hoch3 September 2025 | #39

XXXXXXXXX 1 Österreichische Post AG, MZ 04Z035687 M, tirol kliniken, Anichstr. 35, 6020 Innsbruck 18 Genau mein Ding Mitarbeiter:innen erzählen, was für sie wertvoll ist 24 Im Gespräch mit Apothekenleiterin Martina Jeske 04 Eine von uns Karin Herzleier über ihre Geißen und das LKF-Management WERT SEPTEMBER 2025 | #39 HOCH3

Anregungen, Feedback oder Ideen für die HOCH³ lesen wir immer gerne. Einfach E-Mail an hoch3@tirol-kliniken.at 2 EDITORIAL MEDIENINHABERIN UND HERAUSGEBERIN: Tirol Kliniken GmbH, www.tirol-kliniken.at • REDAKTION: 6020 Innsbruck, Anichstraße 35, Tel. +43 664 8268914 hoch3@tirol-kliniken.at • REDAKTIONSLEITUNG: Mag.a Michaela Speckbacher, michaela.speckbacher@tirol-kliniken.at • Mag.a (FH) Teresa Lackner-Pöschl, teresa.lackner-poeschl@tirol-kliniken.at • HERSTELLUNG UND VERTRIEB: Tirol Kliniken GmbH, Michael Gehrer MSc, Karin Brozzu• DRUCK: Alpina Druck GmbH, Innsbruck • AUFLAGE, ERSCHEINUNG: 7000 Stück, produziert nach den Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens, Alpina Druck, UWZ-Nr. 1532, erscheint mind. 4x jährlich • BLATTLINIE LAUT MEDIENGESETZ: Unabhängiges periodisches Druckwerk mit dem Zweck der Information von Mitarbeiter:innen und unternehmensinteressierten Personen der Tirol Kliniken GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht zwingend die Meinung der Herausgeberin oder der Redaktion dar. Keine Gewähr für die Richtigkeit in Wort und Bild. Reproduktionen jedweder Art und jedweden Umfanges sind nur mit ausdrücklicher schriftlicher Zustimmung der Redaktionsleitung gestattet. Wenn Sie das Magazin HOCH3 gerne beziehen möchten, geben Sie uns bitte unter hoch3@ tirol-kliniken.at Ihre Anschrift bekannt. Abmeldungen können Sie uns ebenfalls über diese Adresse mitteilen. Liebe Lesende, was ist Ihnen etwas wert? Diese Frage begleitet uns nicht nur beim Blick auf die Supermarktpreise. Sie stellt sich auch im Alltag – oft ganz leise: Was ist mir meine Gesundheit wert? Mein Team? Meine Zeit? In dieser Ausgabe von HOCH³ wollen wir dem Begriff „Wert“ auf den Grund gehen – in vielen seiner Facetten. Wir zeigen, nach welchen Werten wir im Klinikalltag arbeiten, was unseren Selbstwert beeinflusst und haben uns die Bedeutung der Vitalwerte genauer angeschaut. Wir haben Teams in der wertvollen interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit über die Schulter geschaut und erklärt bekommen, wie medizinische Leistungen eigentlich in Zahlenwerte umgerechnet werden. Der Begriff „Halbwertszeit“ hat uns außerdem in die Nuklearmedizin geführt, wo uns ein Patient seine Geschichte erzählt hat. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre und einen Herbst voller wertvoller Momente in Ihrem Leben. Ihre Redaktionsleiterinnen Michaela Speckbacher & Teresa Lackner-Pöschl EDITORIAL WAS IST IHNEN ETWAS WERT? Die Redaktionsleiterinnen der HOCH3: Michaela Speckbacher und Teresa Lackner-Pöschl

3 14 Wertvolle Wechselwirkung Klinisch-pharmazeutischer Dienst im Einsatz 19 Genau mein Ding Selbstwert - wichtig, wertvoll und gut genug sein 10 Therapie mit Halbwertszeit Michael Lemberger ist überzeugt, dass er nur dank der nuklearmedizinischen Behandlung mit seinem Sohn den Schulabschluss feiern konnte. INHALTSVERZEICHNIS 22 Grenz-wertig Pilotstation testet Frühwarnsystem durch Vitalwerte Eine von uns 04 Geißen, Punkte, Klartext Wussten Sie, dass … 08 Verhaltenskodex Unsere Geschichten Therapie mit Halbwertszeit 10 Wertvolle Wechselwirkung 14 Im Gespräch mit Martina Jeske 16 Genau mein Ding 19 Grenz-wertig 22 #wirsindtirolkliniken 25 Green Wall hoch³aktiv 26 Wir arbeiten hochmotiviert, hochspannend und hochprofessionell. Gut zu wissen 32 Personalia, Termine, Dies & Das Für Körper und Geist Denksport 34 Ein Gruß von unserer Küche 35

4 EINE VON UNS GEISSEN, PUNKTE, KLARTEXT Die „Mädels“ und „Jungs“ von Karin Herzleier haben nicht zwei, sondern jeweils vier Beine. Wer die energiegeladene LKFManagerin bei ihren vier Geißen und zwei Noriker-Wallachen auf der Weide erlebt, weiß sofort, dass der Wert ihrer Tiere für die Völserin nicht in Geld aufzuwiegen ist. Beim Thema Krankenanstaltenfinanzierung kann Herzleier den Wert von Leistungen, Punkten, Positionen und korrekt erfassten Daten allerdings genau beziffern. In der Stabstelle für Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) sorgt sie dafür, dass die tirol kliniken im ambulanten Bereich für ihre Leistungen Erlöse erhalten – damit genug Geld dort ankommt, wo es gebraucht wird: bei der Versorgung der Patient:innen. Text: Michaela Speckbacher Fotos: Franz Oss

EINE VON UNS ⟩⟩⟩ S eit 42 Jahren ist Karin Herzleier Teil der tirol kliniken. Was als Tätigkeit im Patient:innenservice begann, entwickelte sich über die Jahre zu einer verantwortungsvollen Führungsposition im LKH Innsbruck für die Abrechnung der ambulanten Leistungen. Seit Anfang 2025 ist ihr Aufgabenbereich in der Stabstelle LKF angesiedelt. Auch in der Altersteilzeit, die vor 2 Jahren begonnen hat, hat Herzleier nach wie vor ein klares Ziel vor Augen: Die Abrechnung ambulanter Leistungen soll durch eine einfachere Dokumentation vor Ort bei der Leistungserbringung und nicht mehr durch ein kompliziertes Regelwerk im Hintergrund erfolgen. Ein großes Projekt, das ihr besonders am Herzen liegt. LEISTUNGEN SICHTBAR MACHEN „Die Arbeit auf den Stationen und in den Ambulanzen ist unglaublich wertvoll“, sagt Herzleier. „Damit diese Leistungen auch finanziell anerkannt werden, müssen sie korrekt erfasst und abgerechnet werden.“ Genau hier kommt ihr Aufgabenbereich ins Spiel. Die Daten, die von Mediziner:innen, Pflegepersonen und administrativem Personal erfasst werden, bilden die Grundlage dafür, dass die tirol kliniken Geld erhalten. Bei sozialversicherten Patient:innen erfolgt die Vergütung durch den Tiroler Gesundheitsfonds, bei Selbstzahler:innen durch Rechnungslegung. Jeder Punkt oder jede Position zählt – im wahrsten Sinne des Wortes. GRATISBEHANDLUNG IM KRANKENHAUS? Wer als sozialversicherte:r Patient:in nach einem Fahrradunfall zum Beispiel mit einer gebrochenen Hand ins Krankenhaus kommt, wird untersucht, wahrscheinlich geröntgt, oft eingegipst und medizinisch aufgeklärt. Im Krankenhaus bekommt man in der Regel keine Leistungsaufstellung und auch keine Rechnung für diese Behandlungen. Trotzdem gibt es diese Auflistungen im Hintergrund. ZWEI WELTEN IM LKF-SYSTEM Im stationären Bereich – also wenn Patient:innen über Nacht im Krankenhaus bleiben – ist die LKF-Abrechnung seit Jahren etabliert: Im stationären Bereich wird das pauschale Entgelt, das ein Krankenhaus für die Behandlung erhält, durch verschiedene Faktoren wie medizinische Leistungen, Diagnosen oder den beteiligten Fachabteilungen bestimmt. In der Ambulanz läuft die Abrechnung hingegen deutlich anders: Hier wird für jede Leistung – etwa eine Blutabnahme oder ein Beratungsgespräch – eine sogenannte Damit diese Leistungen auch finanziell anerkannt werden, müssen sie korrekt erfasst und abgerechnet werden. Karin Herzleier Die Arbeit auf den Stationen und in den Ambulanzen ist unglaublich wertvoll. Karin Herzleier Für ihre Tiere nimmt sich Karin Herzleier viel Zeit.

