psychiatrie J Praxisanleitung J Rheumaberatung J Wundmanagement neu Karriere durch Bildung Mit unseren umfassenden Weiterbildungsprogrammen heben Sie Ihre pflegerischen Kompetenzen auf ein neues Level. Entdecken Sie Ihre Spezialisierungsmöglichkeiten und gestalten Sie Ihre berufliche Zukunft. Anmeldung und Information Telefon +43 512 5322-75207 sekretariat.sabwb@azw.ac.at Weiterbildungen für Pflegeassistenz J Pflege bei Demenz J Pflege bei psychiatrischen Erkrankungen J Praxisanleitung Wir bilden Gesundheit www.azw.ac.at Jetzt anmelden! fh gesundheit wir bilden die zukunft

„Bei beginnenden Wechselbeschwerden kann mit einer Hormonersatztherapie gestartet werden. Das kann in Form von einer lokalen Vaginaltherapie oder Kombinationspräparaten von Östrogen als Gel oder Tablette und Progesteron sein. Die Cremes bieten den großen Vorteil, dass diese bei Bedarf individuell an die aktuellen Symptome anpassbar sind“, beschreibt Hannah Welponer. Progesteron-Präparate werden häufig auch bei starken Schlafproblemen eingesetzt. MARKETING-ZIELGRUPPE FRAU Bis vor einigen Jahren galt das Klimakterium noch als gesellschaftliches Tabuthema. Inzwischen hat das Thema einen neuen Stellenwert bekommen. Es ist ein regelrechter Markt entstanden, der auf Social Media und anderen Kanälen mit Ratgebern, speziellen Wechseljahr-Produkten und Angeboten für Frauen „in einem gewissen Alter“ wirbt. „Allein in Österreich sind derzeit 1 Million Frauen von den Wechseljahren betroffen und im gesamten deutschsprachigen Bereich reden wir von insgesamt 11 Millionen“, weiß Bettina Toth. Und obwohl sie es begrüßt, dass das Thema endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt, ortet sie einen hohen Informations- und Aufklärungsbedarf in Hinblick auf die Beschwerden und die adäquaten Therapien. Wie es den Frauen in Österreich in den Wechseljahren geht, wurde auch erstmals im Jahr 2024 im „Menstruationsgesundheitsbericht“ vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz festgehalten. Dieser zeigt auf, dass es aktuell eher Zufall sei, ob Frauen zu guten Informationen kommen oder nicht. FUNDIERTE INFORMATION UND AUSTAUSCH „Wir Frauenärztinnen und -ärzte haben einen hohen Erfahrungsschatz und sind erste Anlaufstelle für Frauen mit Beschwerden. Es gibt viele verschiedene Symptome, die ganz individuell auftreten. Diese richtig einzuordnen und entsprechend zu therapieren, um den Frauen wieder mehr Lebensqualität zu geben, ist unsere Aufgabe“, betont die Klinikdirektorin. Als Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist es ihr ein Anliegen, die Spezialisierung auf das Thema Menopause in ihrem Fachgebiet sichtbar zu machen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Allgemeinmediziner:innen sowie Internist:innen zu stärken. Denn oft wenden sich Patientinnen bei Beschwerden, die nicht sofort typischerweise dem Klimakterium zugerechnet werden, zuerst einmal an den Hausarzt bzw. die Hausärztin. Fink-Gürtler ist Mutter von vier Kindern, begeisterte Bergsportlerin und unternehmenslustig. In Bezug auf die Wechseljahre hat sie vor allem eines gemacht: über ihre Symptome gesprochen. Im Austausch mit anderen Frauen hat sie festgestellt, dass es vielen so geht wie ihr und Beschwerden oft nicht in Zusammenhang mit der Menopause gebracht werden, wenn es nicht die typischen Hitzewallungen sind. Gemeinsam mit anderen Frauen engagiert sie sich jetzt im Verein Feuerfrauen in Tirol, um ein Netzwerk für Betroffene, Expert:innen und Vernetzung aufzubauen. „Ich will einfach drüber reden“, sagt Fink-Gürtler. „Ich bin die Pilotin in meinem Körper. Wenn ich weiß, was in mir vorgeht, kann ich besser damit umgehen. Wir Frauen müssen das nicht einfach nur aushalten.