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Mehr Bewusstsein für Organspende

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Mehr Bewusstsein für Organspende

04.07.2025
Die Euregio-Transplant-Tour findet heuer bereits zum 22. Mal statt. Bei dieser dreitägigen Radtour zeigen Transplantierte gemeinsam mit Angehörigen, Freunden und Mitarbeiter:innen aus dem Gesundheitswesen Höchstleistungen.

Die Euregiotour ist eine grenzüberschreitende Veranstaltung von Tirol, Südtirol und Trentino. Seit vielen Jahren zeigen vor allem die transplantierten Teilnehmer:innen, dass sie trotz oder gerade wegen einer Transplantation (wieder) zu sportlichen Höchstleistungen in der Lage sind. „Sie ist weit mehr als ein sportliches Ereignis: Die Euregio-Transplant-Tour steht für medizinischen Fortschritt, die gelebte Europaregion und ganz persönliche Stärke. Jede Etappe macht sichtbar, was durch Organspenden möglich ist: ein neues Leben, ein neuer Aufbruch. Die Teilnehmenden sind Botschafterinnen und Botschafter für mehr Bewusstsein – und verdienen größten Respekt. Denn ihre Geschichten machen Mut und erinnern uns daran, dass das Leben auch nach einer Transplantation sämtliche Möglichkeiten und Überraschungen bereithält“, so Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele.

Der Startschuss fiel am Freitag, den 4. Juli 2025 am Landhausplatz. Die Teilnehmer:innen radeln heuer 310 Kilometer und 4.150 Höhenmeter von Innsbruck über Brixen, den Niger- und den Karerpass, Trient und Rovereto bis nach Arco, wo am Sonntag, den 6. Juli die letzte Etappe endet. Unter den mehr als 80 Teilnehmenden befinden sich über 25 organtransplantierte Sportler:innen aus Österreich, Italien, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Ungarn, begleitet von Pflegekräften, Mediziner:innen, Freunden und vielen anderen. Unterstützt wird die Veranstaltung neben zahlreichen Sponsoren vor allem von der Medizinischen Universität Innsbruck, dem Land Tirol, Südtirol und Trentino, der Gesundheit Österreich GmbH sowie den tirol kliniken.

 

Bevor die Radtour körperlichen Einsatz fordert, trafen sich die Expert:innen am Vorabend zu einem Auftaktsymposium. Thematisiert wurden unter anderem jene Besonderheiten, die Innsbruck zum führenden Transplantationszentrum Österreichs machen:

  • Innsbruck ist das einzige Zentrum, das alle Arten von Transplantationen in Österreich durchführt (inkl. Hand und Unterarm).
  • Lebertransplantationen bei Kindern werden nur in Innsbruck durchgeführt.
  • An der Innsbrucker Klinik werden die meisten Lebern und Bauchspeicheldrüsen transplantiert.
  • Innsbruck ist außerdem ein führendes Zentrum für die maschinelle Organkonservierung außerhalb des menschlichen Körpers. Dadurch besteht die Möglichkeit, Spenderorgane mit technischer Unterstützung weit über die früher möglichen Zeitspannen hinaus zu konservieren, zu beurteilen und später zu transplantieren.

 

Organspende in Österreich

Wie in den meisten europäischen Ländern gilt in Österreich die sogenannte Widerspruchsregelung: Jede verstorbene Person ist potenzielle Organspenderin bzw. potenzieller Organspender – außer, es wurde zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen. Diese Regelung basiert auf einer Empfehlung des Europarats aus dem Jahr 1978 und soll den Zugang zu Spenderorganen erleichtern.

Trotz dieser Widerspruchlösung sind die Organspendezahlen in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern nach wie vor zu niedrig, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. 2023 gab es 16,6 Spender:innen pro Million Einwohner:innen – der absolute Tiefstand seit 1986. Die Folge daraus ist, dass die Zahl der Personen auf der Warteliste zunimmt und jährlich 60 bis 70 Menschen versterben, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ erhalten. „Es ist daher sehr wichtig sich zu Lebzeiten darüber Gedanken zu machen, ob man nach dem eigenen Tod anderen Menschen durch eine Organspende das Leben retten möchte“, sagt Stephan Eschertzhuber, Vorsitzender des Österreichischen Transplantationsbeirats.

Wichtig für die Verbesserung der Situation wäre, dass vor allem Krankenhausmitarbeiter:innen, besonders auf Intensivstationen und in Notfallaufnahmen, gut über Organspende und Transplantationsmedizin informiert sind und im Falle einer potenziellen Spenderin bzw. eines potenziellen Spenders tätig werden. In Tirol waren die Zahlen 2024 mit 27,1 Spender:innen pro Million Einwohner:innen schon deutlich besser als der österreichische Durchschnitt (17). „Das zeigt, dass wir viele engagierte Menschen in diesem Bereich haben“, freut sich Eschertzhuber.

 

Transplantationen in Zahlen

In Österreich ist die Chance auf eine Organspende angewiesen zu sein viermal höher, als selbst zum Organspender zu werden. 2024 wurden an den vier Transplantationszentren in Österreich 637 Transplantationen durchgeführt, davon 579 mit Organen von Verstorbenen. Die Zahl der Lebendspenden ist von 79 auf 58 gesunken. In Österreich warten aktuell 810 Patient:innen auf ein lebensrettendes Organ – die meisten auf eine Niere. Im vergangenen Jahr konnten 62 Menschen auf der Warteliste nicht rechtzeitig mit einer Transplantation versorgt werden – sie verstarben, bevor ein passendes Organ gefunden wurde.

Innsbruck – führendes Transplantationszentrum Österreichs

Seit 1974 wurden in Innsbruck über 5.000 Nieren-, rund 2.100 Leber-, knapp 710 Bauchspeicheldrüsen- sowie mehr als 570 Herz-, über 300 Lungen- und 20 Darmtransplantationen vorgenommen. Das sind bis heute rund 8.500 verpflanzte Organe, davon 202 im letzten Jahr (2023: 219).

2024 wurden folgende Organe transplantiert

  • Leber: 68, davon 3 als Lebendspende (auf Platz zwei liegt Wien mit 39)
  • Niere: 105, davon 13 als Lebendspende (auf Platz zwei Wien mit 97)
  • Bauchspeicheldrüse: 11 (auf Platz zwei Graz mit 2)
  • Herz: 13 (auf Platz eins liegt Wien mit 37)
  • Lunge: 5 (auf Platz eins liegt Wien mit 101)

Auf der Warteliste für ein Organ am TX-Zentrum Innsbruck finden sich 293 Personen: Niere 244, Leber 14, Herz 12, Lunge 7, Bauchspeicheldrüse 16

V.l.n.r.: Harald Baumann (Ehrenpräsident des Landesradsportverbandes Tirol), Bernhard Hochreiter (Moderator), Mariella Lutz (Stadträtin der Stadt Innsbruck), Cornelia Hagele (Gesundheitslandesrätin), Stephan Eschertzhuber (Vorsitzender des österr. Transplantbeirats), Stefan Schneeberger (Direktor der Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Toraxchirurgie) und Eugen Vikoler (Vizepräsident des Transplant Sportclub Südtirol)

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