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Positionsnummer erfasst. Je nach Versicherungsstatus der Patient:innen, sozialversichert oder Selbstzahler:innen, erfolgt die Abrechnung entweder nach dem LKF-System oder nach der Gebührenverordnung. „Wir brauchen auch im ambulanten Bereich ein System, das die tatsächliche Leistung widerspiegelt“, sagt Herzleier. WISSEN WEITERGEBEN Herzleier weiß, wie wichtig es ist, dass junge Kolleg:innen verstehen, wie das System funktioniert. In ihrem Büro, das sie sich mit drei Kolleg:innen teilt, setzt sie auf direkte Kommunikation und praxisnahes Lernen. „Ich sage, was Sache ist – und ich will, dass die Jungen alles mitbekommen. Nur so bleibt das Wissen erhalten.“ Ihr ist es wichtig, ihren Erfahrungsschatz zu teilen und ihr Wissen weiterzugeben. „Ich bin nicht mehr die Jüngste, aber ich habe noch viel vor“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. ERINNERUNGEN, DIE BLEIBEN Viele Kolleg:innen erinnern sich auch an Karin Herzleier als engagierte Betriebsrätin. Mit viel Herz und Organisationstalent hat sie zahlreiche Ausflüge und Reisen geplant, die vielen bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben sind. Auch hier zeigte sich ihr Gespür für Gemeinschaft und ihr Einsatz für das Miteinander im Betrieb. Mit Antritt der Altersteilzeit hat sie diese Funktion sowie auch ihre Führungsposition zurückgelegt. HUFE, FELL UND TREUE SEELEN Vor und nach der Arbeit zieht es Karin Herzleier zu ihren Tieren, jeden Tag mindestens vier Stunden. Die Geißen Hanni, Nanni, Krümel und Heidi begleiten sie oft auf Spaziergängen durchs Dorf, und die Noriker Max und Ramiro freuen sich, wenn Karin mit ihnen an der Longe, einer langen Leine, arbeitet oder Besuch zum Reiten mitbringt. Auch ihr Hund und ihre Katzen sind für die bald 60-Jährige mehr als nur ein Ausgleich – sie sind Teil ihres Lebens. „Die Tiere geben mir Ruhe, Kraft und Klarheit. Und manchmal auch die besten Ideen für die Arbeit“, erzählt sie lachend. Als wichtiges Zukunftsprojekt sieht Herzleier die schrittweise Anpassung der Leistungserfassung in den Ambulanzen an die jeweils aktuellen LKFModelle. Auch wenn sie weiß, dass die vollständige Umsetzung wahrscheinlich erst nach ihrer Pensionierung erfolgen wird, arbeitet sie mit Nachdruck daran, die nötigen Grundlagen zu schaffen. Dazu gehören klare Prozesse, eine enge Abstimmung mit den Ambulanzen und das Bewusstsein für die Bedeutung korrekter Datenerfassung. „Ich weiß, dass ich nicht alles fertig sehen werde – aber ich kann dafür sorgen, dass es gut weitergeht. Das ist für mich genug.“ Und wenn der letzte Arbeitstag kommt, wird sie mit einem zufriedenen Blick zurückschauen – und mit einem noch ruhigeren Schritt zu ihren Tieren gehen. Denn wer so viel bewegt hat, darf auch loslassen.  ⟩⟩⟩ EINE VON UNS 7 STABSSTELLE FÜR LEISTUNGSORIENTIERTE KRANKENANSTALTENFINANZIERUNG (LKF) Ende August hat Christine Mörwald-Cottogni die Leitung an Erich Wechselberger übergeben. Das Team der Stabstelle LKF hat 13 Mitglieder und ist Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung. Zahlen vom LKH Innsbruck 2024: • knapp 68 000 stationäre Aufenthalte • von rund 46 000 Personen • 337 000 medizinische Einzelleistungen • Rund 262 000 ambulante Patient:innen • Insgesamt 1,4 Millionen Ambulanzkontakte Das Glück der Erde findet Karin Herzleier auch auf dem Rücken ihrer Pferde. Mit ihren Kolleg:innen steht Karin Herzleier immer im direkten Austausch.

8 WUSSTEN SIE, DASS ... VERTRAUEN BEGINNT MIT HALTUNG Seit Anfang 2025 gibt es einen allgemeinen Verhaltenskodex der tirol kliniken und der Medizinischen Universität Innsbruck. Er definiert verbindliche Grundsätze für ethisches und rechtlich korrektes Verhalten und ist eine Ergänzung zum Verhaltenskodex zur Prävention und zum Schutz unserer Mitarbeiter:innen vor Korruption, den es schon seit 2017 gibt. Ziel beider Richtlinien ist ein Arbeitsumfeld, das auf Integrität, Sicherheit und gegenseitigem Vertrauen beruht. Vertrauen beginnt mit Haltung WUSSTEN SIE, DASS ... WUSSTEN SIE, DASS … … Integrität und Rechtskonformität zentrale Anforderungen im Arbeitsalltag sind? Verantwortliches Handeln orientiert sich nicht nur an Vorschriften, sondern auch an ethischen Grundsätzen wie Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Entscheidungen sollen nachvollziehbar, gewissenhaft und sachlich getroffen werden. WUSSTEN SIE, DASS … … Datenschutz auch nach dem Arbeitsverhältnis gilt? Der Schutz sensibler Daten – insbesondere von Patient:innen – ist essenziell. Informationen dürfen nur im rechtlich zulässigen Rahmen verarbeitet werden. Vertraulichkeit schützt Persönlichkeitsrechte und stärkt das Vertrauen in das System. REGELKONFORMITÄT UND RECHTSTREUE VERTRAULICHKEIT UND DATENSCHUTZ

9 WUSSTEN SIE, DASS ... WUSSTEN SIE, DASS … … die tirol kliniken Vielfalt als Stärke sehen? Diskriminierung, Mobbing und ungerechtfertigte Ungleichbehandlung werden nicht toleriert. Fairness bedeutet, Menschen unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht oder Einschränkungen mit Respekt zu begegnen – im direkten Kontakt und digital. WUSSTEN SIE, DASS … … Transparenz Korruption vorbeugt? Klar getrennte Zuständigkeiten und die Offenlegung möglicher Interessenkonflikte tragen dazu bei, Missbrauch zu vermeiden. Auch bei der Vergabe von Aufträgen gelten die Prinzipien der Gleichbehandlung, Verhältnismäßigkeit und Fairness. WUSSTEN SIE, DASS … … nachhaltiges Handeln auch Gesundheit schützt? Nachhaltigkeit bedeutet schonender Umgang mit Ressourcen, sichere Arbeitsbedingungen und umweltbewusstes Wirtschaften. Ziel ist es, ökologische und soziale Verantwortung entlang der gesamten Versorgungskette zu übernehmen. ANTI-KORRUPTION UND TRANSPARENZ FAIRNESS UND RESPEKT VERANTWORTUNG UND NACHHALTIGKEIT Alle Infos dazu sind für Mitarbeiter:innen im Intranet veröffentlicht.

