UNSERE GESCHICHTEN 11 niger werden“, erklärt Bettina Toth, Direktorin der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Die Wechseljahre ziehen sich durchschnittlich über zehn Jahre und teilen sich in vier Phasen auf: In der Prämenopause beginnen sich die Hormone zu verändern, erste Beschwerden können auftreten. Es folgt die Perimenopause, die Zeit vor der letzten Periode. Hier erleben Frauen häufig eine Veränderung des Zyklus, typische Symptome wie Hitzewallungen, Nervosität und Reizbarkeit oder Erschöpfungszustände nehmen zu. Auch Depressionen können auftreten. Die Menopause selbst beschreibt den Zeitpunkt der letzten Periode und kann daher nur im Nachhinein festgelegt werden. In Österreich hat eine Frau im Durchschnitt mit 49 Jahren ihre letzte Regelblutung. Erst rund ein Jahr später beginnt die Postmenopause, in der sich der Hormonhaushalt im Körper wieder einpendelt. INDIVIDUELLE BEHANDLUNG Als Hebamme hat Christine FinkGürtler einen fachlichen Zugang zum weiblichen Körper und seinen Hormonen. Die Wechseljahre waren trotzdem auch für sie unbekanntes Terrain. Mit Lebensstil-Änderungen hat sie versucht, den Beschwerden entgegenzuwirken: Sport zum Muskelerhalt, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und auch pflanzliche Produkte wie Mönchspfeffer oder Yamswurzel hat sie ausprobiert. Der Erfolg war unterschiedlich, positive Effekte meist aber nur kurzfristig. „Ich war bei vier verschiedenen Fachärztinnen bis das Gesamtbild deutlich wurde, dass alle Beschwerden mit der Hormonumstellung zusammenhängen. Vor zwei Jahren habe ich mich dann für eine Hormonersatztherapie entschieden. Seither kann ich wieder schlafen und auch andere Beschwerden haben sich verbessert.“ An der Hormonambulanz der Innsbrucker Klinik behandeln die Oberärztinnen Bettina Böttcher und Hannah Welponer gemeinsam mit Klinikdirektorin Bettina Toth Risikopatientinnen. Also Frauen, die genetisch bedingt ein höheres Krebsrisiko haben oder bereits auf Grund einer Erkrankung in Behandlung sind, wie auch Frauen mit hohem Thromboserisiko. Mit oder ohne erhöhtes Risiko: „Die Behandlung ist immer individuell. Egal ob viele Beschwerden oder nur eine – wir schauen welches Symptom eine Behandlung braucht, um die Lebensqualität zu verbessern und was für die Frau im Vordergrund steht“, sind sich die Ärztinnen einig. Oft ist die erste Empfehlung „Lebenspflege“: zu schauen, was braucht der Körper, wie kann ich mit meinem Lebensstil darauf reagieren. In vielen Fällen kann auch eine Hormonersatztherapie helfen. HORMONERSATZ Richtig eingesetzt bringt die Hormonersatztherapie viele Vorteile für die Frauengesundheit. Vor allem in Hinblick auf Herz- und Kreislauferkrankungen, wie Bettina Böttcher erklärt: „Das Hormon Östrogen hat eine Schutzfunktion für unsere Gefäße und unser Gehirn. Es hat auch einen Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel. Ein Östrogenmangel trägt zu einem erhöhten Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko bei. Mit der Hormonersatztherapie können wir positive Impacts beim natürlichen Alterungsprozess setzen.“ Der Einsatz von Hormonen muss trotzdem wohlüberlegt sein, da er Einfluss auf das Brustkrebsrisiko haben kann. „Bei Frauen um die Menopause ist dieses Risiko aber deutlich geringer als das Risiko für einen Herzinfarkt, das mit der Hormonumstellung deutlich ansteigt. Männer haben ein höheres Herzinfarktrisiko, aber ab der Menopause überholen Frauen bzw. ziehen gleichauf“, ergänzt Toth. ⟩⟩⟩ Der Menstruationsgesundheitsbericht zeigt auf, dass es aktuell eher Zufall sei, ob Frauen zu guten Informationen kommen oder nicht. Bettina Toth
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