“ Hormonumstellungen setzen übrigens auch bei Männern ab einem gewissen Alter ein. Aber das ist eine andere Geschichte …  UNSERE GESCHICHTEN 13 FEUERFRAUEN TIROL Feuerfrauen Österreich ist eine Österreichweite Initiative zum Thema Wechseljahre. Informieren, reden und vernetzen lautet das Motto des Vereins. Als „Feuerfrauen Tirol“ organisieren Christine Fink-Gürtler und Christine Pall regionale Austauschtreffen für Betroffene und Interessierte, organisieren Info-Veranstaltungen und Vorträge. Ihr Ziel ist es, den Wechseljahren eine Plattform zu geben. Kontakt: christine.fink@feuerfrauen.at ⟩⟩⟩ Allein in Österreich sind derzeit 1 Million Frauen von den Wechseljahren betroffen und im gesamten deutschsprachigen Bereich reden wir von insgesamt 11 Millionen. Bettina Toth

14 UNSERE GESCHICHTEN Ein heller Flur, freundliche Farben, der Blick ins Grüne – wer die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall betritt, merkt schnell: Hier ist etwas anders. Die Atmosphäre wirkt ruhig und offen, fast wohnlich. Genau das war das Ziel der tirol kliniken: ein Gebäude zu schaffen, das jungen Patient:innen Halt gibt und den Mitarbeiter:innen den Alltag erleichtert. Das Architekturkonzept dahinter heißt „Healing Architecture“ – und es beeinflusst weit mehr als nur die äußere Gestaltung. Text: Michaela Speckbacher | Fotos: Gerhard Berger, Lichtraum, Birgit Koell, MUI ARCHITEKTUR, DIE MITHEILT „Studien zeigen, dass Räume die Heilung von Patient:innen und das Wohlbefinden von Mitarbeiter:innen maßgeblich positiv beeinflussen können“, sagt Roland Meixner, Leiter der Abteilung Bau und Technik in den tirol kliniken. Das ist keine bloße Behauptung, sondern wissenschaftlich belegt. So zeigt etwa eine Untersuchung von Nyrud et al. (2017), dass Patient:innen, die in Zimmern mit Tageslicht und Ausblick auf die Natur untergebracht sind, seltener Schmerzmittel benötigen, schneller genesen und sich insgesamt wohler fühlen. Deshalb wird beim Bauen in den tirol kliniken nicht nur auf Funktionalität, sondern auch gezielt auf die Raumqualität geachtet: Licht, Farben, Orientierung und Akustik spielen eine zentrale Rolle. „Diese Aspekte lassen wir – soweit es die Rahmenbedingungen ermöglichen – in die Planung und Umsetzung unserer Bauprojekte einfließen“, so Meixner. VORBILD HALL: RÄUME, DIE SICHERHEIT VERMITTELN Healing Architecture vereint medizinisches Wissen, psychologische Erkenntnisse, architektonisches Feingefühl und Aspekte von klimafreundlichem Bauen. Eduard Widmoser, erfahrener Projektleiter der Abteilung Bau und Technik, teilt diese Überzeugung. Der gebaute Raum beeinflusst die Psyche – und damit RAUM FÜR MENSCHEN

15 UNSERE GESCHICHTEN auch den Körper. Als Verantwortlicher für den Bau der Kinder- und Jugendpsychiatrie hat er gemeinsam mit Primaria Kathrin Sevecke von Anfang an darauf geachtet, dass die Architektur die therapeutischen Prozesse unterstützt. Räume sollten nicht nur funktional sein, sondern auch emotional ansprechen – besonders bei jungen Patient:innen, für die ein Klinikaufenthalt oft mit Angst und Unsicherheit verbunden ist. Ein zentrales Prinzip ist das Tageslicht. Große Fenster, gezielte Blickachsen ins Grüne und eine bewusste Lichtführung schaffen Rhythmus und Stabilität. Farben werden gezielt eingesetzt: warme Töne für Geborgenheit, kühlere Nuancen für Konzentration. Auch die Akustik wird mitgedacht – durch schallabsorbierende Decken zum Beispiel. „Und nicht zuletzt geht es um Orientierung. Wer sich in einem Gebäude leicht zurechtfindet, empfindet weniger Stress“, weiß Widmoser. Unterschiedliche Bodenbeläge, markante Blickpunkte oder sichtbare Wegeführungen geben Patient:innen und Besucher:innen Halt – und dem Personal Sicherheit in der Versorgung. „Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen brauchen nicht nur therapeutische Angebote, sondern auch Räume, in denen sie sich geborgen fühlen“, sagt Primaria Kathrin Sevecke, Direktorin der Klinik. „Unsere Architekten wollten die Natur ins Krankenhaus holen. Das ist ihnen sehr gut gelungen. Wie haben eine Umgebung, in der junge Menschen zur Ruhe kommen und sich öffnen können, das ist eine wichtige Basis für unsere Arbeit.