„Ich bin nicht aufgeregt“, der 66-jährige gebürtige Wiener wartet auf sein „PET/CT“ und lächelt. Er hat inzwischen schon Routine. Im Untergeschoß im Chirurgie-Gebäude wird ihm die Injektion mit dem Prostataspezifischen Liganden verabreicht, der radioaktiv markiert ist. Nach 60 Minuten startet die Untersuchung. Bereits morgen wird nichts mehr vom radioaktiven Stoff in seinem Körper nachweisbar sein. Die Kombination aus der Positronen-Emissions-Tomographie („PET“) und Röntgenaufnahmen mittels Computer-Tomographie („CT“) zeichnet ein genaues Bild der Zellen, die das sogenannte PSMA aufweisen, das fast ausschließlich auf Tumorzellen vorkommt. Dadurch werden kleinste Veränderungen von Tumoren und Metastasen sichtbar. Die heutige Untersuchung soll zeigen, wie gut der letzte Therapie-Zyklus angeschlagen hat. DIAGNOSTIK UND THERAPIE Rund 6 000 PET/CT-Untersuchungen führt das Team im PET-Zentrum der 10 UNSERE GESCHICHTEN Michael Lemberger kam 2022 zur Behandlung an die Innsbrucker Universitätsklinik für Nuklearmedizin. Text: Teresa Lackner-Pöschl | Fotos: Gerhard Berger Michael Lemberger hat keine Angst vor Radioaktivität. Zumindest nicht, wenn er die Innsbrucker Universitätsklinik für Nuklearmedizin betritt. Der 66-Jährige ist an Prostatakrebs erkrankt und überzeugt, dass er nur dank der nuklearmedizinischen Behandlung die Matura seines Sohnes feiern konnte. Bei einer Nachuntersuchung in Innsbruck erzählt er der HOCH³ seine Geschichte. THERAPIE MIT HALBWERTSZEIT ... die Behandlung hat meine Lebensqualität und auch mein Leben gerettet Michael Lemberger In Innsbruck waren wir unter den ersten, die radioaktive Arzneimittel auch bei Prostatakrebs eingesetzt haben. Irene Virgolini

Universitätsklinik für Nuklearmedizin pro Jahr durch. „Der Einsatz von radioaktiven Arzneimitteln bei der Untersuchung ermöglicht uns, Tumore und Metastasen genau zu lokalisieren, Rückfälle früh zu erkennen und die Therapie individuell zu planen“, erklärt Irene Virgolini, Klinikdirektorin der Nuklearmedizin. „Auch in der Therapie kommen radioaktive Substanzen schon lange zum Einsatz, vielen ist vermutlich die Radiojodtherapie bei Schilddrüsenerkrankungen ein Begriff“, führt sie weiter aus. „In Innsbruck waren wir unter den ersten, die radioaktive Arzneimittel auch bei Prostatakrebs eingesetzt haben.“ „DU BIST STARK, DU SCHAFFST DAS“ Die Diagnose kam für Unternehmer Michael Lemberger 2019 wie aus heiterem Himmel. „Ich hatte immer wieder mit Entzündungen der Prostata zu kämpfen und habe gespürt, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt.“ Als er vom Prostatakrebs bei seinem Arzt in Wien erfuhr, hatte die Erkrankung schon gestreut. „Ich kann mich noch genau an den Tag der Diagnose erinnern“, erzählt Lemberger. Mein Sohn war gerade mit seiner Klasse auf Sportwoche, und ich habe mir gedacht‚ werde ich seinen Schulabschluss noch erleben? Kann ich mit ihm den Führerschein noch machen?‘“ Seine Prognose war schlecht. „Anfangs hieß es, ich hätte vielleicht noch ein Jahr.“ Es folgten Bestrahlung und Chemotherapie. Danach fiel der Unternehmer betreuungsmäßig in „ein Loch“, wie er beschreibt. „Ich musste entscheiden, wie es weitergeht – welche Therapie ich weiterverfolge. Die Fortsetzung der Bestrahlung hätte in meinem Stadium 45 weitere Behandlungen bedeutet mit einem großen Risiko für Nebenwirkungen, da bin ich ausgestiegen.“ Eine große Stütze in dieser Zeit war seine Frau. „Sie hat immer gesagt: ‚Du hast schon so viel geschafft, wenn jemand das schafft, dann du.‘ Das zu hören, war so wichtig in dieser Zeit.“ 2022 kam er zur Behandlung an die Innsbrucker Universitätsklinik für Nuklearmedizin. Heuer im Frühjahr hat er den zweiten Therapie-Zyklus abgeschlossen. Sein Sohn hat inzwischen nicht nur Matura und Führerschein gemacht, sondern auch sein Studium begonnen. RADIOAKTIVITÄT GEZIELT IM EINSATZ Was für Menschen bei unkontrolliertem Kontakt mit radioaktiven SubstanKlinikdirektorin Irene Virgolini (am Foto in schwarz) mit einem Teil des interdisziplinären Teams der Klinik beim 2024 eingeweihten PET/CT-Scanner. ⟩⟩⟩ Wie gut die Therapie seines Prostatakrebses anschlägt, wird regelmäßig mit einem PET/CT-Scan kontrolliert.

zen gefährlich werden kann, wird in der nuklearmedizinischen Prostatakarzinomtherapie, auch PSMA-Radioligandentherapie genannt, gezielt eingesetzt: die Fähigkeit radioaktiver Strahlung, Zellen zu zerstören. Das gelingt bei Prostatatumoren mit einem bestimmten Trägermolekül, an das der radioaktive Stoff gekoppelt und dem Patienten verabreicht wird. Diese speziellen Moleküle binden sich nur an die PSMA-Eiweiße im Tumor und finden so den richtigen Weg im Körper zu den Tumorzellen und docken auch nur dort an. In diesen radioaktiven Arzneimitteln – je nach Therapie in Kapselform oder als Infusion – kommen kurzlebige Radionuklide zum Einsatz. Diese sogenannten „Radiopharmaka“ werden im klinikeigenen Labor individuell hergestellt und den Patienten in speziellen Strahlenschutz-Therapieräumen verabreicht. „STRAHLT“ MAN NACH DER BEHANDLUNG? „Bei den PET-Untersuchungen setzen wir Gallium-68 ein. Das wird sehr niedrig dosiert und hat eine Halbwertszeit von 68 Minuten“, erklärt Radiopharmazeut Clemens Decristoforo. Nach der Untersuchung bedarf es keiner besonderen Vorsichtsmaßnahmen: „Nur den engen körperlichen Kontakt mit Kleinkindern und Schwangeren sollte man für ein paar Stunden meiden.“ Bei der Therapie kommen andere Radionuklide in höheren Dosierungen zum Einsatz. „Hier bleiben Patientinnen und Patienten in der Regel einige Tage stationär und 12 UNSERE GESCHICHTEN HALBWERTSZEIT Die Halbwertszeit bezeichnet die Zeitspanne, in der sich genau die Hälfte einer radioaktiven Substanz abbaut oder zerfällt. Jedes Radionuklid hat eine feste Halbwertszeit, bei manchen beträgt sie nur wenige Sekunden, andere zerfallen erst in mehreren Millionen Jahren. In der Nuklearmedizin wird beispielsweise das radioaktive Isotop Gallium-68 eingesetzt. Die Halbwertszeit beträgt 68 Minuten, das bedeutet, nach 68 Minuten ist die Hälfte der GalliumAtome zerfallen. In der Prostatatherapie kommt Lutetium-177 zum Einsatz. Hier beträgt die Halbwertszeit etwa 6 Tage. ⟩⟩⟩ Wir glauben an unsere Ärzt:innen. tirolersparkasse.at/aerzte

