Die wissenschaftlichen Daten zeigen, dass Frühgeborene, die mit Muttermilch oder gespendeter Frauenmilch ernährt werden, deutlich geringere Risiken für schwerwiegende Komplikationen und oft kürzere Aufenthalte auf der Intensivstation haben. Jede diplomierte Pflegekraft mit der Sonderausbildung „Kinder- und Jugendlichenpflege“ verfügt über fundiertes Wissen zum Thema Stillen. Bei besonderen Herausforderungen stehen in den tirol kliniken speziell ausgebildete Stillberaterinnen wie Sabine Mungenast zur Seite. Die erfahrene Diplompflegerin weiß, dass nicht jeder Still-Weg geradlinig ist. „Man muss lernen, die Zeichen des Kindes zu deuten“, sagt Mungenast. „Wann beginnt der Hunger? Wann ist der richtige Moment?“ Timing ist alles. Und Ruhe. „Oft ist auch ein unterstützendes Umfeld genauso wichtig wie die Technik“, deshalb bindet die Stillberaterin auch Partner:innen und Bezugspersonen gerne ein und informiert sie über den Wert des Stillens. STILLEN BEDEUTET RUHE Die Wortherkunft von „stillen“ macht deutlich, wie eng Ernährung und Geborgenheit verbunden sind. Das Verb stammt aus dem Althochdeutschen stillōn und bedeutete ursprünglich „beruhigen, zum Schweigen bringen“. Erst später entwickelte sich die Bedeutung hin zum „Säugen“. Dieser Ursprung zeigt: Stillen ist mehr als Nahrungsaufnahme – es ist ein Akt der Beruhigung, des Trostes und der Nähe. Gerade bei Frühgeborenen wie Emil wird dieser Aspekt spürbar. „Hautkontakt, sanfte Rituale und Geduld schaffen einen Raum der Ruhe, in dem das Kind Sicherheit findet“, so Sabine Mungenast. Nähe entsteht aber nicht nur durch Milch, sondern durch Liebe, Vertrauen und gemein same Zeit. Die Stillexpert:innen der tirol kliniken stehen Kolleg:innen und Müttern mit ihrem Fachwissen zur Seite und beantworten Fragen zu Themen wie Brusthygiene, BH-Größe, Lasertherapie, Stillpositionen, Hilfsmittel, Hausmittel und vieles mehr. „Besonders geholfen haben mir die Tipps zur Haltung“, erzählt Ulrike Schober aus eigener Erfahrung. „Mit einer Hand den Kopf stützen, mit der anderen die Brust heranführen – das hat Emil Sicherheit gegeben.“ Auch . der Ratschlag, beim Stillversuch einen Tropfen Milch mit einer Spritze auf seinen Mund zu träufeln, war ein Wendepunkt. „Da hat er begonnen zu saugen – ganz vorsichtig, aber entschlossen.“ MILCHBANK Die Humanmilchbank am Landeskrankenhaus Innsbruck (LKI) stellt gespendete Muttermilch für Frühgeborene bereit, wenn Stillen anfangs nicht möglich ist. Die Spenden stammen ausschließlich aus „sekundär gewonnener Milch“ – das bedeutet, Mütter pumpen zuerst für ihr eigenes Kind ab und geben bei ausreichender Milchmenge einen Teil ihres Vorrats weiter. „Sowohl das Blut der Spenderinnen als auch die Milch werden streng kontrolliert, um maximale Sicherheit zu gewährleisten“, so Höller über die hohen Sicherheitsstandards. 11 UNSERE GESCHICHTEN ⟩⟩⟩ Besonders geholfen haben mir die Tipps zur Haltung. Ulrike Schober Man muss lernen, die Zeichen des Kindes zu deuten. Sabine Mungenast
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