“ Innenhöfe und Gärten dienen als geschützte Rückzugsorte. Es gibt Räume für Bewegung und Kreativität, die bewusst so gestaltet wurden, dass sie nicht an ein klassisches Krankenhaus erinnern – sondern an einen sicheren Ort. NATUR IST TEIL DES KONZEPTS Grünräume sind in den tirol kliniken kein Beiwerk, sondern ein zentraler Bestandteil der architektonischen Vision. In Hall laden therapeutisch nutzbare Gärten zu Bewegung und Begegnung ein. Auch Mitarbeitende profitieren von großzügigen Ruhezonen im Freien. Im LKH Hochzirl-Natters spielt die umgebende Natur eine ebenso starke Rolle: Die Gebäude fügen sich harmonisch in die Landschaften ein und die Außenbereiche und Sichtachsen schaffen Übergänge zwischen Klinikalltag und Naturerleben. HOCHZIRL: STRESS, SCHMERZEN UND ÄNGSTE ABBAUEN Auch in der Abteilung für Neurologie in Hochzirl wird deutlich, welches Potenzial in Healing Architecture steckt. Projektleiter Thomas Zangerl begleitete den Neubau für neurologisch schwerst betroffene Patient:innen, der seit Ende 2024 in Betrieb ist. Die Umsetzung des Baus erfolgte in enger Abstimmung mit Primaria Elke Pucks-Faes, Ärztliche Direktorin am LKH HochzirlNatters. „Diese schwer betroffenen Patienten und Patientinnen nehmen ihre Umwelt auf eine andere, sehr sensible Weise wahr“, erzählt die Neurologin, „und die großen Fensterflächen in die Natur und Richtung Stationsstützpunkt sollen den Menschen das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind und damit Ängste abbauen. Auch in Studien zeigt sich, dass beim Blick durch ein Fenster ins Grüne Schmerzpatienten und -patientinnen deutlich weniger Schmerzmedikamente benötigen und wesentlich entspannter sind, was zu einer deutlichen Verbesserung der Effekte der Rehabilitationsmaßnahmen führt. Dies zeigt sich vor allem auch bei unseren Patienten und Patientinnen im neuen Überwachungsbereich.“ Der Neubau verbindet modernste pflegerische Infrastruktur mit einer klaren, wohnlich orientierten Gestaltung. „Wir sind sehr stolz auf das Ergebnis mit viel Tageslicht, natürlichen Materialien und Räumen mit Blick in die Natur“, so Zangerl. KLIMAAKTIV Alle neuen Bauprojekte der tirol kliniken erfüllen die Vorgaben des klimaaktiv-Standards – üblicherweise in Silber. In Hochzirl konnten erstmals sogar die noch strengeren Kriterien für ⟩⟩⟩ Der Neubau für neurologisch schwerstbetroffene Patient:innen in Hochzirl ist in die Natur eingebettet.

16 UNSERE GESCHICHTEN klimaaktiv Gold eingehalten werden – ein zusätzlicher Qualitätsnachweis für nachhaltiges, zukunftsorientiertes Bauen im Gesundheitswesen. Projektleiter Thomas Zangerl betont: „Für uns ist es wichtig, dass Nachhaltigkeit und Heilungsförderung Hand in Hand gehen. Mit den klimaaktiv-Standards schaffen wir nicht nur eine gesunde Umgebung für Patient:innen und Mitarbeitende, sondern leisten auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.