UNSERE GESCHICHTEN 13 werden abgeschirmt, bis der Körper die radioaktiven Substanzen wieder ausgeschieden hat und die Radioaktivität abgeklungen ist.“ Alles, womit Patient:innen in dieser Zeit in Kontakt sind – ob Geschirr oder Duschwasser – wird ebenfalls abgesondert, bis keine Strahlung mehr nachweisbar ist. Nebenwirkungen gibt es in der Diagnostik praktisch keine, und auch in der Therapie treten durch den zielgerichteten Einsatz selten Nebenwirkungen auf: „Am häufigsten kommt es zu Mundtrockenheit“, führt Irene Virgolini aus. „ICH BIN UNENDLICH DANKBAR“ Über die Ergebnisse der heutigen Nachuntersuchung macht sich Michael Lemberger, der ursprünglich Lehrer war, keine Gedanken. „Vielleicht ist das fatalistisch, aber ich kann nicht ändern, wie es ist. Ich habe meine Ernährungs- und Lebensgewohnheiten umgestellt, alle zwei Wochen werden meine Blut- und PSA-Werte gecheckt, ich bin auf alles vorbereitet.“ Außerdem ist er in Gedanken schon in Südtirol, in der kommenden Woche hat der HobbyDrohnen-Pilot einiges vor: 30 Ziele möchte er in den nächsten 3 Tagen befliegen. Für eine Online-Lernplattform produziert er Videos von Großlandschaften, und das mit Leidenschaft. „Lebensfreude habe ich immer gehabt, aber die Behandlung hat meine Lebensqualität und auch mein Leben gerettet. Ich bin unendlich dankbar."  Bei der Behandlung kommen kurzlebige Radionuklide zum Einsatz. Diese werden direkt in der Klinik in einem spezi- ellen radiopharmazeutischen Labor hergestellt. Der Herstellungsbereich ist abgeschirmt und die Arzneimittel werden in sicheren Behältern über eine Schleuse abgeholt, wie hier am Bild durch Radiopharmazeut Clemens Decristoforo. UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR NUKLEARMEDIZIN Klinikdirektorin: Irene Virgolini Die ersten nuklearmedizinischen Verfahren wurden in Innsbruck bereits 1961 angewendet, 1976 entstand die Universitätsklinik für Nuklearmedizin. 2004 wurden die Therapiestationen eröffnet, die nach dem Prinzip „Architektur und Heilung“ ausgestattet wurden. Bis 2011 wurde das PET-Zentrum sukzessiv ausgebaut, der erste PET/CT-Scanner in Betrieb genommen und der Neubau der radiochemischen Laboreinrichtungen, wo die radioaktiven Arzneimittel hergestellt werden, eröffnet. 2018 wurde ein zweiter PET/CT-Scanner installiert und 2024 nach Gerätetausch das neueste Modell eingeweiht. Das interdisziplinäre Team der Klinik besteht aus Ärztinnen, Ärzten, Pflegepersonen, Radiologietechnolog:innen, Expert:innen der Radiopharmazie, Physik und Radiochemie. Ein kurzer Leistungsüberblick: • Schilddrüsenambulanz: Jährlich 8 000 Patient:innen, 17 000 erbrachte Leistungen • Nuklearmedizinisches Labor: Jährlich 70 000 Blutproben ausgewertet • Konventionelle Nuklearmedizin: 7 000 Patient:innen zur Untersuchung • PET-Zentrum: 6 000 PET/CT-Untersuchungen pro Jahr • Therapie-Station: 1 000 HochdosisBehandlungen pro Jahr

14 UNSERE GESCHICHTEN Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen wir bei unserer Apotheke nach oder genauer: beim klinisch-pharmazeutischen Dienst. Dieser ist auf Stationen in Innsbruck, Hochzirl und Natters im Einsatz und berät Ärzt:innen und Pflegepersonal, wenn es um die individuelle Medikation bei Patient:innen mit komplexen Erkrankungen geht. HOCH³ hat Martin Munz und Angelina Sonnleitner-Heglmeier bei ihrer Arbeit begleitet. Text: Sabine Monthaler-Hechenblaikner Fotos: Gerhard Berger, Franz Oss D a kommt wieder der Krankenhausapotheker.“ Wenn Martin Munz auf der Station der Kinderonkologie diesen Satz hört, dann freut er sich immer besonders. Denn wenn ihn die Eltern der kleinen Patient:innen auf der Kinderstation so begrüßen, ist es für ihn weit mehr als nur Wiedererkennung – es zeigt ihm, dass er als fester Bestandteil des Teams auf der Station erlebt wird. Als Apotheker im Krankenhaus arbeitet er normalerweise im Hintergrund, direkter Kontakt zu Erkrankten kommt nur in Einzelfällen vor. Seine Aufgabe ist es, Ärzt:innen und Pfleger:innen zu beraten und im Fall Medikamente an die Therapie individuell anzupassen. Je nach Krankheitsbild kann das sehr umfangreich sein. So wie bei dem 2-jährigen Jungen auf der pädiatrischen Onkologie, bei dem die Standardlösung nicht griff. „Wir hatten ein alternatives Medikament in einer speziellen Dosierung, in Kapselform konnte das Kleinkind den Wirkstoff aber nicht schlucken“, erzählt Munz. „In Abstimmung mit den Eltern haben wir dann Möglichkeiten besprochen und den Kapselinhalt schließlich in Joghurt eingerührt, das hat dann sehr gut funktioniert und der neue Wirkstoff hat besser angeschlagen.“ BERATUNG UND SCHULUNGEN Der klinische-pharmazeutische Dienst ist ein wichtiges Angebot der Anstaltsapotheke für bestimmte Bereiche, in denen Patient:innen mit einer differenzierten Medikation behandelt werden. Mit ihrer Expertise bringen sich Martin Munz und seine Team-Kolleg:innen während der Visite ein, machen elektronische Konsile am Landeskrankenhaus Hall und führen Schulungen an verschiedenen Standorten der tirol kliniken durch. Während Martin Munz regelmäßig auf der Erwachsenen-Onkologie, der Kinder-Onkologie und auf der Knochenmarktransplantations-Station (KMT) in Innsbruck vor Ort ist, betreut seine Kollegin Angelina SonnleitnerHeglmeier den Standort Hochzirl. LANGE MEDIKAMENTENLISTEN „Der Mehrwert unserer Arbeit lässt sich mit einem Wort beschreiben: Arzneimitteltherapiesicherheit“, sagt Angelina Sonnleitner-Heglmeier. „Wir schauen uns alle relevanten Daten der Erkrankten an – von der Medikationsliste über Laborwerte bis hin zu Arztbriefen, um die momentane Wirkung des Medikaments und etwaige Wechselwirkungen einschätzen zu können.“ Dadurch werden Nebenwirkungen vermieden, Risiken für die Behandelten reduziert und Therapien optimiert. Einmal in der Woche fährt Angelina Sonnleitner-Heglmeier nach Hochzirl. Wenn sie, wie jeden Donnerstag, zur morgendlichen Visitebesprechung kommt, macht sie zuerst eine Medikationsanalyse bei allen Patient:innen. Heute steht ein 50-Jähriger querVisite in Hochzirl: Apothekerin Angelina Sonnleitner-Heglmeier (links) bringt ihre Expertise ein. WERTVOLLE

