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Neue Behandlungsmethode bösartiger Hirntumore

Neue Behandlungsmethode bösartiger Hirntumore

27.06.2016
Als einziges Krankenhaus Österreichs bietet die Innsbrucker Klinik seit kurzem PatientInnen mit Glioblastom eine neue Behandlungsmethode an. Über eine Art Haube wird Strom in das Innere des Gehirns geleitet.

Das Glioblastom ist der bösartigste bekannte Hirntumor und er ist derzeit nicht heilbar. Mit Hilfe der neuen Behandlung kann jedoch das Überleben deutlich verlängert werden.

Ein Mosaikstein
PatientInnen, die an einem Glioblastom leiden, werden derzeit operativ, mit Chemotherapie und Bestrahlung behandelt. Welche Methode in welcher Form angewandt wird, entscheiden die SpezialistInnen der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurochirurgie in Zusammenarbeit mit den Nachbardisziplinen für alle Betroffenen individuell.

Derzeit gilt, dass ein unbehandeltes Glioblastom nach durchschnittlich 4 bis 6 Monaten zum Tod führt. Eine Operation kann das Überleben im Mittel um bis zu 9 Monate verlängern. Wird dazu bestrahlt, sprechen die ExpertInnen von 12 Monaten, kommt eine Chemotherapie dazu, überleben die PatientInnen durchschnittlich 15 Monate. Die Prognose des Einzelfalles ist allerdings je nach Ansprechen auf die Therapie sehr unterschiedlich, bei manchen PatientInnen wächst der Tumor rasch nach, andere zeigen über viele Monate keinerlei Tumorgewebe.

Neue Therapie "Optune"
Mithilfe der seit kurzem angebotenen Therapie „Optune“ gewinnen die PatientInnen noch einmal im Mittel 5 Monate bei guter Lebensqualität. Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt, denn nur wenn die Betroffenen diese Zeit gut nutzen können, macht die Behandlung Sinn.

Fünf Monate zu gewinnen, klingt für Laien nach nicht viel. In der onkologischen Neurochirurgie ist das allerdings ein großer Erfolg, zumal einzelne PatientInnen, die besonders gut ansprechen, Jahre gewinnen können. Die Erfahrung zeigt, dass die PatientInnen diese Option gerne annehmen. Leider ist das Glioblastom eine Erkrankung, die oft auch jüngere Menschen befällt. Für diese sind bereits fünf Monate bei der Familie ein großer Gewinn.

Funktionsweise
Das System Optune besteht aus vielen Elektroden, die auf die Kopfhaut aufgeklebt werden. Der Kopf muss dafür rasiert werden. Die Energie kommt von Akkus und eine Steuereinheit regelt die Stromimpulse. Frequenz und Spannung sind genau auf die Tumorzellen abgestimmt.

Wenn der Strom fließt, werden dadurch die Tumorzellen an der Teilung und der Tumor damit am Wachsen gehindert oder das Wachstum zumindest gebremst. Es gibt quasi keine Nebenwirkungen, nur an den Klebestellen kommt es manchmal zu Hautreizungen. Betroffene müssen das System mindestens 16 Stunden pro Tag tragen, sind damit aber völlig mobil.

Der Tumor
Das Glioblastom ist der häufigste bösartige bekannte Gehirntumor. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, aber einzelne PatientInnen können über Jahre stabil bleiben. Unter Ausschöpfung aller aktuell bekannten Therapiemöglichkeiten lag die Überlebensrate bisher bei durchschnittlich 15 Monaten. Durch die neue Behandlungsmethode kann das Überleben deutlich ausgedehnt werden.

An der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurochirurgie werden jährlich ca. 80 PatientInnen mit Glioblastom behandelt. Fünf PatientInnen verwenden derzeit das Optune-System.

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