“ Bei vielen Projekten stellt zusätzlich eine ökologische Baubegleitung sicher, dass Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte während der gesamten Bauphase konsequent berücksichtigt und umgesetzt werden. AUSBLICK HALL: HOLZ FÜR DIE SEELE Der nächste Meilenstein hinsichtlich Healing Architecture ist in der Abteilung Bau und Technik bereits in Planung: Auf dem Areal des LKH Hall entsteht der Neubau „Haus 2“ auf dem Gelände der Psychiatrie, ein weiteres Projekt mit Vorbildcharakter. Im Fokus steht dabei der Baustoff Holz – nicht nur, aber auch aus ökologischen Gründen. „Holz schafft eine warmes, beruhigendes Raumklima und entspricht dem Unternehmensziel nachhaltig zu bauen“, erklärt Roland Meixner. Der Neubau wird mehrere Stationen für Erwachsene mit psychischen Erkrankungen beherbergen – mit offenen Begegnungszonen, geschützten Innenhöfen und einer Architektur, die Rückzug und Beziehung gleichermaßen ermöglicht. In den tirol kliniken entstehen Gesundheitsgebäude, die weit über technische Standards hinausgehen. Sie verbinden Funktionalität, therapeutische Wirksamkeit und Nachhaltigkeit zu einer Umgebung, die Heilung aktiv unterstützt. Healing Architecture hat bewiesen, dass Räume zur Genesung und zum Wohlbefinden von Mitarbeitenden beitragen können – indem sie die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt stellen.  KRITERIUM KLIMAAKTIV SILBER KLIMAAKTIV GOLD Energieeffizienz Hoch Sehr hoch (z. B. Passivhausniveau) Anteil erneuerbarer Energie Gut Sehr gut, stark ausgebaut Baustoffe Umweltfreundlich Sehr umweltfreundlich, regional, schadstoffarm Lebenszyklusbetrachtung Teilweise berücksichtigt Umfassend berücksichtigt Nutzer:innenkomfort (Licht, Akustik etc.) Hoch Sehr hoch, über Normanforderung hinaus Ressourcen- & Abfallmanagement Standardmäßig geregelt Streng geregelt, besonders ressourcenschonend Visualisierung von " Haus 2" auf dem Gelände der Psychiatrie in Hall ⟩⟩⟩

17 GREEN WALL #WIRSINDTIROLKLINIKEN NACHHALTIGKEIT AUF EINEN BLICK Sie haben nachhaltige Ideen, Anregungen oder Feedback? Schreiben Sie uns gerne an nachhaltigkeit@tirol-kliniken.at GREEN WALL IM FOKUS: HITZE EINEN KÜHLEN KOPF BEWAHREN Am 4. Juni fand der Hitzeaktionstag statt, an dem die tirol kliniken, Land Tirol und Stadt Innsbruck zur Achtsamkeit an Hitzetagen aufriefen. Expert:innen erwarten nach den Hitzerekorden letztes Jahr auch heuer wieder einen statistisch betrachtet „zu warmen“ Sommer. Hitze ist in Österreich das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko. Laut Gesundheit Österreich GmbH steigen in überdurchschnittlich heißen Sommern die Krankenhausaufenthalte aufgrund hitzeassoziierter Erkrankungen um rund 27 Prozent an. Grund genug, unsere Hitzeschutzkampagne wieder auszupacken: Die Kampagne „Einen kühlen Kopf bewahren“ mit praktischen Tipps für Hitzeschutz soll ein Bewusstsein für die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze schaffen und konkrete Schutzmaßnahmen an die Hand geben. Alle Infos, Broschüre und Plakate zum Download unter www.tirol-kliniken.at, im Intranet gibt es in Kürze auch ein E-Learning für Mitarbeiter:innen. PARAHSOHL: AUF HITZE VORBEREITEN Wie kann der Umgang mit Hitze in der psychosozialen Gesundheitsversorgung verbessert werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich Mitarbeiter:innen aus Pflege, ärztlichem Dienst und der Verwaltung der tirol kliniken, Lebenshilfe und Johanniter im Rahmen eines Workshops im April. Die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze auf Menschen mit psychischen Erkrankungen waren ebenso Thema wie konkrete Maßnahmen, mit denen Organisationen zukünftig besser auf klimabedingte Herausforderungen reagieren können. Im Austausch wurde deutlich, dass bereits viele Patient:innen und Mitarbeiter:innen unter der zunehmenden Hitze leiden. Ziel des Projekts " Promoting Austrian Resilience Against Heat-related Sequels on Health" (ParaHsohl) ist die Entwicklung eines digitalen Resilienzcheck-Tools, das die psychosoziale Versorgung in Hitzephasen unterstützt. Sabine Scholl-Bürgi und Juliane Humer am Hitzeaktionstag.

