Status Wesentlichkeitsanalyse | Dezember 2024
Was ist wesentlich?
Diese Frage haben wir im April 2024 auf verschiedenen Plakaten an unsere Mitarbeiter:innen gestellt. Abgebildet waren Gegenstände und Gebrauchsartikel aus unserem Krankenhausalltag. Die Plakate sollten dazu anregen, sich mit den positiven und negativen Auswirkungen von alltäglichen Ge- und Verbrauchsartikeln auf Mensch, Umwelt und Unternehmen auseinanderzusetzen.
7 Workshops, 150 Mitarbeiter:innen und Evaluierung
Zugleich haben zahlreiche Mitarbeiter:innen im Rahmen mehrerer Workshops tatsächliche und mögliche Auswirkungen, Risiken und Chancen in den Themenbereichen "Management & Personalentwicklung", "Medizinischer Prozess", und "Infrastrukturprozess" erarbeitet. Die Ergebnisse wurden von der Geschäftsleitung, den Kollegialen Führungen der Standorte und den Geschäftsführungen der tirol kliniken-Beteiligungen evaluiert. Auch externe Stakeholder aus Politik, Wissenschaft, Kammern, Patient:innen-Vertretung, NGOs und anderen Partner-Organisationen wurden zur Ergänzung und Bewertung der für die tirol kliniken wesentlichen Themen befragt.
Risiken und Chancen
Resultat der bisherigen Analyse ist eine umfangreiche Liste von 104 Themen, die mögliche Handlungsfelder zur Gestaltung ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltiger tirol kliniken darstellen. Wo müssen wir Strategien entwickeln, um negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt zu reduzieren? In welchen Bereichen bewirken wir Positives und wie können wir diese Effekte besser nutzen? Wesentlicher Faktor in dieser Betrachtung sind auch die sich verändernden Rahmenbedingungen, also z.B. der Einfluss durch den Klimawandel und die zukünftige Verfügbarkeit von Ressourcen.
Wie geht es weiter?
- Konsolidierung und Priorisierung der Themen durch die Geschäftsführung
- Ergänzung der Themen durch eine Klimarisiko- und Vulnerabilitätsanalyse: Wie stark sind unsere Standorte und Einrichtungen - in verschiedenen Klimaszenarien - von Extremwetterereignissen (Sturm, Hagel, Hochwasser, Hitze) betroffen?
- Einrichtung einer Arbeitsgruppe für Resilienz: wie können wir uns bestmöglich an veränderte Umweltbedingungen anpassen?
- Vorbereitung auf die EU-Taxonomie-Verordnung: Welche unserer Wirtschaftstätigkeiten haben das Potential zur Nachhaltigkeit des Gesamtsystem beizutragen?
- Nachhaltigkeitsberichterstattung - Kriterienhandbuch: Welche Daten müssen wir künftig erheben, damit wir unsere Nachhaltigkeits-Performance darstellen und jährlich berichten können?
Weiterführende Informationen
Fragen rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung können Sie gerne an die Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement unter nachhaltigkeit@tirol-kliniken.at richten.
Start der Kampagne | April 2024
BIN ICH WESENTLICH?
Auf einer Plakatkampagne in unseren Häusern stellen wir derzeit die Frage nach der Wesentlichkeit von Themen, denen wir Beachtung schenken sollten. All die abgebildeten Gegenstände benötigen wir in unserem Alltag. Aber wissen wir genau, woher die Gegenstände kommen, von wem und wie sie gemacht wurden und wie sie entsorgt werden? Wissen wir, welche Auswirkungen sie auf Mensch und Umwelt haben? Wir durchleuchten unser gesamtes Unternehmen mit Fokus auf wesentliche Handlungsfelder in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Sie bilden künftig die Grundlage für unsere Nachhaltigkeitsstrategie und eine transparente Berichterstattung. Welche Bereiche als wesentlich eingestuft werden entscheidet sich in der sogenannten "Wesentlichkeitsanalyse".
INFOS ZUR WESENTLICHKEITSANALYSE
- Was ist wesentlich?
- Warum ist das wichtig?
- Wer will das wissen?
- Wer muss die Frage nach der Wesentlichkeit beantworten?
- Wie finden wir heraus, was wesentlich ist?
- Wann soll die Analyse stattfinden?
- Was machen wir mit den Ergebnissen?
- Kontakt
WAS IST WESENTLICH?
- Wesentlich sind Auswirkungen unseres Handelns, wenn sie die Umwelt und/oder Menschen in erheblichem Ausmaß beeinträchtigen können.
- Wesentlich ist auch ein Handeln, das Menschenrechte verletzen kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob Auswirkungen positiv oder negativ sind, tatsächlich oder nur möglicherweise eintreten.
Von uns verwendete Gegenstände wie beispielsweise eine Venenverweilkanüle, ein Medikament, ein Kaffeebecher, Klopapier, Klebstoff oder das Nahrungsmittel Wurst helfen uns dabei, unsere Patient:innen zu behandeln, unsere Aufgaben zu erledigen bzw. unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Sie sind aber auch dazu geeignet, Menschen, Menschenrechte oder die Umwelt zu schädigen,
- wenn ihre Produktion mit einem hohen Ressourcenverbrauch verbunden ist,
- wenn sie nur einmal gebraucht oder gar ungebraucht im Abfall landen,
- wenn sie aufgrund von Emissionen die Gesundheit oder das Klima schädigen,
- wenn deren Herstellung nur in Billiglohnländern ohne Umwelt- und Sozialstandards erfolgt etc.