15 UNSERE GESCHICHTEN schnittsgelähmter Patient mit einem künstlichen Darmausgang (Stoma) auf dem Plan. Sein Gesundheitszustand ist differenziert und beeinflusst, wie Medikamente in seinem Körper wirken. Zum Beispiel kann ein niedriger Eiweißwert im Blut oder das Stoma selbst dazu führen, dass Medikamente anders aufgenommen oder verarbeitet werden. Die Apothekerin bespricht diese Besonderheit mit den behandelten Ärzt:innen, welche die Dosierung darauf hin neu einstellen. TEAMARBEIT IM FOKUS In Hochzirl sieht man ihre Expertise als große Bereicherung: „Wir haben den klinisch-pharmazeutischen Dienst 2024 als festen Bestandteil der Qualitätssicherung im LKH Hochzirl-Natters etabliert. Gerade im Hinblick auf die zunehmende Polypharmazie und die komplexen Krankheitsbilder bei unseren Patientinnen und Patienten, unterstützt uns die Klinikapotheke dabei, die Sicherheit der Therapie zu gewährleisten“, freut sich Primaria Elke Pucks-Faes, Ärztliche Direktorin des LKH Hochzirl-Natters. Und wie funktioniert die Zusammenarbeit im interdisziplinären Team? „Wir bringen einen anderen Blickwinkel ein. Gerade junge Ärztinnen und Ärzte sagen oft, wie wichtig sie das finden. Aber auch für die erfahrenen Mediziner und Medizinerinnen ist es spannend”, erzählt SonnleitnerHeglmeier von ihrer Erfahrung in Hochzirl. Der enge Austausch basiert auf gegenseitiger Wertschätzung und ergänzt das bereits hohe pharmazeutische Know-how des Teams. LERNEN AN KONKRETEN FÄLLEN Am Standort Natters gibt Martin Munz seit einem Jahr Schulungen. Bei monatlichen Treffen mit Ärzt:innen und Pflegepersonal werden herausfordernde Beispiele analysiert. „Wir sammeln komplexe Fälle, und wenn mir da etwas ins Auge sticht, wie etwa der Einfluss des Medikaments auf die Nierenfunktion, leiten wir daraus Schulungsthemen ab. So entsteht aus jeder Wechselwirkung ein Lerneffekt“, erklärt Munz. Ein weiterer Meilenstein in Sachen Arzneimittelsicherheit ist MEONA – die digitale Fieberkurve, die im Sommer als Pilotprojekt in Natters eingeführt wurde. Martin Munz bringt hier seine pharmazeutische Expertise in der elektronischen Abbildung und Prüfung von Arzneimitteln ein. Besonders spannend: die Definition von sogenannten „Triggern“ – digitale Warnsignale, anhand derer Patient:innen für eine pharmazeutische Prüfung vorgeschlagen werden. „Mit Meona schaffen wir die Grundlage, um automatisiert zu erkennen, welche Person ein besonders hohes Risiko für Wechselwirkungen hat. Das ist ein großer Schritt zur Erhöhung der Patientensicherheit“, berichtet Munz.  WECHSELWIRKUNG Apotheker Martin Munz (Mitte) beim Schulungsgespräch in Natters. Medikament im Joghurt: Die Apotheker:innen wissen, welche Verabreichungsform funktioniert und wo Wechselwirkungen entstehen können. Wir bringen einen anderen Blickwinkel ein Angelina Sonnleitner-Heglmeier

16 Schlüsselstelle im Krankenhausbetrieb: Martina Jeske, Leiterin der Anstaltsapotheke, gibt Einblick in die komplexe Arbeit der Klinikapotheke und ihre Bedeutung für die Versorgungssicherheit.

17 IM GESPRÄCH WELCHE AUFGABEN ÜBERNIMMT DIE KLINIKAPOTHEKE – UND FÜR WEN? Die Anstaltsapotheke gibt es seit 1986, und wir versorgen 16 Krankenhäuser in Tirol sowie das Stadtspital Dornbirn. Neben Arzneimittelproduktion und Klinischer Pharmazie zählt der strategische Einkauf basierend auf der Arzneimittelliste mit der entsprechenden Logistik zu unseren Kernaufgaben. Dabei gibt es genaue Vorgaben, welche Medikamente im Krankenhaus verwendet werden dürfen. Unser Hauptfokus liegt dabei auf der Sicherstellung der Arzneimitteltherapien sowie der Gewährleistung einer sicheren Versorgung der Patientinnen und Patienten. LIEFERENGPÄSSE SIND IMMER WIEDER EIN THEMA. WIE GELINGT EINE STABILE VERSORGUNG SICHERZUSTELLEN? Welche Medikamente wir im Krankenhaus verwenden dürfen, ist gesetzlich über die sogenannte Arzneimittelliste geregelt. Wenn es zu Lieferengpässen kommt, müssen wir eine Veränderung der Arzneimittelliste vornehmen und an die Stationen kommunizieren. Während der COVID-Pandemie waren wir besonders gefordert. Allein im Jahr 2023 hatten wir 1148 Lieferengpässe. Unser oberstes Ziel ist es deshalb immer, die Arzneimittelliste möglichst stabil zu halten. WAS STELLEN SIE SELBST HER UND WAS HAT DAS FÜR VORTEILE? Einerseits beziehen wir die Arzneimittel direkt vom Hersteller, andererseits stellen wir sogenannte magistrale Medikamente selbst her, die meist individuell auf die Patient:innen zugeschnitten sind. Das sind zum Beispiel Kinderarzneimittel für Frühgeborene, Chemo- und Immuntherapien in der Onkologie, Arzneimittel für die Augenklinik oder die Hautklinik – also solche Präparate, die nicht auf dem Markt verfügbar sind. Zytostatika, die bei der Krebstherapie zum Einsatz kommen, werden auf den Milligramm genau hergestellt. Aufgrund der hohen Anzahl an Zubereitungen bedeutet das, dass wir hier so gut wie keinen Verwurf haben. Das hat nicht nur einen großen Vorteil für die Umwelt, sondern ist natürlich auch ein Kostenfaktor, da es sich hier um sehr hochpreisige Medikamente handelt. Allein im vergangenen Jahr haben wir knapp 60 000 Zytostatika in der Anstaltsapotheke angefertigt. Ziel ist, unsere Dienstleistungen weiter auszuweiten und auch Perfusoren und Spritzen bzw. Parenterale Ernährung zentral vorzubereiten, um das Pflegepersonal gezielt zu unterstützen und kritische Zubereitungen im sicheren Apothekenumfeld zu produzieren. DIE KLINIKAPOTHEKE UNTERLIEGT HOHEN QUALITÄTSSTANDARDS. WAS BEDEUTET DAS IM ALLTAG? Bei der Herstellung haben wir sehr hohe qualitative Anforderungen, die den Industriestandards entsprechen. Im Bereich der Zytostatika haben wir ein GMP-Zertifikat (Anm.: Good Manufacturing Practice), hier werden die Räumlichkeiten, die Hygienebestimmungen und die Mitarbeiter:innensicherheit regelmäßig überprüft. Wir haben es hier ja mit Substanzen zu tun, die potenziell gefährlich sind. Auch bei der Lieferlogistik gelten hohe Standards nach dem GDP-Zertifikat (Anm.: Good Distribution Practice) – so müssen wir beispielsweise sicherstellen, dass der Temperaturkorridor bei Lagerung und Transport immer eingehalten wird. STICHWORT INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT: WIE FUNKTIONIERT DIESE IN DER PRAXIS? Unsere Mitarbeitenden sichern den kompletten Arzneimittelprozess im Spital ab von der Beschaffung über die Herstellung, Prüfung, Lagerung, Verteilung sowie die Unterstützung der ärztlichen Verordnung bis hin zur Anwendung. Das ist unser Gesamtspektrum. Wir wollen für die Patient:innen das bestmögliche Outcome erzielen und die anderen Berufsgruppen bestmöglich dabei unterstützen. Nur durch diesen interdisziplinären Schulterschluss lässt sich eine sichere Medikamentenversorgung nachhaltig umsetzen. Das unterscheidet uns auch vom niedergelassenen Bereich, wo Mediziner:innen und Apotheker:innen eher getrennt arbeiten. WIE TRÄGT DIE DIGITALISIERUNG ZUR ARZNEIMITTELTHERAPIESICHERHEIT BEI? Im interprofessionellen Arbeitsprozess ist die Digitalisierung essenziell, weil die sichere Therapie am besten durch einen geschlossenen Medikationsprozess von der Anordnung bis zur Verabreichung gewährleistet ist. Voraussetzung ist, dass es ein digitales System gibt, in welches alle Mitarbeitenden zu jedem Zeitpunkt Einsicht haben. In der Landes-Pflegeklinik wurde dies im Rahmen eines Pilotprojektes bereits umgesetzt: durch elektronische Verordnung und UnitDose-Versorgung unter Einbindung von klinischen Pharmazeut:innen. Ich sehe in der Digitalisierung viele Vorteile in Zusammenhang mit unserer Arbeit.  IM GESPRÄCH Text: Sabine Monthaler-Hechenblaikner | Foto: Franz Oss