18 UNSERE GESCHICHTEN Körperreaktionen zwischen Wasser, Höhe und Temperatur – und warum Akklimatisierung alles ist. Text: Johannes Schwamberger | Fotos: privat Wer taucht, spürt es schnell: Der Körper reagiert sofort. Schon beim Eintauchen beginnt ein komplexes Spiel mit Druck, Temperatur und Physiologie. „Das Blut wird Richtung Brustraum gedrückt, der Druck im Herzen steigt – und der Körper sagt: ‚Druck zu hoch – bitte regulieren‘“, erklärt Frank Hartig, Leitender Oberarzt der MZA-Notaufnahme und Tauchmediziner. Die Folge: Harndrang. Mit Leihanzug im Urlaub das geringere Problem.  Doch Kälte und Druck wirken nicht nur auf Blase und Kreislauf. Unter Wasser ziehen sich die Hautgefäße zusammen, der Blutdruck steigt – im Eiswasser besonders extrem. Und Wasser leitet besser als Luft, was den Körper schneller Wärme verlieren lässt. Auch im Roten Meer bei 27 Grad droht ohne passenden Anzug Auskühlung und damit das Risiko für Dekompressionsunfälle. „Bei einer meiner schönsten Sonnenaufgangstouren auf meinem Hausberg der Hohen Munde (Telfs)“ Assistentin der Bereichsverwaltung IV, Innsbruck KATJA KREUZER „Beim Freitauchen in Kaş, in der Türkei, letzten Herbst.“ Assistenzarzt Psychiatrie I, Innsbruck KILIAN LOMMER „Bei meiner letzten Bergtour (zur Pfriemeswand) – vor Corona, seither schaffe ich´s leider nicht mehr.“ Betriebsrat, Innsbruck LENI SCHÖNPFLUG ZWISCHEN TIEFENKÄLTE UND GIPFELHITZE

19 UNSERE GESCHICHTEN DRUCK UND KLIMA – EIN UNTERSCHÄTZTES DUO Umgekehrt droht in den Bergen schnell Überhitzung. „In der Höhe ist es zwar kühler, aber die Hitze kommt oft von innen“, sagt Wolfgang Schobersberger, Leiter des ISAG (Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus). Bei der TrailrunningWM 2023 in Tirol hat er mit seinem Team zu diesem Thema geforscht. Das Ergebnis: Vor allem bei kurzen, intensiven Läufen kam es zu Hitzschlägen mit Körperkerntemperaturen über 41 Grad. „Die betroffenen Athletinnen und Athleten trinken ausreichend – und trotzdem überhitzen sie. Da hilft nur sofortige Kühlung.“ Eiswannen direkt im Zielbereich wurden zur Notfallmaßnahme. AKKLIMATISIERUNG: VORBEREITUNG SCHÜTZT Die Lösung? Anpassung – körperlich und organisatorisch. Spitzensportler:innen trainieren in Höhenlagern oder schlafen in Hypoxie-Zelten, um sich an den geringeren Sauerstoff zu gewöhnen. „Der Körper kompensiert mit der vermehrten Bildung roter Blutkörperchen, der Stoffwechsel passt sich an – das ist planbar“, erklärt Schobersberger. Auch auf Sportbewerbe in heißen Regionen kann man sich vorbereiten. Was aber meistens fehlt, ist der größere Rahmen: „Wir brauchen systematische Hitzepräventionskonzepte – auch für Veranstaltungen in unseren Breiten“, fordert er. Das Klima ändert sich und wir müssen vorsorgen. Auch beim Tauchen ist Planung alles. „Ein sehr tiefer Tauchgang im Gardasee und gleich danach mit dem Auto über den Brenner nach Hause. Im „Auf dem Gipfel des Kilimanjaro (5895m) während einer unvergesslichen Tansania- Reise mit meinem Mann.“ Stabsstelle LKF, Innsbruck ASTRID KLINGENSCHMID „Wir waren vor einigen Jahren mehrere Tage am Adlerweg beginnend von St. Anton unterwegs. Zum Start der Tour nahmen wir den Arlberger Klettersteig auf die Weißschrofenspitze mit, wo dieses Foto entstand. Nach längerer Kletterei im Nebel waren wir plötzlich über der Nebeldecke und konnten diese grandiose Aussicht genießen.“ Ambulanzleitung ISAG, Hall GEORG HOCHSCHWARZER … der Körper sagt: Druck zu hoch – bitte regulieren! Frank Hartig Wir brauchen systematische Hitzepräventionskonzepte. Wolfgang Schobersberger „Ein Sonnenaufgangsfoto vom Großen Solstein, ca. 05:30 Uhr im Sommer, Startpunkt der Tour: beim Krankenhaus Hochzirl.“ Assistenzärztin für Innere Medizin, Hochzirl ROMANA MARIACHER ⟩⟩⟩

