News

Transport von Spenderherzen trotz Flughafenschließung gesichert

HomeMedienservicePressearchiv Transport von Spenderherzen trotz...

Transport von Spenderherzen trotz Flughafenschließung gesichert

20.09.2021
Erstmalig an den tirol kliniken kann ein Spenderherz nicht gekühlt, sondern warm, durchblutet und schlagend zum Empfänger transportiert werden. Dank des neuen Systems wird die Zeit, die das Organ außerhalb des Körpers überlebt, deutlich verlängert. Damit ist das Innsbrucker Transplantationszentrum bestmöglich auf die temporäre Schließung des Innsbrucker Flughafens vorbereitet.

Fiktiv: Von einem Krankenhaus zum Beispiel in den Niederlanden wird eine Organspenderin an die Organisation Eurotransplant gemeldet. Eurotransplant matcht die Patientin mit aktuell gelisteten Personen, die in den Mitgliedsländern der Organisation auf ein Herz warten und erhält einen Treffer für einen Patienten an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie.

An der Klinik in Innsbruck wird die Transplantkoordination aktiv und beginnt die Logistik rund um diese Transplantation zu planen. Ein passender Empfänger wird verständigt und auf dem schnellsten Weg in die Innsbrucker Klinik gebracht. Kurz darauf besteigt in Innsbruck (während der Schließung des Flughafens alternativ Salzburg oder München) ein Explantationsteam bestehend aus HerzchirurgInnen, KardiotechnikerInnen und Perfusionisten mit hochmodernem Equipment einen Rettungstransport zum Flughafen und startet kurz darauf mit einem Ambulanzjet Richtung Spenderkrankenhaus.

Im Spenderkrankenhaus angekommen beginnen die HerzchirurgInnen das Herz zu evaluieren. Sie stehen dabei laufend mit dem Implantationsteam in Innsbruck in Kontakt. Kurz darauf melden sie nach Innsbruck, dass das Organ von guter Qualität ist, worauf sofort mit der Narkoseeinleitung beim Organempfänger begonnen wird. Währenddessen ist im Spenderkrankenhaus der Zeitpunkt gekommen, an dem das Herz von der Blutversorgung der Spenderin abgetrennt wird.

Die Uhr tickt (ab jetzt etwas langsamer)

Das Stichwort lautet Ischämiezeit. So wird die Zeitspanne bezeichnet, die ein Herz außerhalb des Körpers ohne Durchblutung überleben kann. Traditionell beträgt diese Zeit bei einem gekühlt transportierten Herz maximal 4 Stunden. Dank eines neuen Systems, bei dem das Herz nicht gekühlt, sondern körperwarm, durchblutet und schlagend transportiert wird, kann diese Zeit um viele Stunden ausgedehnt werden.
„Gerade während der geplanten Schließung des Innsbrucker Flughafens vom 20. September bis 18. Oktober, wäre es nicht gesichert, ob ein Transport zum Beispiel über den Flughafen Salzburg oder München und weiter mit Hubschrauber, innerhalb der kurzen Ischämiezeit möglich wäre“, erklärt die Leiterin des Herztransplantationsprogramms der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie Julia Dumfarth, „vor allem, wenn Spenderin oder Spender in einem entfernten Krankenhaus liegen. Dank des neuen Systems sind wir jetzt auch für diese Phase gerüstet.“

Zurück zu unserem fiktiven Fall:
Sobald das Herz von der Blutversorgung abgetrennt ist, tickt die Uhr. Das Entnahmeteam fährt auf dem schnellsten Weg zurück zum niederländischen Flughafen und hält Innsbruck dabei telefonisch auf dem Laufenden.

In der Klinik Innsbruck wird der Empfänger des Spenderherzens inzwischen bereits in den OP geschoben und vorbereitet. Während der Jet startet, beginnt in Innsbruck der Eingriff. Ein Team der Herzchirurgie beginnt das kranke Herz des Empfängers freizulegen und an die Herz-Lungen-Maschine zu nehmen. Der Ambulanzjet landet in Innsbruck (vorübergehend alternativ in Salzburg) und das Entnahmeteam wechselt wieder in einen Rettungstransport in die Klinik. Erst nach Ankunft des Spenderorgans in der Klinik wird das kranke Herz des Empfängers von der Blutversorgung abgetrennt, entnommen und das Spenderherz eingesetzt. Von der konkreten Logistik hinter dem Eingriff wird der Empfänger nie etwas erfahren, da Spenderdaten einer strengen Anonymität unterliegen.

Für Michael Grimm, Klinikdirektor der Universitätsklinik für Herzchirurgie, beginnt damit eine neue Zeitrechnung in der Herztransplantation. „Dadurch, dass Spenderherzen länger und unter optimaleren Bedingungen außerhalb des Körpers überleben, stehen uns mehr Herzen zur Verfügung und wir hoffen, so mehr Patientinnen und Patienten, die auf ein Organ warten, helfen zu können“. „Wir sollten nie vergessen, dass durch die Bereitschaft zur Organspende, bis zu sieben Menschen das Leben gerettet werden kann“, so der Herzchirurg abschließend.

Info:
Derzeit warten 13 PatientInnen im Einzugsgebiet der Innsbrucker Klinik auf ein Spenderherz.
Im Schnitt werden an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie pro Jahr 15-20 Herztransplantationen durchgeführt.

Fotonachweis: TransMedics

Zum Archiv