15 UNSERE GESCHICHTEN auch den Körper. Als Verantwortlicher für den Bau der Kinder- und Jugendpsychiatrie hat er gemeinsam mit Primaria Kathrin Sevecke von Anfang an darauf geachtet, dass die Architektur die therapeutischen Prozesse unterstützt. Räume sollten nicht nur funktional sein, sondern auch emotional ansprechen – besonders bei jungen Patient:innen, für die ein Klinikaufenthalt oft mit Angst und Unsicherheit verbunden ist. Ein zentrales Prinzip ist das Tageslicht. Große Fenster, gezielte Blickachsen ins Grüne und eine bewusste Lichtführung schaffen Rhythmus und Stabilität. Farben werden gezielt eingesetzt: warme Töne für Geborgenheit, kühlere Nuancen für Konzentration. Auch die Akustik wird mitgedacht – durch schallabsorbierende Decken zum Beispiel. „Und nicht zuletzt geht es um Orientierung. Wer sich in einem Gebäude leicht zurechtfindet, empfindet weniger Stress“, weiß Widmoser. Unterschiedliche Bodenbeläge, markante Blickpunkte oder sichtbare Wegeführungen geben Patient:innen und Besucher:innen Halt – und dem Personal Sicherheit in der Versorgung. „Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen brauchen nicht nur therapeutische Angebote, sondern auch Räume, in denen sie sich geborgen fühlen“, sagt Primaria Kathrin Sevecke, Direktorin der Klinik. „Unsere Architekten wollten die Natur ins Krankenhaus holen. Das ist ihnen sehr gut gelungen. Wie haben eine Umgebung, in der junge Menschen zur Ruhe kommen und sich öffnen können, das ist eine wichtige Basis für unsere Arbeit.“ Innenhöfe und Gärten dienen als geschützte Rückzugsorte. Es gibt Räume für Bewegung und Kreativität, die bewusst so gestaltet wurden, dass sie nicht an ein klassisches Krankenhaus erinnern – sondern an einen sicheren Ort. NATUR IST TEIL DES KONZEPTS Grünräume sind in den tirol kliniken kein Beiwerk, sondern ein zentraler Bestandteil der architektonischen Vision. In Hall laden therapeutisch nutzbare Gärten zu Bewegung und Begegnung ein. Auch Mitarbeitende profitieren von großzügigen Ruhezonen im Freien. Im LKH Hochzirl-Natters spielt die umgebende Natur eine ebenso starke Rolle: Die Gebäude fügen sich harmonisch in die Landschaften ein und die Außenbereiche und Sichtachsen schaffen Übergänge zwischen Klinikalltag und Naturerleben. HOCHZIRL: STRESS, SCHMERZEN UND ÄNGSTE ABBAUEN Auch in der Abteilung für Neurologie in Hochzirl wird deutlich, welches Potenzial in Healing Architecture steckt. Projektleiter Thomas Zangerl begleitete den Neubau für neurologisch schwerst betroffene Patient:innen, der seit Ende 2024 in Betrieb ist. Die Umsetzung des Baus erfolgte in enger Abstimmung mit Primaria Elke Pucks-Faes, Ärztliche Direktorin am LKH HochzirlNatters. „Diese schwer betroffenen Patienten und Patientinnen nehmen ihre Umwelt auf eine andere, sehr sensible Weise wahr“, erzählt die Neurologin, „und die großen Fensterflächen in die Natur und Richtung Stationsstützpunkt sollen den Menschen das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind und damit Ängste abbauen. Auch in Studien zeigt sich, dass beim Blick durch ein Fenster ins Grüne Schmerzpatienten und -patientinnen deutlich weniger Schmerzmedikamente benötigen und wesentlich entspannter sind, was zu einer deutlichen Verbesserung der Effekte der Rehabilitationsmaßnahmen führt. Dies zeigt sich vor allem auch bei unseren Patienten und Patientinnen im neuen Überwachungsbereich.“ Der Neubau verbindet modernste pflegerische Infrastruktur mit einer klaren, wohnlich orientierten Gestaltung. „Wir sind sehr stolz auf das Ergebnis mit viel Tageslicht, natürlichen Materialien und Räumen mit Blick in die Natur“, so Zangerl. KLIMAAKTIV Alle neuen Bauprojekte der tirol kliniken erfüllen die Vorgaben des klimaaktiv-Standards – üblicherweise in Silber. In Hochzirl konnten erstmals sogar die noch strengeren Kriterien für ⟩⟩⟩ Der Neubau für neurologisch schwerstbetroffene Patient:innen in Hochzirl ist in die Natur eingebettet.
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