20 UNSERE GESCHICHTEN „Auf der Weißkugel“ Pflegefachassistentin StrahlentherapieRadioonkologie, Innsbruck ALEXANDRA GÜRTLER „Am Schartenkogel“ (nächstes Ziel: Zuckerhütl ) Technischer Dienst, LKH Hall ANDREAS KÖSSLER Wir glauben an unsere Ärzt:innen. tirolersparkasse.at/aerzte Extremfall kann sogar dieser Höhenunterschied ausreichen, um Probleme zu bereiten“, warnt Hartig. Der durch den Tauchgang im Blut gebundene Stickstoff wird durch den sinkenden Außendruck zu schnell wieder freigesetzt. Gelenksschmerzen oder Schwindel können die Folge sein. Fazit: Ob Tiefe oder Höhe, Wärme oder Kälte – unser Körper reagiert sensibel auf Veränderung, und er braucht Zeit, Schutz und Vorbereitung. Wer ihm diese lässt, bleibt leistungsfähig – und kann die Natur erleben, ohne seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.  ⟩⟩⟩

21 UNSERE GESCHICHTEN „Beim Tauchen in Marsa Alam (Ägypten)“ Pflegerische Ambulanzleitung Chirurgie Ambulanz/ Endoskopie, Hall DOMINIKA KIRCHMAIR „Beim Sonnenaufgang auf der Saile (Nockspitze)“ OP-Assistent Neurochirurgie, Innsbruck CHRISTIAN MIKOLASCH „Cave-Exploration“: Frank Hartig taucht nicht nur in Höhlen, sondern auch am Titelbild. Leitender Oberarzt Innere Medizin, Innsbruck FRANK HARTIG „Beim Tauchen in Ägypten“ Abteilungsleiter PR und Kommunikation JOHANNES SCHWAMBERGER „Beim Krafttanken am Roßkogel, wo man mit einer unglaublich schönen Aussicht belohnt wird. “ Zeitwirtschaft, Innsbruck SIMONE HOLY

22 W ie schaut gesunde Ernährung aus? So individuell wie die Geschmäcker ist auch die Antwort von Alexander Höller, Leitender Diätologe an der Innsbrucker Klinik: „Für einen jungen Menschen ohne Vorerkrankungen ist eine andere Ernährung gesund als für einen chronisch Erkrankten oder eine multimorbide Patientin mit 70 Jahren“, betont er. „Wir unterscheiden hier zwei verschiedene Aspekte von Ernährung: Einmal gehört Ernährung zu unserem Lebensstil, der unsere Gesundheit negativ oder positiv beeinflussen kann. Auf der anderen Seite haben wir kranke Menschen, wo Essen plötzlich relevant für Genesung wird.“ WENN ESSEN MEDIZIN WIRD Am Landeskrankenhaus Innsbruck bereitet die Großküche 23 unterschiedliche Kostformen für Patient:innen zu. Ob leichte Vollkost, glutenfrei oder auch passiert – die Bedürfnisse sind oft sehr unterschiedlich. „Im Krankenhaus sehen wir viele Menschen mit krankheitsassoziierter Mangelernährung. Da ist es zentral, dass wir die Energie- und Nährstoffversorgung sicherstellen“, beschreibt Höller, der mit seinem Team im regelmäßigen Austausch mit der Küche steht. „Es ist belegt, dass eine individualisierte Ernährungsform bei komplexen Erkrankungen relevant für die Genesung ist.“ Ein Grund, weshalb Ernährung in der medizinischen Gesamttherapie immer wichtiger wird. PFLANZEN AUF DEN TELLER „Wenn wir über Vorsorge sprechen, dann ist es inzwischen von vielen Seiten belegt, dass pflanzenbasierte Ernährung gesundheitsfördernd ist“, hält Höller fest. Pflanzenbasiert, das bedeutet: viel Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte, wenig Fleischprodukte. Eine Aussage, die auch der Innsbrucker Gastroenterologe Timon Adolph stützt: „Viele Erkrankungen, die in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren zugenommen haben, stehen in Zusammenhang mit unserer westlichen Ernährungsform.“ Vergangenes Jahr hat der Mediziner an eine Überblicksstudie UNSERE GESCHICHTEN Text: Teresa Lackner-Pöschl | Fotos: Gerhard Berger Ernährungsformen sind so vielfältig wie die Menschen. Es heißt zwar oft „Liebe geht durch den Magen“, aber zu kaum einem Thema geht es am Familientisch so heiß her, wie bei der Diskussion über vegetarisch, mit Fleisch oder doch vegan. Was gesunde Ernährung vor allem auch im Krankenhaus ausmacht und was das Klima damit zu tun hat, haben wir mit Expert:innen in den tirol kliniken besprochen. WAS SCHMECKT KÖRPER UND KLIMA

