Euregio-Transplant-Tour 2024: Aktion gegen niedrige Organspendezahlen
28.06.2024
Bereits zum 21. Mal findet heuer die Euregiotour statt, die Radtour für Transplantierte, Angehörige, Freunde, Mitarbeiter:innen aus dem Gesundheitswesen und viele mehr.
„In Österreich warten 810 Patientinnen und Patienten, auf ein lebensrettendes Spenderorgan. Nicht alle können rechtzeitig versorgt werden und die Spenderzahlen sind in manchen Krankenanstalten nach wie vor inakzeptabel niedrig. Zudem bemerken wir derzeit einen Rückgang in der Bereitschaft zur Organspende – die Zahlen waren seit 40 Jahren noch nie so niedrig. Daher müssen wir uns gemeinsam engagieren, dieser dramatischen Entwicklung entgegenzuwirken. Neben der Schulung und Sensibilisierung von Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, setzen öffentliche Maßnahmen wie die Euregiotour dafür die richtigen Zeichen“, sagt Stephan Eschertzhuber, Vorsitzender des Österreichischen Transplantationsbeirats.
Euregiotour: Höchstleistungen nach Transplantation
Die Euregiotour ist eine grenzüberschreitende Veranstaltung von Tirol, Südtirol und Trentino. Seit vielen Jahren zeigen vor allem die transplantierten Teilnehmer:innen, dass sie trotz oder gerade wegen einer Transplantation (wieder) zu sportlichen Höchstleistungen in der Lage sind. Unterstützt wird die Veranstaltung neben zahlreichen Sponsoren vor allem von den tirol kliniken, der Medizinischen Universität Innsbruck, dem Land Tirol, Südtirol und Trentino und der Gesundheit Österreich GmbH.
Der Startschuss fiel am Freitag, den 28. Juni 2024 um 08:30 Uhr aufgrund der Bauarbeiten nicht vor dem Goldenen Dachl, sondern am Landhausplatz in Innsbruck. Die Teilnehmer:innen werden heuer 255 Kilometer und 4.900 Höhenmeter von Innsbruck über Sterzing, St. Martin in Passeier, Bozen, Andalo und den Ballino-Pass nach Arco radeln, wo am Sonntag, den 30. Juni die letzte Etappe endet. Unter den mehr als 80 Teilnehmenden befinden sich über 30 organtransplantierte Sportler:innen aus Österreich, Italien, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Ungarn, unterstützt von Pflegekräften, Mediziner:innen, Freunden und vielen anderen.
Transplantationen in Zahlen
2023 wurden an den vier Transplantationszentren in Österreich 648 Transplantationen durchgeführt, davon 569 mit Organen von Verstorbenen. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese Zahl deutlich gesunken (2022: 631). Dafür ist die Zahl der Lebendspenden von 57 auf 79 gestiegen. In Österreich warten aktuell 810 Patient:innen auf ein lebensrettendes Organ – die meisten auf eine Niere. Im vergangenen Jahr starben in Österreich 54 Menschen auf der Warteliste, weil sie nicht rechtzeitig mit einer Transplantation versorgt werden konnten.
Innsbruck – führendes Transplantationszentrum Österreichs
Seit 1974 wurden in Innsbruck über 4.800 Nieren-, rund 2.030 Leber-, knapp 700 Bauchspeicheldrüsen- sowie mehr als 560 Herz-, rund 300 Lungen- und 20 Darmtransplantationen vorgenommen. Das sind bis heute rund 8.500 verpflanzte Organe, davon 219 im letzten Jahr.
2023 wurden folgende Organe transplantiert
- Leber: 66, davon 6 als Lebendspende (auf Platz zwei liegt Wien mit 40)
- Niere: 117, davon 26 als Lebendspende (auf Platz zwei Wien mit 108)
- Bauchspeicheldrüse: 8 (auf Platz zwei Graz mit 2)
- Herz: 21 (auf Platz eins liegt Wien mit 40)
- Lunge: 7 (auf Platz eins liegt Wien mit 117)
Auf der Warteliste für ein Organ am TX-Zentrum Innsbruck finden sich 241 Personen: Niere 204, Leber 12, Herz 11, Lunge 3, Bauchspeicheldrüse 11
Bevor die Radtour körperlichen Einsatz fordert, trafen sich die Expert:innen am Vorabend zu einem Auftaktsymposium. Thematisiert wurden unter anderem jene Besonderheiten, die Innsbruck zum führenden Transplantationszentrum Österreichs machen:
- Innsbruck ist das einzige Zentrum, das alle Arten von Transplantationen in Österreich durchführt (inkl. Hand und Unterarm).
- Lebertransplantationen bei Kindern werden nur in Innsbruck durchgeführt.
- An der Innsbrucker Klinik werden die meisten Lebern und Bauchspeicheldrüsen transplantiert.
- Innsbruck ist außerdem ein führendes Zentrum für die maschinelle Organkonservierung außerhalb des menschlichen Körpers. Dadurch besteht die Möglichkeit Spenderorgane mit technischer Unterstützung weit über die früher möglichen Zeitspannen hinaus zu konservieren, zu beurteilen und später zu transplantieren.