18 UNSERE GESCHICHTEN PMaster-Programme ■ Advanced Practice Midwifery ■ Applied Clinical Embryology ■ Master of Business Administration* ■ Pädadogik in Gesundheitsberufen PCAS-Lehrgänge ■ Applied Clinical Embryology ■ Gesunde und nachhaltige Ernährung neu neu neu PAkademische Lehrgänge ■ Anästhesiepflege ■ Business Administration im Gesundheitswesen* (Führungsaufgaben gem. § 65a GuKG) ■ Gesundheitspädagogik (Lehraufgaben gem. § 65a GuKG) ■ Intensivpflege ■ Kinderintensivpflege * 4,5 ECTS Anrechnung aus N2L-Programm fh gesundheit – wir bilden die zukunft Jetzt bewerben Die fh gesundheit bietet Ihnen Weiterbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten mit international anerkannten akademischen Abschlüssen. www.fhg-tirol.ac.at Fort- und Weiterbildungen Management, Führung und Recht • Führung durch wirksame Kommunikation • Laterales Führen - wenn disziplinäre Möglichkeiten fehlen Allgemeine Fortbildungen • Verhungern und Verdursten? Über die Ernährung am Lebensende • Aromapflege - Basiskurs Sozial- und Methodenkompetenz • Ihr Auftritt vor Publikum - Moderationsseminar Berufsgruppenspezifische Fort- und Weiterbildungen • Geriatrische Aktivierungsfachkraft Level 1 - Grundlagen der Sensorischen Aktivierung azw:academy Buchen Sie Ihre Fortbildung schnell und fexibel über www.azw-academy.ac.at Weiterbildungen für Gesundheits- und Krankenpfleger:innen J Basales und mittleres Pflegemanagement J Breast Care Nurse J Case und Care Management J Demenz Nurse J Diabetesberatung J Forensic Nursing J Herbalogie J Herzinsuffizienzberatung J Hygienemanagement im Gesundheitswesen J Pain Nurse J Parkinson Nurse J Pflege bei endoskopischen Eingriffen J Pflege in der Psychiatrie J Praxisanleitung J Rheumaberatung J Wundmanagement neu Karriere durch Bildung Mit unseren umfassenden Weiterbildungsprogrammen heben Sie Ihre pflegerischen Kompetenzen auf ein neues Level. Entdecken Sie Ihre Spezialisierungsmöglichkeiten und gestalten Sie Ihre berufliche Zukunft. Anmeldung und Information Telefon +43 512 5322-75207 sekretariat.sabwb@azw.ac.at Weiterbildungen für Pflegeassistenz J Pflege bei Demenz J Pflege bei psychiatrischen Erkrankungen J Praxisanleitung Wir bilden Gesundheit www.azw.ac.at Jetzt anmelden! fh gesundheit wir bilden die zukunft

19 Doch gerade im Arbeitsalltag, inmitten von Herausforderungen, Zeitdruck und komplexen Aufgaben, gerät dieses innere Fundament leicht ins Wanken. „Wir kennen unsere Schwächen oft besser als unsere Stärken. Wir machen uns kleiner, obwohl wir täglich Großes leisten – sei es im direkten Patient:innenkontakt, in der Organisation von scheinbar alltäglichen Routineaufgaben oder im zwischenmenschlichen Miteinander“, erklärt Bettina Rachbauer, Leiterin des mcb. Beim Umgang mit persönlichen Unsicherheiten können eine ressourcenorientierte Haltung sich selbst und der Umwelt gegenüber, positiv formulierte Ziele und zur inneren Bestärkung ein persönlicher Talisman oder ein Erinnerungsstück helfen. WARUM HÄNGEN WIR AN BESTIMMTEN DINGEN? „Menschen halten oft an bestimmten Gegenständen fest, weil sie emotionale Bedeutung haben – sie sind Träger von Erinnerungen, Identität und Sicherheit“, so Rachbauer. „Ein Glücksbringer, ein Erbstück oder ein Foto kann uns daran erinnern, wer wir sind, woher wir kommen und was uns wichtig ist.“ Psychologisch betrachtet sind solche Dinge oft mit positiven Gefühlen oder wichtigen Lebensereignissen verknüpft. Sie geben Halt in unsicheren Zeiten und stärken das Gefühl von Kontinuität. Besonders in Phasen der Veränderung – etwa bei beruflichen Umbrüchen oder persönlichen Herausforderungen – können vertraute Gegenstände helfen, den Selbstwert zu stabilisieren. Redaktion: Michaela Speckbacher Textassistenz: Microsoft Copilot Fotos: privat In einer Welt, die Leistung, Effizienz und messbare Erfolge oft in den Mittelpunkt stellt, bleibt ein Wert häufig unbeachtet – der Selbstwert. Dabei ist er eine zentrale Säule unseres Wohlbefindens und unserer psychischen Gesundheit. Der Selbstwert ist die innere Überzeugung, dass wir als Mensch – unabhängig von äußeren Umständen – wichtig, wertvoll und gut genug sind. GENAU MEIN UNSERE GESCHICHTEN ⟩⟩⟩ MCB Das mcb – Mitarbeiter:innenCoaching und -Beratung der tirol kliniken bietet Unterstützung in herausfordernden beruflichen und privaten Situationen. In einem geschützten Rahmen können Mitarbeiter:innen über Belastungen sprechen, neue Perspektiven entwickeln und Strategien zur Stärkung des Selbstwerts finden. Das Angebot ist vertraulich, freiwillig und kostenfrei. Kontakt zum mcb: E-Mail: mcb@tirol-kliniken.at Telefon: +43 (0)50 504-26900 Website: mcb.tirol-kliniken.at Leiterin: Bettina Rachbauer