23 mitveröffentlicht, die wissenschaftliche Untersuchungen zur Gesundheitsrelevanz von Ernährung zusammenfasst. Die Erkenntnis: Wir essen zu viel Zucker, zu viel Fleisch und zu viel hochverarbeitete Lebensmittel. Eine Kombination, die unserer Gesundheit schadet. „Ich wage zu behaupten, dass die meisten modernen Erkrankungen von Ernährung beeinflusst sind. Medizinisch gesichert wissen wir es für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also eine Erhöhung des Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos, aber auch bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder gewissen Krebserkrankungen kann Ernährung das Erkrankungsrisiko und die Krankheitsentwicklung beeinflussen“, führt Adolph aus. Häufige Ursache für die Erhöhung des Erkrankungsrisikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Cholesterin. Und zwar Cholesterin, das wir meist nicht selbst produzieren, sondern ausschließlich über unsere tierische Nahrung aufnehmen. ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNG FÜR MENSCH … Erkenntnisse, die auch in den offiziellen österreichischen Ernährungsempfehlungen Einzug fanden: Vergangenes Jahr wurde eine überarbeitete Version der Ernährungspyramide veröffentlicht. Auffällig dabei ist, dass auch hier das Verhältnis von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln verschoben wurde: Der tägliche Nährstoffbedarf soll mit Obst, Gemüse, Getreide und Milchprodukten gedeckt werden, Fisch und Fleisch werden nur noch einmal pro Woche empfohlen. Parallel zur Mischkost wurde auch eine rein vegetarische „Pyramide“ veröffentlicht. Auf der Webseite des Bundesministeriums für Gesundheit heißt es, dass die Aktualisierung notwendig gewesen sei und bei der Überarbeitung „Klima- und Gesundheitsparameter“ einbezogen wurden. … UND PLANET „Unsere Ernährung ist klimarelevant“, ist Pädiaterin Sabine Scholl-Bürgi überzeugt. Anfang des Jahres diskutierte sie gemeinsam mit Höller und Adolph am Podium bei den Tiroler Gesundheitsgesprächen zum Thema „Unsere Ernährung – die beste Medizin“. „Rund ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen sind auf unser Ernährungssystem zurückzuführen. Dementsprechend ist Ernährung auch ein Hebel für Klimaschutz. Internationale Expertinnen und Experten haben die Planetary Health Diet entwickelt, eine Ernährungsempfehlung für Mensch und Klima.“ Scholl-Bürgi arbeitet nicht nur gezielt mit Ernährungstherapien bei chronisch kranken Kindern, sondern engagiert sich seit Jahren für das Thema Nachhaltigkeit im Krankenhaus. „Die Planetary Health Diet und die österreichische Ernährungsempfehlung haben viele Schnittmengen“, verknüpft auch Diätologe Höller die beiden Ernährungsempfehlungen. Was unser Körper braucht und was uns schmeckt bleibt eine individuelle Frage. Eine überlegte Ernährung kann allerdings eine Win-Win-Situation sein – gesund für uns und unsere Umwelt.  UNSERE GESCHICHTEN Das Team der Diätologie ist in engem Austausch mit der Küche. Unsere Erhährung, die beste Medizin: Alexander Höller, Sabine Scholl-Bürgi und Timon Adolph (v. li.). informierten heuer bei den Tiroler Gesundheitsgesprächen.

24 Wenn er übers Essen redet, spürt man seine Leidenschaft für hochwertige Lebensmittel, und seinen Teamgeist: Josef Lindner leitet seit 2020 die Großküche an der Innsbrucker Klinik und koordiniert auch die Zusammenarbeit mit der Küche am LKH Hall. Mit der HOCH³ hat er darüber geredet, wie er Verpackungsmüll reduziert, die Anbauplanung regionaler Landwirtschaft mitgestaltet und warum im Speisesaal mehr pflanzliche Gerichte angeboten werden.

