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20 Jahre freiwillig

20 Jahre freiwillig

18.10.2017
Lotsendienst, Besuchsdienst, Ambulanzbetreuung. An den tirol kliniken sind rund 100 Ehrenamtliche im Einsatz. Heuer feiert der Verein Klinikbrücke sein 20-jähriges Bestehen.

Die Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt: Die Menschen werden immer älter und große Familienverbände seltener. Dazu kommt, dass Frauen vermehrt finanzielle Unabhängigkeit durch Berufstätigkeit erlangt haben. Waren im Jahr 1994 61,3% der Frauen erwerbstätig, sind es 2016 schon 71,7%. Gerade diese Veränderung hat Folgen: Zu den Aufgaben der „Nur-Hausfrau“ gehörte neben Haushaltsführung und Kindererziehung auch die Betreuung von An- und Zugehörigen. Sie begleitete die Großtante zum Ambulanztermin, besuchte die Nachbarin im Krankenhaus und kaufte oft noch für deren Zimmergenossin eine Fernsehzeitung.

Für diese unbezahlten Dienste bleibt im Arbeitsalltag meist keine Zeit mehr. Der Verein Klinikbrücke, der heuer sein 20-jähriges Bestehen feiert, springt hier ein. „Ehrenamtliche sind die Stütze unserer Gesellschaft – ihr Engagement trägt wesentlich zum Funktionieren unseres Miteinanders bei“, so Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg, „all jenen, die ihre Freizeit der Arbeit widmen, möchte ich ganz besonders danken. Als eine tragende Säule muss das Ehrenamt weiter gestärkt werden.“ Wie wichtig das ehrenamtliche Engagement ist, zeigt auch die Statistik: Die Klinikbrücke-Ehrenamtlichen waren im vergangenen Jahr 3.497 Mal im Einsatz, also durchschnittlich fast zehnmal pro Tag.

100 Personen im Dienst
Die gesellschaftlichen Veränderungen und die damit verbundenen Anforderungen spiegeln sich in der Geschichte des Vereins Klinikbrücke wider. „Der Bedarf ist deutlich gestiegen. Als wir im Jahr 1997 mit zwei Ehrenamtlichen begonnen haben, ahnten wir nicht, dass 20 Jahre später rund 100 Personen für den Verein Klinikbrücke arbeiten“, so Christine Schaubmayr, Obfrau der Klinikbrücke.

Der Verein bietet unterschiedliche Hilfestellungen an, um das Pflegepersonal zu unterstützen – z.B. bei Aufgaben, die nicht in dessen unmittelbaren Bereich fallen, wie etwa kleine Besorgungen. Zu Beginn stand der Besuchsdienst im Mittelpunkt. Dieser übernahm damals vor allem Erledigungen und kleine Einkäufe für stationäre PatientInnen ohne Angehörige – und bot ein offenes Ohr für alle Anliegen, hörte zu, sorgte für Ablenkung.

Im Jahr 2011 startete der Lotsendienst, der die Orientierung am Gelände erleichtert. In den großen Häusern Innsbruck und Hall ist er unverzichtbar.

Seit zwei Jahren gibt es an der Klinik Innsbruck zusätzlich die Ambulanzbetreuung. Die Ehrenamtlichen übernehmen dann jene Aufgaben, die normalerweise die Angehörigen der ambulanten PatientInnen erfüllen: Sie leisten ihnen Gesellschaft beim Warten und sprechen mit ihnen, wenn sie Angst haben oder unsicher sind. So haben die PatientInnen nicht das Gefühl, alleine zu sein.
Nicht alleine sein – dies war auch der Anlass für das neueste Angebot der Klinikbrücke: seit Mai 2017 stehen eigens geschulte Ehrenamtliche zur Verfügung, die stationäre ältere verwirrte oder demenzkranke PatientInnen besuchen.

„Gesellschaftliche und demographische Veränderungen können wir gut beobachten. Zu Beginn unserer Arbeit standen Dienstleistungen wie kleine Besorgungen und Einkäufe viel mehr im Vordergrund als heute. Nun wünschen sich die Patientinnen und Patienten in erster Linie jemanden, der mit ihnen spricht oder einfach nur da ist. Hier haben sich die Schwerpunkte verschoben“, so Britta Weber, Geschäftsführerin des Vereins, „die Menschen werden immer einsamer – es gibt keine Großfamilie mehr und mit steigendem Lebensalter können auch Freundinnen oder Freunde diese Lücke kaum mehr füllen.“

Auch für kranke Kinder und Jugendliche ist der Verein Klinikbrücke da: Im Rahmen des Teddybärenprojekts können SchülerInnen der Heilstättenschule (Schule im Krankenhaus) mit einem Schneidermeister ihr eigenes Kuscheltier basteln – und so für einen Moment ihre Krankheit vergessen.

Das Jubiläum begehen die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen des Verein Klinikbrücke mit großer Freude und einer Gewissheit: Ihre Arbeit ist sinnvoll und für viele Menschen sehr wichtig – und wird es auch die nächsten 20 Jahre noch sein.

Zahlen: 100 Ehrenamtliche, 65 Stationen und 4 Ambulanzen in verschiedenen Häusern der tirol kliniken werden betreut, knapp 3.500 Einsätze im Jahr 2016, ca. 9.000 Betreuungsstunden werden pro Jahr geleistet.

Weitere Informationen finden Sie unter www.klinikbruecke.at.

Fotonachweis:
Besuchsdienst, Lotsendienst: Gerhard Berger
Pressekonferenz (vlnr: Britta Weber, Bernhard Tilg, Christine Schaubmayr): tirol kliniken/ainetter

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