Einige Mitarbeiter:innen sind dem Aufruf von HOCH³ im Intranet und auf Instagram gefolgt und zeigen ihren „wertvollsten Besitz“: 20 Sie sind wie emotionale Anker, die uns daran erinnern: Ich habe schon viel geschafft. Ich bin verbunden. Ich bin wertvoll. SELBSTWERT IST KEIN LUXUS – SONDERN NOTWENDIGKEIT „Ein gesunder Selbstwert ist wie ein inneres Gerüst, das uns trägt – besonders in schwierigen Zeiten“, sagt Rachbauer. „Er entsteht nicht durch äußere Anerkennung allein, sondern durch die bewusste Entscheidung, sich selbst mit Wertschätzung zu begegnen.“ Diese Entscheidung beginnt mit einem einfachen, aber kraftvollen Schritt: Verantwortung übernehmen. Für das eigene Denken, Fühlen und Handeln. Für das eigene Lebensgefühl. Wer innerlich „Ja“ sagt zu sich selbst, hat bereits den wichtigsten Schritt getan – hin zu einem positiven und stabileren Selbstwert.  WAS IST DEIN " WERTVOLLSTER" BESITZ? UNSERE GESCHICHTEN ⟩⟩⟩ Mein WERTvollster Besitz ist die Reaktivierung unserer Mülleralm. Es macht mir unglaublich Freude und gleichzeitig ist es ein Ausgleich zum klinischen Alltag. Josef Also die Geschichte dazu …mein Vater war Vizeleutnant im Militärspital und für den „Nachschub“ zuständig. Er musste immer sehr viele Listerscheren bestellen, weil viele einfach abhanden gekommen sind…. Als ich am 14.09.2001 mein Diplom erhalten habe, bekam ich von ihm eine Listerschere mit meinem Namen graviert geschenkt - damit ich immer meine eigene Schere habe - da meine Tochter auch in der Pflege arbeitet, fand ich das ein tolles Geschenk und so bekam sie dann von mir auch eine Listerschere mit ihrem Namen graviert. Kathrin Mein wertvollster Besitz ist meine Kuschelkuh Mimi. Sie begleitet mich seit meiner Geburt durch alle Höhen und Tiefen des Lebens. Zwar trägt sie bereits einige Gebrauchsspuren, doch für mich ist sie nach wie vor wunderschön. Lisa (c ) Jenewein

Meine Mutter hat mir kürzlichen ihren Ehering geschenkt. Er passt ihr schon lange nicht mehr und ich habe mich masslos gefreut. Jetzt trage ich 2 Eheringe! Ich bin für jeden Tag dankbar, den ich mit meinen Eltern noch erleben darf. Sabine 21 UNSERE GESCHICHTEN Mein WERTvollster Besitz ist meine Schoki, denn es bereitet mir Freude nach dem Mittagessen zu snacken, oder mich zu belohnen, wenn etwas gut funktioniert hat. Anna Ein Röhrenfernseher von Philips inkl. VHS-Rekorder und VHSKassetten. Dieser hat einen sehr emotionalen Wert, da er mein erster Fernseher war und ich den von meinen sehr geliebten Großeltern bekommen habe für mein Zimmer (wahrscheinlich damit mein Opa im Wohnzimmer seine Sportsendungen in Ruhe genießen konnte). Mein Opa war auch leidenschaftlicher Filmer und hat mir auch alle Sendungen aufgezeichnet, die ich mir wünschte - damals noch auf VHS (da hab ich natürlich auch noch welche). Den Fernseher hab ich schon sehr sehr sehr lange und der bekommt immer einen schönen Platz in meinem Zuhause. Julia Also ich habe ein Foto von meinen 3 Jungs im Büro hängen. Für mich bedeutet dies unendlicher stolz meiner 3 Söhne (27, 25 und 8 Jahre). Sie haben sich prächtig entwickelt, und bin froh, dass wir auch unseren Jüngsten mit 2 Monaten durch mehrere Notfälle (Atemstillstände) nicht verloren haben. Wenn ich das Bild anschaue muss ich schmunzeln, da es auf einer Party geschossen wurde und es echt lustig und voll unbeschwert alles war. Freue mich immer, wenn mich meine 2 Älteren, mit meinem Alter, zu den Partys mit ihren Freunden einladen. Dazu gehört auch ihr kleiner Bruder, den sie sehr lieb haben und der auf seine zwei älteren Brüder mächtig stolz ist! Da meine Eltern und Großeltern verstorben sind, sind mir meine Kinder noch wichtiger als sonst etwas auf der Welt und wenn ich Ärger hab im Job oder Stress und das Bild ansehe, lockt es mir ein Lächeln auf meine Lippen! Dies ist mein WERTvollster Besitz bei mir im Büro – ein kleines Foto. Astrid

22 UNSERE GESCHICHTEN Vitalwerte von Patient:innen sind in Gesundheitseinrichtungen allgegenwärtig. „Wir behandeln aber keine Werte, wir behandeln Menschen“, stellt Benedikt Treml, Intensivmediziner auf der Allgemeinen und chirurgischen Intensivstation der Klinik Innsbruck, klar, „aber die Vitalparameter geben uns die diagnostische Richtung vor“, natürlich immer in Kombination mit dem klinischen Bild, also wie die Patient:innen reagieren. Es gibt allerdings Studien und Erfahrungswerte aus anderen Ländern, wonach Vitalparameter richtig interpretiert, auch eine Art Frühwarnsystem sein können, das schon viele Stunden vorher anschlägt, bevor sich der Zustand rapide verschlechtert. Das bekannteste System kommt aus England und nennt sich NEWS 2 (National Early Warning Score). DER WERT DES WERTS „Unsere klassischen Patientinnen und Patienten werden einmal pro Tag gescort und bei geringen pathologischen Abweichungen auch öfter“, erklärt Nina Plaikner-Hofer, leitende Diplompflegerin auf der chirurgischen Station 9 Süd an der Innsbrucker Klinik. Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Puls, Temperatur und Bewusstseinslage sind die „Standard“-Parameter, die bis auf die Bewusstseinslage automatisch vom Überwachungsmonitor aufgezeichnet werden. Ninas Mitarbeiter:innen müssen allerdings zwei zusätzliche Werte erheben, denn die 9 Süd ist Pilotstation für ein neues System. „Wir erfassen auch die Atemfrequenz und den Allgemeinzustand und geben diese manuell ein, wobei der Mehraufwand dafür überschaubar Wir behandeln aber keine Werte, wir behandeln Menschen. Benedikt Treml Text: Johannes Schwamberger | Fotos: Gerhard Berger Das Überwachungsgerät piepst, die Blutdruckmanschette bläst sich auf und am Zeigefinger klemmt das rote Licht. Es ist 08:00 Uhr und auf einer Normalstation werden wie jeden Morgen die Vitalparameter der Patient:innen erfasst. Routine im Stationsalltag. Dass man aber aus der Zusammenschau aller erhobenen Werte noch viel mehr ablesen kann, wird derzeit auf einer Pilotstation evaluiert.