25 IM GESPRÄCH WIE GROSS IST DIE KÜCHE IN INNSBRUCK EIGENTLICH? Unser Team umfasst rund 180 Personen. Wir kochen täglich Frühstück, Mittag- und Abendessen für etwa 1500 Patientinnen und Patienten auf den Stationen in verschiedene Kostformen, von Vollkost, über glutenfrei bis hin zu passierten Speisen bei Schluckstörungen. In Innsbruck und Hall bieten wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen täglich frisch gekochtes Mittagessen an. Allein in Innsbruck geben wir im Speisesaal an Spitzentagen bis zu 2300 Gerichte aus, dazu kommen noch die Automaten und unsere Kindergärten. EINE ENORM GROSSE MENGE – WOHER KOMMEN DIE LEBENSMITTEL? Ja, wir verkochen pro Jahr an die 42 700 Kilogramm Kartoffeln. Wir legen Wert auf frische Lebensmittel aus der Region, was bei der Dimension herausfordernd ist. Wir konnten aber in den letzten Jahren viele Tiefkühlprodukte durch frische Produkte ersetzen. Frischfleisch beziehen wir zu 100 Prozent aus Österreich. Mit den meisten Lieferanten stehen wir regelmäßig im Austausch und schauen uns Betriebe auch an. Da wir große Mengen einkaufen, richten manche Bauern auch ihre Anbauplanung auf unseren Bedarf aus – das besprechen wir gemeinsam und vereinbaren fixe Abnahmemengen. In diesen Gesprächen kann man auch an Rahmenbedingen schrauben, wie zum Beispiel Anlieferung und Verpackung. STICHWORT MÜLL: WAS HAT SICH IN SACHEN VERPACKUNGSMÜLL GETAN? Viel, der enge und gute Austausch mit den Lieferanten gibt uns hier Spielraum in der Mitgestaltung. Es ist beklemmend, wenn man vor den Müllbergen steht, die wir nur durch Verpackungen produzieren. In der Küche haben wir das direkt vor Augen. Aber wenn ich 40 Tonnen Topfen im Jahr kaufe, kann ich auch verlangen, dass mir das in Mehrweggebinden geliefert wird. Inzwischen bekommen wir alle Milchprodukte in Mehrwegbehältern. Ganz großartig war für mich die Umstellung beim Sirup: Wir beziehen rund 20 Tonnen Sirup im Jahr, vor allem für die Stationen. Der Hersteller hat auf unsere Anregung hin die Abfüllung auf Mehrwegflaschen umgestellt und verkauft sie jetzt nicht nur uns, sondern bringt sie auch in den Handel. Wir sparen heuer 15 000 Wegwerf-Flaschen ein. DER INNSBRUCKER SPEISESAAL IST INZWISCHEN „PLASTIKFREI“, WIE KAM ES DAZU? Das kam auch aus diesem Anspruch heraus, Müll zu reduzieren. Wir haben also das To-Go-Geschirr aus Kunststoff eingespart, PET-Flaschen auf Mehrweg umgestellt und eine zusätzliche Schankanlage installiert. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Die Mehrwegflaschen aus Glas verirren sich aber noch manchmal am Gelände. Vielleicht darf ich also alle auffordern: Gebt die Glasflaschen gerne überall zurück, wo die Sammelkisten stehen! MEHR ALS DIE HÄLFTE DES ANGEBOTS IM SPEISESAAL IST INZWISCHEN VEGETARISCH ODER VEGAN. Ja, heuer haben wir übers Jahr betrachtet 37 % der Gerichte in der vegetarischen und 21 % in einer veganen Variante am Speiseplan für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vegan haben wir ausgebaut, weil es einfach auch eingefordert wurde. Den Anteil pflanzenbasierter Gerichte haben wir auch in Abstimmung mit der Diätologie erhöht, die uns ernährungswissenschaftlich zur Seite steht. Den Fleischanteil zu senken ist aber nicht nur ein Gesundheitsthema, sondern auch ein Ziel in Sachen Nachhaltigkeit und Emissionen im Verpflegungskontext. WORAN WIRD DERZEIT NOCH GEARBEITET? Digitalisierung und Automatisierung. Mit einem neuen Bestellsystem wollen wir weg von der Zettelwirtschaft und Papier einsparen. Das ist schon noch Zukunftsmusik, aber langfristig angelegt. Je genauer bestellt und produziert wird, umso weniger Lebensmittelabfälle haben wir. Außerdem wollen wir den Bio-Anteil weiter erhöhen, wie jetzt mit den Bio-Pilzen aus Tirol. Das ist auch ein schönes Projekt, weil wir Pilze verarbeiten, die für den Marktverkauf nicht geeignet sind, für uns aber super zu verwenden sind. Solche Projekte sind auch Teamarbeit, und da sind viele engagierte Personen in der Küche mit dabei. WAS IST IHR ANTRIEB, DIESE GANZEN NACHHALTIGEN VERÄNDERUNGEN ANZUSTOSSEN? Ich bin leidenschaftlich gerne Koch. Als ich damals als jüngster Küchenmeister in Österreich angefangen habe, wurde mir klar, ich möchte etwas bewirken. Ich denke unternehmerisch, da ich lang auch im Familienbetrieb gearbeitet habe und sehe dadurch, welche Hebelwirkung die Klinik in Sachen Nachhaltigkeit und Regionalität hat. Wir haben hohe Abnahmemengen und dadurch die konkrete Möglichkeit, Wirtschaft mitzugestalten. So einen Wirkungsspielraum habe ich nur in einem großen Unternehmen und ich finde auch, dass wir den Steuerzahlern gegenüber verpflichtet sind, verantwortungsvoll zu handeln.  IM GESPRÄCH Text: Teresa Lackner-Pöschl | Foto: Gerhard Berger

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