hoch3 Juli 2025 | #38

„Bei beginnenden Wechselbeschwerden kann mit einer Hormonersatztherapie gestartet werden. Das kann in Form von einer lokalen Vaginaltherapie oder Kombinationspräparaten von Östrogen als Gel oder Tablette und Progesteron sein. Die Cremes bieten den großen Vorteil, dass diese bei Bedarf individuell an die aktuellen Symptome anpassbar sind“, beschreibt Hannah Welponer. Progesteron-Präparate werden häufig auch bei starken Schlafproblemen eingesetzt. MARKETING-ZIELGRUPPE FRAU Bis vor einigen Jahren galt das Klimakterium noch als gesellschaftliches Tabuthema. Inzwischen hat das Thema einen neuen Stellenwert bekommen. Es ist ein regelrechter Markt entstanden, der auf Social Media und anderen Kanälen mit Ratgebern, speziellen Wechseljahr-Produkten und Angeboten für Frauen „in einem gewissen Alter“ wirbt. „Allein in Österreich sind derzeit 1 Million Frauen von den Wechseljahren betroffen und im gesamten deutschsprachigen Bereich reden wir von insgesamt 11 Millionen“, weiß Bettina Toth. Und obwohl sie es begrüßt, dass das Thema endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt, ortet sie einen hohen Informations- und Aufklärungsbedarf in Hinblick auf die Beschwerden und die adäquaten Therapien. Wie es den Frauen in Österreich in den Wechseljahren geht, wurde auch erstmals im Jahr 2024 im „Menstruationsgesundheitsbericht“ vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz festgehalten. Dieser zeigt auf, dass es aktuell eher Zufall sei, ob Frauen zu guten Informationen kommen oder nicht. FUNDIERTE INFORMATION UND AUSTAUSCH „Wir Frauenärztinnen und -ärzte haben einen hohen Erfahrungsschatz und sind erste Anlaufstelle für Frauen mit Beschwerden. Es gibt viele verschiedene Symptome, die ganz individuell auftreten. Diese richtig einzuordnen und entsprechend zu therapieren, um den Frauen wieder mehr Lebensqualität zu geben, ist unsere Aufgabe“, betont die Klinikdirektorin. Als Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist es ihr ein Anliegen, die Spezialisierung auf das Thema Menopause in ihrem Fachgebiet sichtbar zu machen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Allgemeinmediziner:innen sowie Internist:innen zu stärken. Denn oft wenden sich Patientinnen bei Beschwerden, die nicht sofort typischerweise dem Klimakterium zugerechnet werden, zuerst einmal an den Hausarzt bzw. die Hausärztin. Fink-Gürtler ist Mutter von vier Kindern, begeisterte Bergsportlerin und unternehmenslustig. In Bezug auf die Wechseljahre hat sie vor allem eines gemacht: über ihre Symptome gesprochen. Im Austausch mit anderen Frauen hat sie festgestellt, dass es vielen so geht wie ihr und Beschwerden oft nicht in Zusammenhang mit der Menopause gebracht werden, wenn es nicht die typischen Hitzewallungen sind. Gemeinsam mit anderen Frauen engagiert sie sich jetzt im Verein Feuerfrauen in Tirol, um ein Netzwerk für Betroffene, Expert:innen und Vernetzung aufzubauen. „Ich will einfach drüber reden“, sagt Fink-Gürtler. „Ich bin die Pilotin in meinem Körper. Wenn ich weiß, was in mir vorgeht, kann ich besser damit umgehen. Wir Frauen müssen das nicht einfach nur aushalten.“ Hormonumstellungen setzen übrigens auch bei Männern ab einem gewissen Alter ein. Aber das ist eine andere Geschichte …  UNSERE GESCHICHTEN 13 FEUERFRAUEN TIROL Feuerfrauen Österreich ist eine Österreichweite Initiative zum Thema Wechseljahre. Informieren, reden und vernetzen lautet das Motto des Vereins. Als „Feuerfrauen Tirol“ organisieren Christine Fink-Gürtler und Christine Pall regionale Austauschtreffen für Betroffene und Interessierte, organisieren Info-Veranstaltungen und Vorträge. Ihr Ziel ist es, den Wechseljahren eine Plattform zu geben. Kontakt: christine.fink@feuerfrauen.at ⟩⟩⟩ Allein in Österreich sind derzeit 1 Million Frauen von den Wechseljahren betroffen und im gesamten deutschsprachigen Bereich reden wir von insgesamt 11 Millionen. Bettina Toth

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