23 UNSERE GESCHICHTEN ⟩⟩⟩ ist“, erklärt sie, „der Mehrwert spricht allerdings deutlich dafür.“ „Für alle auf der Station ist es belastend, wenn wir den Herzalarm auslösen müssen, wenn sich ein Patient plötzlich so verschlechtert, dass er im Bett reanimiert werden muss“, erzählt Plaikner-Hofer, und genau hier setzt das neue System an. Es hilft, von allen Patient:innen auf einer Station genau den einen zu identifizieren, der sich in den nächsten Stunden wahrscheinlich rapide verschlechtern wird. WIE EIN SICHERHEITSNETZ Das Ganze funktioniert so, dass das Überwachungsgerät für jeden Wert Punkte vergibt (von 0 für „alles OK“, bis 3 für „gar nicht OK“) und am Ende steht auf dem Display ein einziger kombinierter Wert. „Dieser Wert ist eine wertvolle Entscheidungshilfe über das weitere Vorgehen“, erklärt Treml, „denn wir wissen aus der Literatur, dass Patient:innen, die plötzlich reanimiert und/oder auf die Intensivstation verlegt werden müssen, bereits zwölf Stunden vorher verdächtige Werte aufweisen. Wir spannen also ein Sicherheitsnetz auf, durch das kein Patient durchrutscht.“ Je nach Punktewert gibt es klare Handlungsvorgaben von „Zeitnah Stationsärztin oder -arzt informieren“ bis zum Ergreifen von Notfallmaßnahmen und Auslösen des Herzalarms. ENTSCHEIDUNGSHILFE UND ARGUMENT „Eine erfahrene Pflegekraft hat ein sehr gutes Gespür dafür, wenn sich jemand auf der Station verschlechtert“, erklärt Plaikner-Hofer, „aber unser neues System ist nicht nur ein medizinisches Tool, es ist auch eine Argumentationshilfe.“ Die Einschätzung einer Patientin sei immer auch ein subjektives Gefühl, erzählt sie. Jetzt habe ihr Team objektive Parameter, nämlich einen Punkte-Score, der für jeden nachvollziehbar ist. Einen großen Zusatznutzen sieht sie außerdem für jüngere Kolleg:innen, die damit schneller Erfahrung sammeln können. „Ich sehe die Kombination von Werten, den Score, und ich sehe die Patientin oder den Patienten vor mir und kann beides vergleichen. Ich lerne also wie sich der Patient gibt und wie es ihm geht, auch wenn er es nicht klar kommuniziert.“ POSITIVE ERGEBNISSE Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Tool sind durchwegs positiv, erzählt Benedikt Treml, und es konnten GRENZWERTIG Es ist nicht nur ein Diagnosetool, es ist eine Argumentationshilfe. Nina Plaikner-Hofer Unsere Erhährung, die beste Medizin: Alexander Höller, Sabine Scholl-Bürgi und Timon Adolph (v. li.). informierten heuer bei den Tiroler Gesundheitsgesprächen.

24 UNSERE GESCHICHTEN tatsächlich bereits Patient:innen identifiziert werden, die dann in aller Ruhe und rechtzeitig auf die Intensivstation transferiert wurden, bevor Notfallmaßnahmen ergriffen werden mussten. Aber es ist ein laufendes Projekt. Grenzwerte mussten schon vor dem Start auf unsere Bedürfnisse abgestimmt werden und werden auch weiterhin adaptiert, wenn nötig. „Interessant ist dabei, dass man nicht in jedem Land die gleichen Grenzwerte nehmen kann, obwohl es überall um kranke Menschen geht. Man darf die Patientinnen und Patienten nicht isoliert betrachten, sondern muss sie in Kombination mit dem Gesundheitssystem und den Abläufen im Spital sehen“, erklärt Treml, der darüber eine Masterarbeit geschrieben hat. Wichtig sei außerdem die Art der Intensivstation und die medizinische Erfahrung. „Dass ein Patient, der gerade aus dem OP kommt, eine niedrigere Atemfrequenz hat und dass das normal ist, das muss natürlich berücksichtigt werden.“ Genauso, ob Patient:innen lungenkrank sind, was bereits als Parameter vordefiniert werden kann. MEHRWERT FÜR PATIENT:INNEN UND BEHANDLUNGSTEAM „Das Schöne an diesem Projekt ist, dass es Ressourcenschonung und Patient:innennutzen kombiniert“, sind sich Plaikner-Hofer und Treml einig, weshalb auch eine Ausweitung des Systems geplant sei. Zielgruppe sind Erwachsene auf Normalstationen, wobei NEWS 2 bis 2027 am gesamten Areal der Innsbrucker Klinik im Einsatz sein soll.  ⟩⟩⟩ Sonderkonditionen für MitarbeiterInnen* der Tirol Kliniken GmbH *Angehörige können Ehegatten, Lebensgefährten und deren Kinder sowie die Kinder der Versicherten sein. Wir versichern das Wunder Mensch. Ich freue mich über ein persönliches Gespräch: Thomas Oberhuber thomas.oberhuber@merkur.at +43 664 88 85 43 07 www.merkur.at

XXXXXXXXX 25 GREEN WALL #WIRSINDTIROLKLINIKEN NACHHALTIGKEIT AUF EINEN BLICK Sie haben nachhaltige Ideen, Anregungen oder Feedback? Schreiben Sie uns gerne an nachhaltigkeit@tirol-kliniken.at GREEN WALL IM FOKUS: WERTSTOFF SCHULTASCHENSAMMLUNG Jedes Jahr im Sommer engagiert sich die Abteilung Ökologie bei der Aktion „Schultaschen-Sammlung“ der Tiroler Sozialen Dienste, der Caritas und der Diakonie. Insgesamt wurden 14 gebrauchte Schultaschen gesammelt, die ansonsten im Müll gelandet wären. „Die Aktion ist gelebter Klimaschutz und auch sozial nachhaltig. Wiederverwendung spart Rohstoffe, und es werden Familien unterstützt, die sich neue Schulsachen nicht leisten können“, so Peter Bucher. WAS GEHÖRT IN DEN GELBEN SACK? Im Projekt „wERDschätzung“ wurden in Zusammenarbeit mit MCI-Studierenden am Standort Innsbruck die häufigsten Fehlwürfe der gelben Säcke analysiert. Ziel ist es, Wertstoffe im Kreislauf zu halten und so Ressourcen der Zukunft zu sichern. Die gelben Säcke wurden ausgelehrt, neu sortiert und der Inhalt statistisch erfasst. Derzeit läuft die Auswertung, um im nächsten Schritt einen Informationsschwerpunkt zur richtigen Trennung zu starten. So viel vorab: Nur 40% der analysierten Abfälle waren richtig sortiert. Mehr als die Hälfte ging somit dem Wertstoffkreislauf verloren. Die häufigsten Fehlwürfe waren unter anderem Handschuhe, Kartonagen oder Infusionsbeutel mit Flüssigkeit. NACHHALTIGER KURSABSCHLUSS Wasserspender bis Ernährungsschwerpunkt: Mit der Präsentation ihrer Initiativen schlossen Ende Juni 14 Personen den Kurs „Nachhaltigkeitsbotschafter:innen im Gesundheits- und Sozialwesen“ ab. Im Zentrum standen Austausch, Vernetzung und Fachwissen zur Nachhaltigkeit in Gesundheitsunternehmen und Projektgestaltung. „Es braucht sowohl Strategien seitens des Unternehmens, aber auch konkrete Lösungsansätze, die direkt aus der Praxis kommen“, beschreibt Nachhaltigkeitsmanagerin der tirol kliniken, Dagmar Rubatscher. „Gemeinsam machen wir den Unterschied, lautet das Motto“, ergänzt Lehrgangsleiterin an der fh gesundheit, Eva Jabinger. Der nächste Kurs startet im Frühjahr 2026, erstmals werden die Fortbildungskosten für 20 tirol kliniken-Mitarbeiter:innen seitens der Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement übernommen. Alle Infos zum Lehrgang

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