07.11.2019
Alpine Notfälle werden nicht selten von Extremen begleitet, welche von den RetterInnen nicht beeinflusst werden können. Diese Bedingungen sind nicht nur geographischer oder meteorologischer Natur. Auch der Mensch selbst kann diese außergewöhnlichen Umstände auslösen. Schaulustige, TV Übertragungen, Aufzeichnungen in den Social-Media-Kanälen und zeitliche Abläufe bei Großereignissen stellen die NotärztInnen im Einsatz vor erhebliche Herausforderungen.

Die „Internationale Bergrettungsärztetagung" findet alle zwei Jahre in Innsbruck statt. Die Leitung der 26. Internationalen Bergrettungstagung haben Peter Mair, Leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Innsbruck und Marc Kaufmann, Primar des Betrieblichen Dienstes für Rettungs- und Notfallmedizin im Südtiroler Sanitätsbetrieb, inne.

Im Zuge von Vorträgen, Praktika und Seminaren werden nicht nur etablierte, notfallmedizinische Therapiekonzepte diskutiert, sondern auch aktuelle Entwicklungen in der Notfallmedizin vorgestellt.

Zu diesen neuen Herausforderungen zählen die Sozialen Medien oder Einsätze, welche medial eine enorme Reichweite erzielen (Bsp. Skiweltcup in Gröden).

Beeinflusst das Wissen, dass Millionen von ZuschauerInnen den Einsatz live mitverfolgen, die medizinischen Entscheidungen? Wie wird mit unsachgemäßen Diskussionen zu Rettungseinsätzen in den Social-Media-Kanälen umgegangen?

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Frage: welche Versorgung vor Ort macht Sinn? Tagungsleiter Peter Mair: „Sehr oft geht es bei alpinen Rettungseinsätzen darum, zu entscheiden, welche der Möglichkeiten, die ich als Arzt kenne, ich unter den gegebenen schwierigen Bedingungen tatsächlich einsetze. Welche Therapiemaßnahmen sind direkt am Unfallort sinnvoll und machbar, welche erst im Hubschrauber oder gar in der Klinik. Oftmals ist weniger mehr."

„Für alle Notärzte und Flugretter ist das Flugrettungsseminar, das gemeinsam mit der ÖAMTC Flugrettung organisiert wird ein besonderes Highlight", berichtet Marc Kaufmann, Tagungsleiter und Leitender Notarzt am Christophorus 1. Das Thema heuer ist das „Wo, wann und wieviel an medizinischer Versorgung am alpinen Notfallort?", interdisziplinär diskutiert aus der Sicht des Piloten, des Flugretters und des Notarztes.

Alternative präklinische Schmerztherapie, neue Medikamente in der Reanimation, Grenzen der NotärztInnen bei Extrembedingungen und Fallberichte sind weitere inhaltliche Themenblöcke der Tagung im Congress Innsbruck.

Einsatzgruppe „BR-ÄRZTE":

Seit Dezember 2017 wird die Einsatzgruppe "BR-Ärzte" bei Bergrettungseinsätzen mit Notarzt-Indikation von der Leitstelle Tirol automatisch mitalarmiert. Zudem kann ein Einsatzleiter jederzeit eine Nachalarmierung dieser Einsatzgruppe anfordern bzw. über Funk Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt halten. Alle Mitglieder dieser Einsatzgruppe erfüllen folgende Anforderungen:

• ÄrztInnen mit abgeschlossener Bergrettungsausbildung
• Jus practicandi
• Aktives Mitglied in einer Bergrettungsortsstelle
• Gütiges Notarztdiplom
• Berufshaftpflichtversicherung

Josef Burger, Landesarzt bei der Bergrettung Tirol in Telfs über die Einsatzgruppe „R-Ärzte":

„Insgesamt haben wir derzeit ca. 30 geländegängige Ärzte, die überregional tätig sind.

Natürlich können diese Notärzte auch bei anderen Katastrophen eingesetzt werden. Das System hat sich auch heuer schon mehrmals bewährt wie beim Gletscherspaltensturz auf der Wildspitze oder bei einem Blitzschlag auf der Adlersruhe mit 4 verletzten Polen.

Es ist aber auch bei großen Einsätzen eine Beruhigung für die Mannschaft, wenn eine Ärztin oder ein Arzt vor Ort dabei ist."

Mehr Details unter: https://bergrettung.tirol/php/medizinreferat,1189.html

 

Fakten zu Christophorus-Einsätzen (Jahr 2018): 18.424 mal sind die Hubschrauber der Christophorus-Flotte im Jahr 2018 zu Einsätzen gerufen worden. 2.293 mal davon zu alpinen Notfällen und 1.055 mal wurden diese Einsätze in Tirol angefordert.

Nähere Informationen zur Tagung finden Sie unter: https://www.bergrettungsaerztetagung.at/  

 

Fotos („Marc Kaufmann", außer „rchiv C1"): https://we.tl/t-cqGIzbtwOa  

Gruppenbild (tirol kliniken/Schirmer): Josef Burger, Peter Mair, Marc Kaufmann