hoch3 September 2025 | #39

23 UNSERE GESCHICHTEN ⟩⟩⟩ ist“, erklärt sie, „der Mehrwert spricht allerdings deutlich dafür.“ „Für alle auf der Station ist es belastend, wenn wir den Herzalarm auslösen müssen, wenn sich ein Patient plötzlich so verschlechtert, dass er im Bett reanimiert werden muss“, erzählt Plaikner-Hofer, und genau hier setzt das neue System an. Es hilft, von allen Patient:innen auf einer Station genau den einen zu identifizieren, der sich in den nächsten Stunden wahrscheinlich rapide verschlechtern wird. WIE EIN SICHERHEITSNETZ Das Ganze funktioniert so, dass das Überwachungsgerät für jeden Wert Punkte vergibt (von 0 für „alles OK“, bis 3 für „gar nicht OK“) und am Ende steht auf dem Display ein einziger kombinierter Wert. „Dieser Wert ist eine wertvolle Entscheidungshilfe über das weitere Vorgehen“, erklärt Treml, „denn wir wissen aus der Literatur, dass Patient:innen, die plötzlich reanimiert und/oder auf die Intensivstation verlegt werden müssen, bereits zwölf Stunden vorher verdächtige Werte aufweisen. Wir spannen also ein Sicherheitsnetz auf, durch das kein Patient durchrutscht.“ Je nach Punktewert gibt es klare Handlungsvorgaben von „Zeitnah Stationsärztin oder -arzt informieren“ bis zum Ergreifen von Notfallmaßnahmen und Auslösen des Herzalarms. ENTSCHEIDUNGSHILFE UND ARGUMENT „Eine erfahrene Pflegekraft hat ein sehr gutes Gespür dafür, wenn sich jemand auf der Station verschlechtert“, erklärt Plaikner-Hofer, „aber unser neues System ist nicht nur ein medizinisches Tool, es ist auch eine Argumentationshilfe.“ Die Einschätzung einer Patientin sei immer auch ein subjektives Gefühl, erzählt sie. Jetzt habe ihr Team objektive Parameter, nämlich einen Punkte-Score, der für jeden nachvollziehbar ist. Einen großen Zusatznutzen sieht sie außerdem für jüngere Kolleg:innen, die damit schneller Erfahrung sammeln können. „Ich sehe die Kombination von Werten, den Score, und ich sehe die Patientin oder den Patienten vor mir und kann beides vergleichen. Ich lerne also wie sich der Patient gibt und wie es ihm geht, auch wenn er es nicht klar kommuniziert.“ POSITIVE ERGEBNISSE Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Tool sind durchwegs positiv, erzählt Benedikt Treml, und es konnten GRENZWERTIG Es ist nicht nur ein Diagnosetool, es ist eine Argumentationshilfe. Nina Plaikner-Hofer Unsere Erhährung, die beste Medizin: Alexander Höller, Sabine Scholl-Bürgi und Timon Adolph (v. li.). informierten heuer bei den Tiroler Gesundheitsgesprächen.

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