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Licht für Demenzkranke: Das LKH Hall startet weltweit einzigartiges Projekt

Licht für Demenzkranke: Das LKH Hall startet weltweit einzigartiges Projekt

27.04.2016
An der gerontopsychiatrischen Station A3 des LKH Hall wurde ein weltweit einzigartiges Lichtsystem installiert. Im Rahmen einer Studie wird nun untersucht, welche Wirkung Licht auf DemenzpatientInnen und deren Wohlbefinden hat.

Die Lebenserwartung steigt – und damit auch das Risiko, an Demenz zu erkranken. Bei den Über-90-Jährigen leiden bereits 40% an einer demenziellen Erkrankung. Bei DemenzpatientInnen ist der Biorhythmus, der so genannte circadiane Rhythmus, gestört. Kommt dieser wieder ins Lot, könnte das eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität für die Erkrankten bedeuten. Um den Einfluss von Licht genauer untersuchen zu können, wurde nun die gerontopsychiatrische Station A3 in Hall mit einem einzigartigen, eigens entwickelten Lichtsystem ausgestattet.

„Wir wissen, dass Licht einen großen Einfluss auf Demenzkranke hat, die Studienlage ist jedoch mangelhaft. Deshalb haben wir ohnehin fällige Renovierungsarbeiten genutzt, um ein hochmodernes, dynamisches Lichtsystem zu installieren“, erklärt Josef Marksteiner, Primar der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie A am LKH Hall.

In Kooperation mit dem Lichtspezialisten Bartenbach wurde ein Beleuchtungskonzept entwickelt, das den Tagesverlauf des natürlichen Lichts imitiert. Konkret bedeutet das, dass morgens die Raumhelligkeit langsam gesteigert und abends langsam wieder verringert wird. Auch die Lichtfarbe verändert sich: an den Tagesrandzeiten herrscht an Feuerlicht erinnerndes, warmes Licht, in der Tagesmitte bei Bedarf Kunstlicht, das dem Tageslicht sehr ähnlich ist. Dieses dynamische Beleuchtungssystem funktioniert vollautomatisch und ist weltweit einzigartig.

Weniger Medikamente durch das richtige Licht?
In einer Studie wird nun untersucht, wie sich unter diesen Lichtbedingungen Schlafqualität, Medikationsbedarf und Zufriedenheit der PatientInnen verändern. Auf der Station selbst wurden PatientInnenzimmer, Gang sowie Aufenthaltsräume für PatientInnen und Personal mit dem neuen System ausgestattet.

„Wir sind PlanerInnen, EntwicklerInnen und ForscherInnen – diese Studie ermöglicht uns herauszufinden, wie gute Beleuchtung funktioniert“, erklärt Wilfried Pohl, Leiter der Forschungsabteilung bei Bartenbach. „So können wir solide Grundlagen schaffen, die wir auch der Entwicklung von Allgemeinbeleuchtung zugrunde legen können.“ Die Studie ist derzeit auf 3 Jahre ausgelegt, erste Ergebnisse erwarten sich die WissenschaftlerInnen in fünf bis sechs Monaten.

Zahlen, Daten, Fakten
Etwa 100.000 ÖsterreicherInnen leiden an einer demenziellen Erkrankung, bis 2050 soll diese Zahl auf 270.000 steigen. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Mit 60-80% ist die Alzheimerkrankheit die häufigste Demenzerkrankung.

Demenz ist eine hirnorganische Erkrankung, die meist im höheren Lebensalter beginnt. Symptome sind zunächst Vergesslichkeit, im Krankheitsverlauf kommt es zu Schwierigkeiten bei Alltagsaktivitäten und häufig auch zu Persönlichkeits- und Verhaltensveränderungen.

Die Gerontopsychiatrie ist ein Teilgebiet der Psychiatrie und beschäftigt sich mit PatientInnen höheren Lebensalters, die an psychiatrischen Erkrankungen leiden. Die Station A3 am LKH Hall verfügt über 24 Betten, jährlich werden hier rund 430 PatientInnen behandelt.

Forschungsinitiative „Light Health“
Licht ist nicht nur für das Sehen notwendig, sondern kann auch den Schlaf, die Stimmung, die Wachheit und geistige Leistungsfähigkeit maßgeblich beeinflussen. Diese sogenannten nicht-visuellen Lichtwirkungen sind gegenwärtig wissenschaftlich noch mangelhaft abgesichert. Dies hat Bartenbach zum Anlass genommen, die Forschungsinitiative „Light Health“ ins Leben zu rufen. In enger Zusammenarbeit mit Partnern aus der Lichtindustrie, Forschung und Lichtanwendung sollen diese nicht-visuellen Wirkungen des Lichts tiefer erforscht und breiter zur Anwendung gebracht werden. Das Forschungsprojekt im Landeskrankenhaus Hall ist Teil dieser großangelegten Forschungsinitiative.

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