Wesentlich sind auch Entwicklungen, die den Geschäftserfolg der tirol kliniken heute oder in Zukunft beeinflussen könnten, weil sie Risiken oder Chancen für die Gesundheitsversorgung bergen.
Wir müssen also herausfinden, wo wir in unserem täglichen Handeln entsprechende Auswirkungen, Risiken und Chancen vermuten, die wir als "wesentlich" einstufen.
WARUM IST DAS WICHTIG?
WER WILL DAS WISSEN?
Der Gesetzgeber (EU) verpflichtet im Rahmen der sog. CSRD1-Richtlinie alle größeren Unternehmen, ab dem Jahr 2026 im Rahmen des Geschäftsberichtes offen zu legen, ob sie ökologisch und sozial nachhaltig wirtschaften. Die Richtlinie wird in Österreich als Nachhaltigkeitsberichtsgesetz umgesetzt. Dem entsprechend sind auch die tirol kliniken aufgefordert, die Auswirkungen ihres Handelns auf Mensch und Umwelt darzulegen und die Einhaltung von Menschenrechten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu prüfen.
1 CSRD - Corporate Sustainability Reporting Directive
WER MUSS DIE FRAGE BEANTWORTEN?
Laut Richtlinie haben die Geschäftsführungen dafür zu sorgen, dass alle benötigten Informationen zur Nachhaltigkeit ab dem Jahr 2025 gesammelt werden. Dabei sind alle relevanten Stakeholder innerhalb und außerhalb der Unternehmen einzubeziehen.
Auch in den tirol kliniken werden die Mitarbeiter:innen und Partner:innen, vom medizinischen bis hin zum Servicepersonal, von den Lieferant:innen bis hin zu den Eigentümer:innen eingeladen, Risiken und Chancen für das Unternehmen zu ermitteln und hinsichtlich ihres Einflusses auf Mensch, Umwelt und die Gesundheitsversorgung zu bewerten.
WIE FINDEN WIR HERAUS, WAS WESENTLICH IST?
Offenzulegen sind nur jene Informationen, die im Rahmen einer sogenannten "Wesentlichkeitsanalyse" als relevant eingestuft wurden.
Mit Hilfe einer vorgegebenen Themenliste wird untersucht, ob die tirol kliniken im Rahmen der Gesundheitsversorgung und der damit einhergehenden Begleitprozesse u.a. den Klimawandel anheizen, die Biodiversität beeinträchtigen, zur Umwelt- und Wasserverschmutzung beitragen oder die Kreislaufwirtschaft fördern. Geprüft wird auch, ob das Handeln der tirol kliniken z.b. mit der Förderung von Mitarbeiter:innen, mit Chancengleichheit, fairen Geschäftsbeziehungen oder der Einhaltung von Menschenrechten einhergeht und auch, ob die dazu nötigen organisatorischen Strukturen vorhanden sind.
- In mehreren Workshops wollen wir gemeinsam drei medizinische, einen technischen und einen administrativen Prozess betrachten und dabei die Auswirkungen unseres Handelns auf Mensch und Umwelt erarbeiten (Impact Materiality).
- Die finanziellen Auswirkungen, zB. des Klimawandels, fehlender Ressourcen oder problematischer Geschäftsbeziehungen etc. auf die Geschäftstätigkeit der tirol kliniken werden ebenfalls in einem Workshop untersucht (Financial Materiality).
- Zuletzt werden sämtliche Ergebnisse durch zusätzliche Befragung einer größeren Stakeholdergruppe ergänzt.
WANN SOLL DIE ANALYSE STATTFINDEN?
- Am 22.4.24 starten wir mit einer Kick-Off-Veranstaltung für Führungskräfte. Dabei werden der Ablauf erläutert, die möglichen Einflussfaktoren für die tirol kliniken und die relevanten Stakeholder, also die Mitwirkenden am Verfahren, bestimmt.
- Im Mai und Juni sollen die Themen-Workshops stattfinden, um Auswirkungen, Risiken und Chancen zu ermitteln. Die kollegialen Führungen werden Mitarbeiter:innen in die Workshops entsenden.
- Die Befragung aller relevanten Stakeholder innerhalb und außerhalb der tirol kliniken im Juli 2024 soll die Wesentlichkeitsanalyse abschließen.
WAS MACHEN WIR MIT DEN ERGEBNISSEN?
Als Ergebnis unserer Analyse erwarten wir eine sogenannte "Wesentlichkeitsmatrix".
Sie gibt vor, mit welchen Themen sich die tirol kliniken prioritär beschäftigen werden, um mögliche Risiken zu minimieren und Chancen für die Gesundheitsversorgung zu nutzen.
In der zweiten Jahreshälfte sollen Daten zum Ist-Stand in jedem Themenbereich erhoben werden, damit wir konkrete Nachhaltigkeitsziele formulieren und Maßnahmen zur Erreichung der Ziele festlegen können.
Zielvereinbarungen mit den Führungskräften sollen dazu beitragen, Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil aller Arbeitsprozesse in den tirol kliniken zu begreifen und "nachhaltige" tirol kliniken mitzugestalten.
KONTAKT UND INFORMATION
Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement
Leitung Dr.in Dagmar Rubatscher
nachhaltigkeit@tirol-kliniken.at